Comics bei der Buchmesse Wir können ja Freunde bleiben
Die Leipziger Buchmesse zieht immer mehr junge Leser an. Nicht nur dank Judith Hermann und Juli Zeh, sondern vor allem wegen der Comics. Besonders trägt dazu natürlich der Manga-Boom bei. Doch auch ein Blick auf die nationale Independentszene lohnt. So traf sich ein breites Publikum am Freitag- und Samstagnachmittag bei den Signierstunden von Mawil.
Der Comiczeichner aus Berlin heißt eigentlich Markus Witzel und hat gerade erfolgreich sein Grafikdesignstudium zu Ende gebracht. Seine Comics sind oft autobiographisch und geben auf so charmante Art einen Einblick in Lebensglück und -leid, dass sich jeder darin wieder findet.
Zum Beispiel in der Geschichte über die verzweifelte Wohnungssuche in Berlin ("Alltagsspionage", Monogatari). In der "Strandsafari" (Schwarzer Turm) erzählt Mawil dann von dem Sommer eines gestrandeten Hasen, und am Ende hört man schon fast selbst das Meer rauschen.
Mawil dazu, wie der "Hasi" entstand: "Ich habe ihn aus dem ersten autobiographischen Charakter entwickelt, eine ganz normale Figur mit rundem Kopf und Brille, und habe festgestellt, dass er so mit Hasenohren und kleinem Körper eben mit Kindchenschema - viel niedlicher aussieht. Mit dem Hasen mach' ich die Dinge, die ich sonst in autobiographischen Sachen nicht machen könnte, da spinn' ich mehr rum."

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Die Sache mit der Tanzschule: Damenwahl - ein Auszug aus Mavils jüngstem Band "Wir können ja Freunde bleiben" |
Mawils Abschlussarbeit für sein Diplom heißt "Wir können ja Freunde bleiben" (Reprodukt-Verlag), und wie der Titel schon erahnen lässt, geht es hier um Beziehungen zum anderen Geschlecht. Wer jetzt auf prahlende Weibergeschichten hofft, wird enttäuscht. Stattdessen erzählt Mawil rückblickend von ersten Liebesbeziehungen, die immer anders enden, als man sich das so vorgestellt hat. Wie es momentan in Sachen Schmetterlinge aussieht, wird in bester Popstarmanier verschwiegen.
Neben der Geschichte sind für Comics natürlich die Zeichnungen das Wichtigste. "Ich habe früher versucht, megastylische Comics zu zeichnen. Wie es halt die Jugendlichen so machen - von Vorbildern abgeguckt, meins war Lewis Trondheim. Er hat mir gezeigt, dass man auch mit ganz einfachen Zeichnungen sehr aufwendige Geschichten erzählen kann."

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Vamos a la playa: Mawil und die Sache mit der feurigen Spanierin |
Mit klarer Linie und verschiedensten Erzähltechniken sorgt Mawil für Lesespaß. Da wird die eine Seite zum Haus umfunktioniert mit Zimmern, die vom zentralen Treppenhaus abführen, oder der in der Geschichte gesuchte Kaffeebecher findet sich beim aufmerksamen Lesen zwischen zwei Bildern wieder.
Und wie gefällt dem Gast Leipzig? "Ich bin oft in Leipzig, ich habe hier Verwandte. Ich finde Leipzig sehr schön. Ich find's deswegen sehr nett, weil's noch ein bisschen so ist, wie es bei uns in Ostberlin war, bevor die Wohnungen so teuer wurden und die ganzen Touristen und Studenten kamen."

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Bye, bye love: Ein Abschied - say it in broken English |
Nach "Wir können ja Freunde bleiben" steht jetzt "noch nix Großes bevor, nur ganz viel Beiträge für kleine Hefte." Gefragt, weshalb das so ist, kriegte ich eine Antwort, die in Zeiten von Cowboys und Superhelden richtig überrascht: "Bei großen Sachen ist es immer so schwer, damit anzufangen. Die bisherigen waren halt immer als Hochschulprojekte angemeldet, deswegen war ich gezwungen, es zu einem Termin fertig zu haben. Wenn man dann selbst der Auftraggeber ist, wird's schwierig." Ein Glück, es gibt ihn doch noch, den Homo sapiens.
Von Juliette Kaiser