Geigerin Suleika Bauer
Ehrgeizige Eltern, erfolgreiche Tochter
Die Schule ein Jahr vor dem Abi geschmissen, alles auf eine Karte gesetzt. Mit 18 Jahren wusste Suleika Bauer: "Ich wollte nichts anderes als Geige spielen." Heute ist sie 26 und auf dem Weg, sich als Geigerin zu etablieren.
An ruhigen Tagen nimmt sich Suleika Bauer, 26, viel Zeit - Zeit für sich und ihre Geige. Sechs bis sieben Stunden übt sie dann. Wenn sie Termine hat, Unterricht gibt oder im Sinfonieorchester von Schleswig-Holstein spielt, bleiben manchmal nur zwei oder drei. Das sind die weniger guten Tage.
Vor zwanzig Jahren spielte sie zum ersten Mal auf einer Violine. Damals konnte sie noch nicht einmal schreiben. Heute studiert sie an der Hochschule für Musik und Theater in Rostock, wo sie ihr Konzertexamen macht. Parallel dazu spielt sie im Orchester und unterrichtet Geige. Diese Aufteilung sei genau richtig für sie, sagt Suleika, denn so habe sie Sicherheit und genügend Zeit für Soloprojekte.
Dass Musik einmal ihr Lebensinhalt werden sollte, war lange nicht klar. Zwischenzeitlich hatte sie die Geige so wenig wie möglich zur Hand genommen, aus Protest gegen den Druck zu Hause. Beide Eltern spielten selbst professionell Geige, hatten das Talent Suleikas erkannt und erwarteten viel. Fehler beim Üben korrigierten die Eltern streng, Suleikas Spiel hatte den hohen Ansprüchen des geschulten Musiker-Gehörs zu genügen. In dieser Zeit nahm sie zwar Unterricht, die Geige beachtete sie ansonsten wenig.
Erst im Internat fand sie zurück zur Geige
Das änderte sich erst in der achten Klasse. Sie besuchte ein Internat in Rostock, wo sie als Jungstudentin Unterricht an der Musikhochschule bekam. "Die Entscheidung dorthin zu gehen, war perfekt. Hier habe ich zurück zur Geige gefunden". Heute, mit dem Abstand von mehr als zehn Jahren, sieht sie die Zeit gelassen: "Natürlich meinten meine Eltern es gut, aber mit zwölf oder dreizehn hat mich das nur genervt."
Auch wenn der Besuch des Internats eine wichtige Entscheidung für Suleika war, verließ sie die Schule ohne Abitur. "Irgendwann habe ich gemerkt, dass ich eigentlich nichts anderes machen möchte als Geige zu spielen." Also entschied sie sich, die Schule abzubrechen. Damals war sie 18, erst später erfuhr sie, dass viele Musikhochschulen Abitur voraussetzen. Aber es gibt Ausnahmen: wie bei Suleika. Sie bereitete sich ein Jahr lang auf die Aufnahmeprüfung vor, wurde angenommen und ist seitdem glücklich: "Ich habe mich voll und ganz dafür entschieden."
Suleika wirkt sicher, wenn sie von ihrer Lebensplanung erzählt. Die Zeit der Zweifel - so scheint es - ist für Suleika vorbei.