Drastische Plakat-Kampagne "Ich schlage dir die Fresse ein"
"Fallen Sie auch immer wieder die Treppe hinunter?" lautet die provokante Frage neben einem Ledergürtel, der sich zu einer Serie von Stufen formt. Die Werbekampagne von insgesamt 18 Weimarer Studentinnen und Studenten für den "Weißen Ring", einer Hilfsorganisation für Kriminalitätsopfer, spart nicht mit drastischen Darstellungen.
"Das ist auch angemessen", sagt Werner Holzwarth, Professor für Visuelle Kommunikation an der Bauhaus-Universität, der das "Projekt Opfer" betreut. "Als beim Briefing durch den Weißen Ring Opferpsychologen die Leiden von verprügelten Ehefrauen und misshandelten Kindern beschrieben, waren zunächst alle nur geschockt." Das Thema sei der Projektgruppe sehr nahe gegangen, manche Männer hätten sich angesichts der manchmal unfassbaren Brutalität ihrer Geschlechtsgenossen gefühlt "wie Schweine".

Drastische Plakat-Kampagne: "Ich schlage dir die Fresse ein"
Schließlich griffen die Weimarer Studenten, Männer und Frauen, doch zu Stift, Maus und Fotoapparat und entwarfen eine Serie von über 100 Arbeiten für den Weißen Ring - vor allem Plakate, außerdem Radio- und Fernsehspots sowie Werbegeschenke. Sie zeigen Täter, Opfer und die furchtbaren Folgen häuslicher Gewalt. Ihm sei es lieber, wenn seine Studenten in ihren Arbeiten an die Grenzen des guten Geschmacks gingen, sagt Holzwarth - "das Rückgrat bekommen sie im Beruf noch früh genug gebrochen."
Die Werke sind vom 13. März bis zum 11. April im Kulturhof zum Güldenen Krönbacken in Erfurt zu sehen. Danach geht die Ausstellung auf Reisen und soll unter anderem im Deutschen Bundestag in Berlin zu betrachten sein.
Die Beschäftigung mit gesellschaftlichen und politischen Themen hat an der Gestaltungs-Fakultät der Weimarer Universität schon Tradition. So traten die Designstudenten vor gut zwei Jahren zur "Deutschland im Herbst"-Inventur an und entwarfen Plakate und Videos als "Momentaufnahme einer Generation".
Auch Kommilitonen anderer Designfakultäten greifen gern aktuelle Themen auf. In Dortmund beispielsweise dachten Designstudenten ein Semester lang über Aktionen gegen rechte Gewalt nach - dabei entstanden sehenswerte Plakate und Postkarten.