Betrugsaffäre Ex-Präsident Jansen verlässt Zeppelin-Uni

Eine Provisionsaffäre hatte die private Zeppelin-Universität erschüttert, die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Ex-Präsidenten wegen Betrugs und Bestechlichkeit. Nun verlässt der ehemalige Gründungschef die Hochschule.
Stephan Jansen, umstrittener Ex-Präsident der privaten Zeppelin University (ZU) in Friedrichshafen am Bodensee

Stephan Jansen, umstrittener Ex-Präsident der privaten Zeppelin University (ZU) in Friedrichshafen am Bodensee

Foto: Patrick Seeger/ picture alliance / dpa

Erst trat er vorzeitig als Präsident zurück, nun kehrt Stephan Jansen der Zeppelin-Universität (ZU) ganz den Rücken: Der Ex-Hochschulchef werde im März kommenden Jahres an die Karlsruher Karlshochschule wechseln und zeitgleich seine Professur an der Zeppelin Universität beenden, teilte die Privatuniversität mit.

Jansen war als Uni-Chef wegen hoher Bonuszahlungen an Professoren in die Kritik geraten und daraufhin als Präsident zurückgetreten. Erfolgreiche Drittmittel-Einwerber in der Professorenschaft konnten fünf Prozent ihrer eingeworbenen Drittmittel als Provisionen bekommen. Die Forschungsförderer wusste offenbar nichts von den Boni, die wohl aus ihren Spenden und Mitteln abflossen. Vor allem Jansen selbst hatte von dem großzügigen Zahlungssystem profitiert: Er soll bis zu zehn Prozent der Summe eingestrichen haben, allein für die Fördermittel von EADS und Deutscher Telekom erhielt er in einem Monat stattliche 32.500 Euro. Auch in anderen Monaten flossen fünfstellige Beträge an Jansen.

Im Herbst 2014 hatte die Staatsanwaltschaft Ravensburg ein offizielles Ermittlungsverfahren gegen Jansen eingeleitet. Jansen wird demnach des Betrugs verdächtigt. Hinzu kam der Verdacht der Bestechlichkeit, weil Jansen Aufträge der ZU an Privatunternehmen an die Bereitstellung von Fördermitteln geknüpft haben könnte, von denen er indirekt auch persönlich profitierte. Die Ermittlungen dauern an, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft SPIEGEL ONLINE. Der Fall sei komplex, man werde noch mindestens bis Jahresende Akten auswerten und Zeugen befragen.

Ruf als akademischer Querkopf

Der 43-jährige Jansen war 2003 kurz nach der Gründung der Hochschule zu deren Präsidenten ernannt worden. Der damals jüngste Uni-Chef Deutschlands hatte den Aufstieg der ZU zur renommierten Privatuniversität vorangetrieben - und sich auch selbst einen Ruf als akademischer Querkopf erworben.

An der Karlshochschule wird Jansen im kommenden Jahr die Professur "Philanthropy & Civil Society" mit den Schwerpunkten Finanzierung, Innovation und General Management besetzen, teilt die Zeppelin-Universität nun mit. "Ich bin dankbar, die Aufbauarbeit der ZU mitgestaltet haben zu dürfen - und freue mich nun auf die Karlshochschule und die Studierenden, die mich wie die ZU zur freigeistigen, reflexiven und überraschenden Forschung und Lehre herausfordern", erklärte Jansen in einer Stellungnahme.

bkr
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