Eine halbe Million Studienanfänger Hörsaal-Drängelei und Bafög-Stau

515.800 Erstsemester haben sich ins Studium gequetscht, so viele wie nie zuvor, bestätigte jetzt das Statistische Bundesamt. Damit erreicht die Gesamtzahl der Studenten einen neuen Höchststand. Der Andrang führt auch zu längeren Wartezeiten beim Bafög.
Studenten in Aachen: Es ist eng geworden an den Unis und Hochschulen

Studenten in Aachen: Es ist eng geworden an den Unis und Hochschulen

Foto: dapd

Es ist wie bei den Gezeiten: Man wusste, dass die Flut kommt. Jetzt ist sie da - und auch offiziell bestätigt vom Statistischen Bundesamt: In diesem Jahr haben sich in Deutschland erstmals mehr als 500.000 Studienanfänger eingeschrieben. Die Zahl der Erstsemester im Winter- und Sommersemester sei gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent auf 515.800 gestiegen aus Basis vorläufiger Zählungen.

Damit erreichte auch die Zahl der Studenten insgesamt einen Rekord: Im laufenden Wintersemester zählen die Hochschulen rund 2,4 Millionen Studenten, knapp acht Prozent mehr als im Vorjahr und so viele wie nie zuvor. An Universitäten oder vergleichbaren Hochschulen sind 1,6 Millionen, an Fach- und Verwaltungsfachhochschulen 800.000 Studenten immatrikuliert.

Damit stieg die Studienanfängerquote um zehn Prozentpunkte auf 55 Prozent, also der Anteil derjenigen einer Alterskohorte, die ein Studium beginnen. Hauptgründe für den starken Anstieg sind dem Bundesamt nach, wie erwartet, die doppelten Abi-Jahrgänge in Bayern und Niedersachsen sowie die Aussetzung der Wehrpflicht.

Mehr Männer, weniger Frauen

Das Ende der Wehrpflicht lässt auch den Anteil der männlichen Studenten deutlich steigen: Die Zahl der männlichen Erstsemester kletterte um 23 Prozent auf 275.510, die der weiblichen nur um neun Prozent auf 240.323. Der Frauenanteil, der in den vergangenen Jahren stets bei über 49 Prozent lag, sank in diesem Jahr bei den Studienanfängern auf 46,6 Prozent.

Die stärksten Zuwächse gab es in Bayern, wo die Zahl der Erstsemester um 32 Prozent auf rund 85.800 kletterte, in Nordrhein-Westfalen (plus 22 Prozent auf rund 119.500) und Niedersachsen (plus 19 Prozent auf knapp 37.000). In Brandenburg, dem Saarland und Thüringen blieb die Zahl der Studienanfänger dagegen fast gleich.

Entsprechend hoch ist auch die Belastung bei den Bafög-Ämtern. "Zurzeit gibt es Überlastungen in Bayern, Nordrhein-Westfalen und in weiten Teilen von Niedersachsen", sagte Bernhard Börsel, der beim Deutschen Studentenwerk für die Studienfinanzierung zuständig ist. Hier müssen Erstsemester mit einer längeren Bearbeitungszeit ihrer Anträge rechnen. "Es werden aber Sonderschichten geschoben, damit es so wenig Verzögerungen wie möglich gibt", sagte Börsel.

Er empfiehlt Erstsemestern, für eine schnelle Bearbeitung unbedingt darauf zu achten, dass die eingereichten Unterlagen vollständig sind. Dazu gehört nicht nur das Antragsformular, sondern auch alle Nachweise, um die gebeten wurde, etwa der Einkommensbescheid der Eltern.

In dringenden Fällen können Studenten außerdem einen Antrag auf Vorauszahlung des Geldes stellen. Dann können Hochschulneulinge schon Geld aufs Konto bekommen, bevor über den Antrag endgültig entschieden wurde. "Das geht aber nur in sehr dringenden Fällen."

otr/dpa/dapd/AFP
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