Exzellenzinitiative Sechs Hochschulen werden Elite-Unis

Überraschung bei der Exzellenzinitiative: Der Kreis der Elite-Universitäten wird um sechs erweitert. Neben Aachen, Heidelberg und Konstanz zählen Freiburg und die FU Berlin zu den Gewinnern - und auch Göttingen hat sich noch in die Spitzengruppe geschoben.
Uni Konstanz: Setzte sich überraschend klar durch

Uni Konstanz: Setzte sich überraschend klar durch

Foto: DPA

Gemeinsam haben die Vertreter der Wissenschaft heute mit den Wissenschaftsministern der Länder in Bonn getagt, um festzulegen, welche der acht Finalisten als "Spitzenuniversitäten" Millionen für die Forschung abräumen können. Das Ergebnis:

  • Klar setzten sich die RWTH Aachen sowie die Universitäten in Heidelberg und Konstanz durch, wie es sich bereits am Donnerstagabend abzeichnete.
  • Auch die FU Berlin und die Freiburger Universität schafften den Sprung in die Top-Förderung - sie standen Donnerstag auf der Kippe.
  • Überraschend stieß die Universität Göttingen noch zur Spitzengruppe; sie schien in der Expertise der Wissenschaftler schon durchgefallen.
  • Leer gehen die Ruhr-Universität Bochum und die Humboldt-Universität Berlin aus.

Damit werden mehr Hochschulen in den Kreis der Elite-Unis aufgenommen, als es Wissenschaftsrat und Deutsche Forschungsmeinschaft am Donnerstag den Bildungspolitikern nach ihren gemeinsamen Beratungen nahegelegt hatten.

Die Entscheidung ist auch von hoher regionalpolitischer Bedeutung. Ohne Göttingen gäbe es keine einzige Elite-Uni in Norddeutschland. Die Dominanz der süddeutschen Hochschulen ist ohnedies beachtlich: 2006 hatten bereits die LMU und TU München gewonnen, außerdem mit der TU Karlsruhe eine Universität aus Baden-Württemberg.

Aus dem Südwesten kommen jetzt gleich drei weitere Hochschulen hinzu. Aus Berlin, das bei der ersten Runde im vergangenen Jahr auf der Strecke blieb, schafft es diesmal mit der FU Berlin immerhin eine der drei großen Unis.

Komplizierte Entscheidungswege

Das Prozedere: Internationale Gutachterteams haben in den letzten Monaten alle eingereichten Konzepte der deutschen Hochschulen für die drei Förderlinien geprüft. Am Dienstag und Mittwoch beriet der Wissenschaftsrat über die Anträge für die Förderung als gesamte Hochschule - die "Elite-Universitäten". Derweil debattierte die DFG über die besten Exzellenzcluster und Graduiertenschulen. In der gemeinsamen Kommission beider Einrichtungen wurden die Ergebnisse am Donnerstag zusammengetragen, zunächst noch ohne Beteiligung der Politik.

Um 16.30 Uhr, eine Stunde später als geplant, beendeten die Wissenschaftler am Donnerstag ihre Beratungen und präsentierten anschließend im Restaurant "Bonner Hof" den Wissenschaftsministern der Länder die Ergebnisse ihrer Arbeit. Dabei lobten die Vorsitzenden des Wissenschaftsrates und der DFG die hohe Qualität der universitären Konzepte. Um das zu verdeutlichen, sprachen sie neben den klareren Entscheidungen in der roten und grünen Gruppe auch von "hellgrünen" Anträgen - die Farbenlehre der Gremien sieht eigentlich grüne, gelbe und rote Markierungen vor.

Elite-Siegel auch für internationales Marketing wichtig

Aus der ersten Runde der Exzellenzinitiative waren 2006 die TU München, die LMU München sowie die TU Karlsruhe als Sieger hervorgegangen. Sie werden jetzt fünf Jahre lang mit jeweils 21 Millionen Euro für die Forschung gefördert. Im Januar dieses Jahren setzen sich dann acht Universitäten als Finalisten der zweiten Runde durch.

Das begehrte Elite-Siegel ist für die Hochschulen nicht nur finanziell wichtig, sondern auch von hoher Bedeutung für die nationale wie internationale Reputation. Denn im Ausland werden die deutschen Bemühungen um mehr Spitzenforschung ebenfalls genau beobachtet. Selbst mittlere Universitäten etwa in den USA verfügen allerdings über weit höhere Forschungsbudgets als die besten deutschen Hochschulen - auch die Förderung aus dem Elite-Wettbewerb katapultiert sie nicht gleich in die Königsklasse.

Insgesamt stehen für die Exzellenzinitiative 1,9 Milliarden Euro bereit. Den Hauptanteil, 75 Prozent, trägt der Bund, das übrige Viertel steuern die Länder bei. In langen, zähen Debatten vor dem Start des Wettbewerbes hatten sie durchgesetzt, dass nicht nur wenige Leuchttürme entstehen: Durch die Förderung der "Exzellenzcluster", also gemeinsamer Projekte mehrerer Hochschulen und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen, sowie der Graduiertenschulen haben viele Universitäten die Chance, von den Geldern zu profitieren. Erfolg in diesen beiden Förderlinien war auch die Voraussetzung dafür, mit einem überzeugenden Zukunftskonzept als Spitzenhochschule zu brillieren.

Seid umschlungen, Millionen

Insgesamt maximal zehn Universitäten hätten in beiden Runden das Elite-Etikett bekommen können. Nun sind es nur nur neun, doch die eingeplanten 21 Millionen Euro jährlich sollen nicht etwa an den Staat zurückfallen, sondern im Bereich der Graduiertenschulen und Exzellenzcluster ausgegeben werden.

2006 gab es erhebliche Auseinandersetzungen:

  • Aus den Geistes- und Sozialwissenschaften konnten nur wenige Anträge umgesetzt werden.
  • Bei den Förderentscheidungen flossen die Mittel hauptsächlich in den Süden der Republik, während sich in Nord- und Ostdeutschland nur wenige Hochschulen durchsetzen konnten.
  • Und bei den Entscheidungen sahen sich die Politiker von den Wissenschaftlern übergangen, was zu heftiger Kritik führte.

Bei der aktuellen Vergaberunde scheinen die Gremien sichtlich bemüht, die Konflikte zu entschärfen. Zum einen rücken jetzt Göttingen und die FU Berlin in die Spitzengruppe auf. Zum anderen zeichnet sich auch bei den anderen Förderlinien ab, dass nord- und ostdeutsche Hochschulen diesmal stärker an den Mitteln für Exzellenzcluster und Graduiertenschulen teilhaben.

Mehr lesen über

Verwandte Artikel

Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren
Mehrfachnutzung erkannt
Bitte beachten Sie: Die zeitgleiche Nutzung von SPIEGEL+-Inhalten ist auf ein Gerät beschränkt. Wir behalten uns vor, die Mehrfachnutzung zukünftig technisch zu unterbinden.
Sie möchten SPIEGEL+ auf mehreren Geräten zeitgleich nutzen? Zu unseren Angeboten