Voraussagen sind schwierig, besonders wenn sie die Zukunft betreffen: Jetzt haben Berliner Wissenschaftler eine neue Studienanfängerprognose vorgelegt. Demnach könnte Deutschlands Studentenzahl früher einbrechen als erwartet.
Noch ist es eng an Deutschlands Hochschulen, das könnte sich aber früher ändern als bislang angenommen. Eine neue Prognose des privaten Berliner Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (Fibs) geht davon aus, dass bis zum Jahr 2025 die Zahl der Studienanfänger um ein Fünftel auf 406.500 sinkt (Aufsatz als PDF). Die Forscher korrigieren damit eine erst kürzlich vorgelegte Schätzung der Kultusministerkonferenz (KMK) deutlich nach unten.
Anfang Mai hatten die Kultusminister ihre Prognose vorgestellt: Im Jahr 2013 gab es demnach rund 507.000 Erstsemester in Deutschland, bis zum Jahr 2019 rechnen die Minister weiter mit rund 500.000 neuen Studenten jährlich. Erst danach sei ein allmählicher Rückgang auf 465.000 Studienanfänger im Jahr 2025 zu erwarten. Damit hatte sich die KMK deutlich verschätzt: Im Jahr 2009 rechnete sie noch mit rund 374.000 Studenten im Jahr 2020.
Eine Prognose will die Zukunft abbilden, das ist bekanntlich nicht ganz einfach. Wichtig und notwendig ist es trotzdem, schließlich hängt davon unter anderem ab, wie viel Geld Deutschlands Hochschulen von der Politik bekommen: Umso mehr Studenten voraussichtlich ein Studium beginnen, desto mehr Geld fließt. Während der Hochschulpakt - mit dem Bund und Länder gemeinsam versuchen, die Zahl der Studienplätze zu steigern - auf den Zahlen der KMK basiert, hat das Fibs seine Prognose nicht im Auftrag, sondern in Eigenregie erstellt. Die Politik muss die Zahlen also nicht berücksichtigen.
Es lässt sich nur schwer voraussagen, wie viele junge Menschen tatsächlich ein Studium aufnehmen. Auch bildungspolitische Entscheidungen lassen sich oft nicht Jahre im Voraus absehen und deren Konsequenzen nicht einschätzen: So hatte die Einführung des verkürzten Abiturs auf acht Jahre (G8) zur Folge, dass zuletzt in einigen Bundesländern zwei Jahrgänge auf einmal ihr Abitur geschrieben haben. Dementsprechend strömten deutlich mehr junge Menschen an die Uni. Auch die Aussetzung der Wehrpflicht hat dazu geführt, dass mehr Abiturienten ein Studium aufgenommen haben.
Die Berliner verschätzten sich auch schon gewaltig
Das Fibs hat diese Unwägbarkeiten nun anders berechnet als die KMK: Während die KMK für ihre Berechnungen die Studentenboomjahre 2010/11/12 fortschreibe, berücksichtige sein Institut die einmaligen Effekte von G8 und Aussetzung der Wehrpflicht, erklärt Dieter Dohmen, Gründer und Direktor des Fibs. Dementsprechend sagen sie deutlich weniger Studienanfänger für die kommenden Jahren voraus.