

Es ist das verflixte siebte Jahr - und jetzt soll alles besser werden: Die weltweite Hochschul-Rangliste des britischen Magazins "Times Higher Education" (THE), eines der wichtigsten internationalen Uni-Rankings, wurde generalüberholt - neue Auswertungsmethode und neue Firmen zur Datenerhebung.
Und prompt änderte sich die Bewertung einiger deutscher Unis drastisch: Die bestplazierte deutsche Hochschule im THE World University Ranking 2010/2011 ist auf einmal die Universität Göttingen - mit Platz 43. Beim letzten Mal lag sie noch auf Rang 186. Die TU München, die beim letzten Mal noch auf Platz 55 lag, landetet diesmal auf dem 101. Rang. Und die Freie Universität Berlin, im vergangenen Jahr immerhin noch auf Platz 94, hat es komplett aus den ersten 200 Plätzen gekegelt. Aus Gewinnern wurden Verlierer und umgekehrt.
Der Neustart war nötig geworden, weil herausgekommen war, dass die Rankings der vergangenen Jahre "nicht solide waren", wie der damals Verantwortliche sagte, der stellvertretende THE-Herausgeber Phil Baty. In Deutschland etwa habe sich das Ranking auf die Befragung von gerade mal 182 Wissenschaftlern gestützt - ein Geständnis, das für einige Aufregung sorgte an den Hochschulen und in der Fachwelt. In einem Beitrag für die "Zeit" griff Baty damals indirekt auch die Firma QS an, die die Daten für das Ranking gesammelt hatte. QS widersprach damals den Vorwürfen Batys und rankt fröhlich weiter. Die Firma veröffentlichte ihre erste eigene eigenständige Rangliste, das QS World University Ranking 2010, in der vergangenen Woche.
Solche Ranglisten sind so folgenreich wie umstritten: Gute oder schlechte Platzierungen können an Universitäten zu starken Schwankungen der Bewerberzahlen führen - was die Finanzierung dort, wo hohe Studiengebühren fällig werden, direkt beeinflusst. Für Hochschullehrer ist der Ruf einer Hochschule ein Entscheidungsfaktor in ihrer Karriereplanung, und auch die Politik bleibt nicht unbeeinflusst von Ranking-Ergebnissen.
Business as usual: US-Unis vorne, deutsche abgeschlagen
In Deutschland gibt es die Rankings seit gut 20 Jahren, einige internationale Rankings kommen hinzu. Wie die Leistungen in Forschung und Lehre erfasst, nach welchem Schema sie gewichtet werden, das ist für die Hochschulen von hoher Bedeutung.
Jetzt, nach der Generalüberholung, nennen die THE-Unibewerter ihre Rangliste das "strengste, transparenteste und verlässlichste Ranking aller Zeiten". Es zählen Kriterien wie Lehre und Forschung zu je 30 Prozent. Hier wird der Ruf einer Uni noch immer durch Befragungen ermittelt. Etwas stärker ins Gewicht fallen mit 32,5 Prozent Zitationen - also wie häufig auf die Forschungsergebnisse und Veröffentlichungen einer Uni Bezug genommen wird. Mit 2,5 Prozent geht in die Bewertung ein, wie viele Drittmittel eine Hochschule eingeworben hat. Und mit 5 Prozent wird die Anzahl der ausländischen Studenten, Lehrkräfte und Wissenschaftler berücksichtigt. Weniger Wert gelegt wurde auf die Tradition einer Hochschule.
Auf die Verteilung der vorderen Plätze hat die neue Methode allerdings kaum Auswirkungen. Vorne liegen - wie so oft bei internationalen Ranglisten - US-amerikanische Unis. Auch beim aktuellen THE-Ranking kommen die fünf am besten bewerteten Hochschulen aus den USA, auf dem ersten Platz landete erneut Havard.
Deutsche Hochschulen liegen abgeschlagen auf den hinteren Plätzen. Außer Göttingen schafften es nur 13 weitere Hochschulen unter die aktuellen Top 200.
1. Univeristät Göttingen / Rang 43
2. LMU München / Rang 61
3. Uni Heidelberg / Rang 83
4. TU München / Rang 101
5. Uni Freiburg 132
6. Uni Würzburg / Rang 168
7. Uni Frankfurt am Main / Rang 172
8. Uni Bielefeld / Rang 173
9. HU Berlin / Rang 178
10. Uni Bonn / Rang 178
11. Technische Hochschule Aaachen / Rang 182
12. Uni Konstanz / Rang 186
13. Karlsruher Institut für Technologie / Rang 187
14. Uni Tübingen / Rang 189
Das Göttinger Präsidium fühle sich durch die überraschend gute Platzierung bestärkt, den mit dem Zukunftskonzept der Exzellenzinitiative eingeschlagenen Kurs fortzuführen, sagte Vizepräsident Markus Hoppe.
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Die Uni Göttingen: Laut "Times"-Ranking die beste deutsche Hochschule. Im internationalen Vergleich landete sie auf Platz 43 - ein Überraschungserfolg...
...wie schon das Elite-Siegel im Exzellenzwettbewerb von Bund und Ländern. Göttingen hatte es im Jahr 2007 überraschend in den Kreis der Elite-Unis geschafft.
Auf Platz 61 im THE-Ranking landete die LMU München - damit gilt sie als zweitbeste deutsche Uni. Sie schneidet bei solchen Ranglisten meist ziemlich gut ab.
Dritter unter den Mittelmäßigen ist die Uni Heidelberg, die hier zu sehen ist. Sie landete auf Platz 83. Als nächste deutsche Uni folgt die TU München auf Platz 101.
Die Uni Freiburg, deren Bibliothek hier zu sehen ist, landete auf fünften Platz - im internationalen Vergleich auf Rang 132.
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