Comic als Diplomarbeit Girl leaves Boy
"Freunde" ist eine Sammlung autobiografischer "Boy meets Girl"-Geschichten. Oder besser: Girl leaves Boy. Der Titel verrät bereits, dass niemand auf ein Happy End zu hoffen braucht.
Von den ersten aussichtslosen Anhimmeleien in Teenagerjahren bis zur vergeblichen Liebe des letzten Sommers reicht der Bogen der Geschichten, den der 26-jährige Berliner Markus Witzel spannt. Vier kurze Erzählungen vom unglücklich verliebt sein, zusammengehalten durch den lakonischen, immer latent verzweifelten Tonfall des Ich-Erzählers.
Alles ehrlich, alles echt. Statt eines siegreichen Strahlemannes gibt es einen lupenreinen Loser als Held, der exakt dieselben Fehler macht, die wir alle mal in unserem Liebesleben machten. Oder machen.

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Kürzlich hatte bereits der Saarbrückener Designstudent Felic Görmann, kurz Flix, einen autobiografischen Comic als Diplomarbeit eingereicht - und für "Held - it's my life" ebenfalls eine Eins erhalten.
Markus Witzel entscheid sich für die Kunsthochschule Berlin-Weißensee, die derzeit nicht umsonst als die Comichochschule Deutschlands gilt. Wo Nachwuchsstars wie Ulli Lust oder Kai Pfeiffer ihr "Comic-Diplom" ablegten, hat Mawil bis zum vergangenen Jahr Mavil Kommunikationsdesign studiert. Und letztlich ist auch die Hochschule an allem schuld.

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Zwar hatte Markus Witzel auch vorher schon Comics gezeichnet und eigene Fanzines zusammengebastelt. Aber erst durch den Kontakt zur Zeichnergruppe "monogatari" an der Hochschule kam alles in Fahrt. Dann folgte nicht nur die hoch gelobte Anthologie "Alltagsspionage" mit den monogatari-Leuten als Semesterarbeit an der Hochschule, sondern auch Mavils erste lange Bilderzählung "Strandsafari".
Das 2003 erschienene Mini-Album, eine absurde Romanze um einen kleinen Hasen und ein Mädchen am Strand, entstand ebenfalls als Semesterprojekt. Inzwischen ist "Strandsafari" sogar in den USA erschienen.

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Und jetzt, als Abschlussprojekt dieses fruchtbaren Studiums, der "Freunde"-Band - einer der schönsten deutschen Comics überhaupt. Auf den gerade mal 64 Seiten seines Albums erzählt Mawil konzentrierten (Liebes-)Alltag. Statt egozentrischer Nabelschau zeichnet er einen komischen und gleichzeitig zutiefst melancholischen Seelenstriptease.
Das wirkt nachhaltig. In seiner emotionalen Wirkung ist das Album nur noch mit den besseren Werken von Ralf König zu vergleichen. "Wir können ja Freunde bleiben" erzählt nicht die Geschichte irgendeiner Figur, es erzählt dem Leser von sich selbst.
Inzwischen ist der Comic auch veröffentlicht. "Wir können ja Freunde bleiben" liegt seit einigen Wochen als großformatiges Album beim anerkannten Berliner Independent-Verlag Reprodukt vor.