Frau am Steuer Uni Hamburg nominiert umstrittene "Raketenforscherin"
Der Hochschulrat der Universität Hamburg hat einen Vorschlag zur Nachfolge von Uni-Präsident Jürgen Lüthje gemacht: Das Gremium, das die Präsidentenwahl auf den Weg bringt, will die Stuttgarter Physikerin Monika Auweter-Kurtz, 55, ins Rennen schicken. Sie war dem Hochschulrat von einer Findungskommission als einzige Kandidatin vorgeschlagen worden.
Während das Votum der Uni eindeutig ausfiel, war die Personalie bei Studentenvertretern vorab auf heftigen Widerstand gestoßen. Sie hatten die Kandidatin mit dem Beinamen "Raketenforscherin" oder auch "Raketenmoni" belegt und sie zum Verzicht auf die Kandidatur aufgefordert. Als Leiterin des "Steinbeis Transferzentrums für Plasma- und Raumfahrttechnologie" an der Universität Stuttgart habe sie im Auftrag des Rüstungsunternehmens Bayern-Chemie Protac Materialien für Raketenbrennkammern getestet. Mit den Antrieben könnten auch Gefechtsraketen bestückt werden.
"Die Kandidatur von Auweter-Kurtz beschädigt nicht nur das Ansehen der Universität als wissenschaftliche Institution, sondern konterkariert auch die friedenspolitischen Anstrengungen vieler Wissenschaftler in Forschung und Lehre", kritisiert Bela Rogalla, studentisches Mitglied im Akademischen Senat. Auch die "Juristen gegen den Atomkrieg" (IALANA) sprachen sich gegen Auweter-Kurtz aus.
Streit um Forschungsgebiet
Die Kandidatin wies in der "Frankfurter Rundschau" die Vorwürfe zurück. Sie habe in einem größeren Projekt Grundlagenforschung für Brennkammern betrieben. Auch Ursula Plazer, Mitglied der Findungskommission und Direktorin der Zahnklinik am Universitätsklinikum Eppendorf, verteidigte im Deutschlandfunk die Wahl: "Frau Auweter-Kurtz forscht mit Sicherheit nicht direkt an Raketen. Ich glaube nicht, dass der Wissenschaftsbereich von Frau Auweter-Kurtz die Universität Hamburg schädigen kann."
Unzufrieden sind Studentenvertreter außerdem mit der Präsidentenkür, die sie für "autoritär" und undemokratisch halten. Die Findungskommission hätte Alternativkandidaten zu der Professorin für Luft- und Raumfahrttechnik benennen und die Mitbestimmungsrechte aller Hochschulangehörigen berücksichtigen müssen, bemängelt Rogalla. Die Physikerin, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes, war der Universität von einer Baseler Personalagentur vorgeschlagen worden, die sich gemeinsam mit dem ehemaligen HRK-Vorsitzenden Klaus Landfried auf die Suche gemacht hatte.
Mit der Nominierung durch den Hochschulrat ist Auweter-Kurtz allerdings noch nicht Präsidentin. Erst muss der Akademische Senat der Universität Hamburg die Wahl bestätigen, dann der Senat der Stadt Hamburg die Physikerin als neue Uni-Präsidentin formal bestellen. Es gilt als wahrscheinlich, dass die Personalie die weiteren Gremien rasch passieren wird.
jaf