Uni-Bann für Heidi Klum Ich habe heute leider keine Drehgenehmigung für dich

Prominenz an der Uni: Heidi Klum überraschte eine Model-Kandidatin in der Vorlesung an der HU Berlin - mit Genehmigung der Uni. Während einige sich freuten, war die Studentenvertretung entsetzt. Jetzt hat die Modelmama Drehverbot.
Modelmama Heidi Klum (Mitte): Ärger mit HU-Studentinnen

Modelmama Heidi Klum (Mitte): Ärger mit HU-Studentinnen

Foto: Kay Nietfeld/ dpa

Sitzt man in der Vorlesung und wer kommt rein? Heidi Klum. Tatsächlich passiert an der Humboldt-Universität Berlin (HU). Sie war in Sachen "Germany's Next Top Model" ("GNTM") unterwegs, ihrer ProSieben-Castingshow. Gern überrascht das Top-Model höchstpersönlich junge Damen mit der Nachricht, dass sie sich für die nächste Staffel qualifiziert haben, in ihrem realen Leben.

Und so rauschte die Model-Macherin während einer laufenden Psychologie-Vorlesung vor rund zwei Wochen mitsamt Kamerateam in den Saal und überbrachte einer Studentin die frohe Botschaft.

Die Model-Kandidatin war sicher glücklich. Und auch für einige Kommilitonen war die Aktion vermutlich eine willkommene Abwechslung im Uni-Alltag. Wann sieht man schon mal einen Weltstar aus der Nähe?

Andere fragten sich jedoch: Warum wird für eine ProSieben-Sendung für rund eine halbe Stunde eine wissenschaftliche Uni-Veranstaltung unterbrochen? Eine Sendung, die immer wieder für ein sexistisches Weltbild kritisiert wird?

Drehverbot für Heidi Klum

Und so kam, wie jetzt bekannt wurde, Klums Besuch am Dienstag noch mal auf die Tagesordnung: Die gewählten Studentenvertreter machten laut "Tagesspiegel" ihrem Ärger in der Sitzung des Akademischen Senats Luft. Schließlich hatte das Referat für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans und Inter (LSBTI) erst kürzlich um die kostenlose Nutzung von Uni-Räumen für einen Bondage- und Drag-Workshop gebeten; das Referat hatte den Workshop im Rahmen seines Veranstaltungsangebots geplant. Doch die Uni lehnte ab. Die Vertreter fragten nun: Warum gibt die Uni einer solchen Sendung eine Bühne?

Die Studentenvertretung empfindet die Weigerung als diskriminierend und schrieb deswegen einen offenen Brief . Von Diskriminierung könne keine Rede sein, habe Uni-Präsident Jan-Hendrik Olbertz auf der Sitzung am Dienstag entgegnet. Es handele sich schließlich um private Dinge, die auch von Heterosexuellen praktiziert würden.

Genehmigt hatte den Dreh die Pressestelle der Universität. Und auch mit dem Dozenten der Vorlesung, Matthias Ziegler, habe man gesprochen. Da keine Persönlichkeitsrechte der Studenten verletzt worden seien, habe er in der Aktion keine große Kontroverse gesehen, sagte Ziegler der "Berliner Morgenpost".

Immerhin räumt HU-Pressesprecher Hans-Christoph Keller ein: Sicher sei "GNTM" ein umstrittenes Format, gelte als frauenfeindlich und absurd. "Aber eben nicht für alle. Für viele andere ist es auch lebensnah und sie finden es gut", sagte Keller. Mindestens die ausgewählte Kandidatin habe sich doch sehr gefreut, und viele Studenten der Lehrveranstaltung sowie der Dozent hätten kein Problem damit gehabt. "Das gehört auch zur Gleichberechtigung", sagte er.

Gleichzeitig wiederholte Keller dennoch die Ankündigung des Uni-Präsidenten Olbertz, die Unterbrechung des Lehrbetriebs für ein Format wie "GNTM" künftig nicht mehr zu genehmigen. Das heißt: Drehverbot für Heidi Klum.

seh
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