Studienplatzprognose Master-Plätze werden knapp

Der Bedarf an Master-Studienplätzen könnte in den nächsten Jahren drastisch steigen, haben Bildungsforscher errechnet. Der Grund: Bislang strömen viel mehr Bachelor-Studenten in ein weiterführendes Studium, als vorausberechnet. 2016 könnten bis zu 36.000 Master-Bewerber leer ausgehen.
Studenten in einem überfüllten Hörsaal: Wollt ihr wirklich alle Master?

Studenten in einem überfüllten Hörsaal: Wollt ihr wirklich alle Master?

Foto: DPA

Schlechte Nachrichten für Bachelor-Studenten mit weiteren akademischen Ambitionen: Die Nachfrage nach Master-Studienplätzen könnte das Angebot an deutschen Hochschulen in den nächsten Jahren deutlich übersteigen. Das zeigt eine Modellrechnung des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE), die SPIEGEL ONLINE vorliegt. Für viele Bachelor-Absolventen bedeutet das, dass ihr Wunsch nach einem weiterführenden Master-Studium schwieriger zu realisieren sein könnte als angenommen.

Die Forscher des CHE entwarfen Modellrechnungen für drei unterschiedliche Annahmen: Sie errechneten die Zahl der Master-Studenten für den Fall, dass jeder Zweite, gut zwei Drittel oder gar 85 Prozent der Bachelor-Absolventen in Deutschland ein weiterführendes Studium anstreben.

Das Ergebnis: Die Nachfrage nach Master-Plätzen werde in den kommenden Jahren kontinuierlich steigen und 2016 ihren Höhepunkt erreichen. Je nach Szenario werden dann zwischen 175.000 und 265.000 Bachelor-Absolventen ein Master-Studium aufnehmen wollen, glauben die Experten. Zum Vergleich: Im Jahr 2011 gab es 113.737 Anfänger im Master-Studiengängen. Selbst bei der vorsichtigen Annahme, dass nur jeder zweite Bachelor-Absolvent direkt ein Master-Studium anschließt, ist mit einem stärkeren Anstieg von Master-Studenten zu rechnen, als ihn Bund und Länder bislang errechnet haben.

Bis zu 36.000 Bachelor-Absolventen ohne Master-Platz

"Die berechneten Szenarien zeigen die Dramatik auf, die nun im Master-Bereich auf die Hochschulen zukommt", sagt CHE-Geschäftsführer Frank Ziegele. Im Vergleich zu den bisherigen Berechnungen der Bundesregierung müssten 2016 im Fall einer Übertrittsquote von 85 Prozent sogar bis zu 36.000 Bachelor-Absolventen auf ein angestrebtes Master-Studium verzichten.

Mit dem Hochschulpakt 2020 versuchen Bund und Ländern bislang, ausreichend viele Studienplätze zu finanzieren. Ihre Schätzungen wurden allerdings mehrmals von deutlich höheren Studentenzahlen wiederlegt. Ausgehend von der Zahl der bisherigen Master-Anfänger treffe das 85-Prozent-Szenario die zu erwartenden Zahlen am besten, sagte Gunvald Herdin, der am CHE die Modellrechnung miterstellt hat.

Die Fachleute des CHE betonen allerdings, dass es sich um eine Rechnung mit Unbekannten handelt: Ein Aufschwung auf dem Arbeitsmarkt könnte etwa dazu führen, dass viele Bachelor-Absolventen sofort in den Job gehen und auf einen Master verzichten. Helfen könnte laut CHE-Geschäftsführer Ziegele, wenn Studenten direkt mit dem Bachelor erste Berufserfahrungen sammelten und zur gleiche Zeit weiterbildendende Master-Angebote ausgebaut würden. So ließe sich die Nachfrage nach Master-Studienplätzen zeitlich strecken und das lebenslange Lernen würde gefördert.

Wichtig sei in jedem Fall, dass man den Master jetzt nicht aus dem Blick verliere, sagte Ziegele und appelliert damit auch an die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK). Das Gremium besteht aus den Bundes- und Landesminister für Bildung und Forschung, die am Donnerstag und Freitag über die Aufstockung des Hochschulpakts verhandeln wird.

Denn bei allen Prognosen wissen die Minister natürlich, dass sie sich bislang bei ihren eigenen Vorhersagen oft vertan haben: Zwar sank die Zahl der Studienanfänger nach Rekordwerten inzwischen, die Zahl der Erstsemester an deutschen Hochschulen bleibt aber auf hohem Niveau und über allen bisherigen Prognosen für die Hochschulpakte.

jon
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