Sie haben über Jahre höchst erfolgreich an der Börse gezockt und dann viel verloren. US-Universitäten ging in der Finanzkrise ein Fünftel ihres Vermögens flöten. Yale will jetzt 150 Millionen Dollar sparen, viele Mitarbeiter vor die Tür setzen - und nimmt sich auch die Thermostate vor.
Uni-Trutzburg Yale: Die Raumluft wird normal, Finanzkrise sei Dank
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Es steht gar nicht gut um den Finanzhaushalt einer der berühmtesten Universitäten der Welt. Darum will Richard C. Levin, Präsident der Yale University, Zeichen setzen: "Wir haben den Einschaltpunkt der Thermostate in allen Universitätsgebäuden auf 20 Grad im Winter und auf 24 Grad im Sommer geändert", schrieb er Mittwoch in einer Stellungnahme zur Geldnot der Hochschule. Nach weiteren Einsparmöglichkeiten werde gesucht.
Zimmertemperatur im Winter, etwas wärmer im Sommer, das klingt nicht wild. Bibbern oder schwitzen muss da noch niemand. Für Studenten und Mitarbeiter der Universität dürfte die leichte Schwankung der Raumtemperatur auch nicht das wahre Problem sein. Doch hinter dem Signal steht ein größeres Problem - der Uni-Präsident will in diesem und den beiden Folgejahren 150 Millionen Dollar einsparen. Die Mittel heißen: Personalabbau, keine Gehaltserhöhungen, weniger Studenten.
Die harten Einschnitte werden die Elite-Uni im US-Bundesstaat Connecticut an der Ostküste beuteln. Ihr Vermögen schrumpfte von Juni 2008 um über sechs Milliarden Dollar auf 16,9 Milliarden im Juni 2009. "Auch wenn sich die Börsen teilweise erholt haben", schreibt Levin, sei das Vermögen noch nicht wieder über 17 Milliarden Dollar geklettert. Es ist bereits die zweite Runde der neuen Sparpolitik an einer der noch immer reichsten Hochschulen der USA.
Kreativ im Geldanlegen, wenig einfallsreich beim Sparen
Die US-Unis und die Börsen - das war lange eine rasante Erfolgsgeschichte: Yale und Harvard wurden bewundert, ihre Anlagestrategien auch von großen Investmentbanken kopiert. Viele der besten Absolventen fanden direkt an ihrer Alma Mater einen ersten Job und erzielten im Finanzmanagement der Unis ähnlich hohe Einkünfte wie bei renommierten Banken. So lange die Strategie die Geldberge wachsen ließ, gab es nur vereinzelt
Kritik an den Mondgehältern der Finanzgurus - jetzt steht das System, für das sie stehen, international am Pranger.
Kürzlich ergab eine Umfrage an rund 850 privaten Colleges, dass US-Hochschulen zwischen Juni 2008 und Juni 2009 im Schnitt fast ein Fünftel ihres Vermögens einbüßten. Yale ist also beileibe nicht allein und will nun erneut Mitarbeiter entlassen - allerdings nicht beim wissenschaftlichen Personal, sagte ein Yale-Sprecher der "New York Times". Bereits 2009 mussten hundert Mitarbeiter gehen, mehrere hundert Stellen wurden nicht nachbesetzt und somit abgebaut. Jetzt sollen abermals Angestellte in Verwaltung und Technik ihre Jobs verlieren.
Die Finanzierung für bisher geförderte Forschungsvorhaben werde außerdem "reduziert, aber nicht beendet", heißt es etwas wolkig im Statement der Hochschulleitung. Die Kosten für Klimaanlage und Heizung sollen ebenfalls einen kleinen Teil beitragen.
Auf den Trick mit den Thermostaten kamen auch schon klamme deutsche Unis. So reduzierten im Winter 2008/2009 mehrere baden-württembergische Hochschulen ihre Heizkosten durch rigoroses Runterdrehen. Die Uni Konstanz machte für 14 Tage komplett zu, Ulm und Freiburg beheizten nur sporadisch und empfahlen den Mitarbeitern
Heizöfchen und warme Pullis am Arbeitsplatz. Effekt: Ein paar 10.000 Euro.