ETH Zürich Elite-Uni untersucht Mobbingvorwürfe gegen Professorin

Sie soll ihre Doktoranden gedemütigt und ihnen ein absurdes Arbeitspensum abverlangt haben: Gegen eine Professorin an der ETH Zürich leitet die Uni nun eine Untersuchung ein.
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Foto: Arnd Wiegmann/ REUTERS

Jahrelang soll eine Professorin an der renommierten Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich ihre Doktoranden gedemütigt und gemobbt haben. Zusammen mit ihrem Ehemann hatte die Wissenschaftlerin seit dem Jahr 2002 das Institut für Astronomie an der Hochschule aufgebaut. "An beiden kam niemand vorbei", zitiert die "NZZ am Sonntag"  einen Insider. Die Schweizer Zeitung hatte als erste über den Vorfall berichtet.

Laut einem ehemaligen Doktoranden soll die Professorin demnach übermenschlichen Einsatz verlangt haben, misstrauisch gewesen sein und alles "bis aufs Kleinste kontrolliert" haben. Die Wissenschaftlerin habe demnach von ihren Doktoranden erwartet, ständig erreichbar zu sein. Sie habe, so die Vorwürfe, Meetings spätabends angesetzt, sie bis nach Mitternacht laufen lassen und Frauen als "schwache Wesen" bezeichnet.

Die ETH Zürich hat nun eine Administrativuntersuchung eingeleitet, wie die Pressestelle der Hochschule am Mittwoch mitteilte. Eine externe Fachperson soll demnach die Verhältnisse und Abläufe innerhalb der betroffenen Bereiche sowie das Verhalten der beteiligten Personen überprüfen. ETH-Präsident Lino Guzzella sagte: "Die formelle Administrativuntersuchung erlaubt uns, noch genauer hinzuschauen und zu entscheiden, ob noch weitere Maßnahmen getroffen werden sollen."

Bereits im Februar hatten Ombudspersonen und andere ETH-Angestellte die Hochschulleitung über die Vorwürfe der Doktoranden informiert. Diese hatten die Professorin vor allem für ihre schlechte Führung kritisiert. Laut der "NZZ am Sonntag" "brachen Männer und Frauen im Büro der Professorin in Tränen aus, eine Person brauchte sogar psychologische Hilfe".

"Eine unglückliche personelle Konstellation"

Offenbar hatten sich betroffene Doktoranden schon viel früher gegen die Professorin wehren wollen, doch ihre Vorwürfe drangen nicht bis zur Hochschulleitung durch. Die Universität will sich dazu auf SPIEGEL-Anfrage nicht äußern.

"Die Vorwürfe stehen in klarem Widerspruch zu dem, was wir von unseren Professoren und Professorinnen erwarten, deshalb haben wir schnell gehandelt", sagte ETH-Präsident Guzzella. Bereits im März sollen demnach die betroffenen Doktoranden anderen Betreuungspersonen zugeteilt worden sein.

Die Hochschule sieht ein, dass "die personelle Konstellation am Institut für Astronomie" unglücklich war, "weil die Professorin und ihr Ehemann am gleichen Institut im Professorenstatus angestellt waren", wie es in der Pressemitteilung heißt. Mit der Untersuchung will die Uni nun sicherstellen, dass Meldungen über ein angeblich mangelhaftes Führungsverhalten rechtzeitig zur Hochschulleitung gelangen.

Im August hatte die ETH das Institut für Astronomie stillgelegt und die übrigen Teile des Instituts für Astronomie ins neue Institut für Teilchen- und Astrophysik integriert. Die Ehepartner konnten allerdings weiter als Professoren an der Hochschule tätig bleiben. Inzwischen haben beide laut "NZZ am Sonntag" ein sechsmonatiges Sabbatical eingelegt. Ob die beiden zurückkommen, ist noch unklar. Sollte die beschuldigte Professorin wieder Doktoranden betreuen wollen, will die Uni sie "eng" dabei begleiten.

kha
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