Rechtsextremismus-Verdacht Verfassungsschutz beobachtet Hamburger Burschenschaft

"Ehre, Freiheit, Vaterland": Der Hamburger Verfassungsschutz rückt die Burschenschaft Germania verstärkt in den Fokus. Er hält zumindest einige der Verbindungsstudenten für rechtsextrem.
Germania Hamburg (Screenshot): "Ehre, Freiheit, Vaterland" - der Wahlspruch der Burschenschaft

Germania Hamburg (Screenshot): "Ehre, Freiheit, Vaterland" - der Wahlspruch der Burschenschaft

Foto: Germania Hamburg

Der Hamburger Verfassungsschutz wird die Hamburger Burschenschaft Germania in Zukunft verstärkt beobachten, das teilte die Behörde für Inneres am Freitag mit . Es bestehe der Verdacht, dass zumindest von Teilen der Studenten "rechtsextremistische Bestrebungen" ausgehen. Dieser Personenkreis beeinflusse maßgeblich die politische Ausrichtung der Burschenschaft.

Die Hamburger Burschenschaft Germania (HB Germania) gehört zu den schlagenden - also fechtenden - Verbindungen, wurde 1919 gegründet und ist auch Mitglied der Deutschen Burschenschaft (DB). In dem Dachverband war es zwischen liberaleren und extrem konservativen Mitgliedern zu einem Zerwürfnis gekommen, unter anderem wegen eines sogenannten Ariernachweises.

Die Verfassungsschützer begründen ihren Verdacht mit zahlreichen Aktionen aus dem vergangenen Jahr; zuletzt hätten auch die politischen Aktivitäten der HB Germania zugenommen.

  • So lud die HB Germania laut Hamburger Behörde mehrfach bekannte Rechtsextremisten zu Veranstaltungen ein, darunter der rechtsextremistische Publizist Jürgen Schwab, der als Referent zum Thema "Die Manipulation des Völkerrechts" angekündigt war. Schwab gehörte früher zu den führenden Köpfen der NPD. Auch Norbert Weidner, bis November 2012 Spitzenfunktionär der DB und Chefredakteur der Verbandszeitschrift "Burschenschaftliche Blätter", war laut Verfassungsschutz Anfang April bei der Hamburger Burschenschaft zu Besuch. 2012 war Weidner in die Schlagzeilen geraten, weil er den von den Nationalsozialisten ermordeten NS-Widerstandskämpfer Dietrich Bonhoeffer als "Landesverräter" bezeichnet hatte. Ein Gericht verurteilte Weidner daraufhin wegen der Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener zu einer Geldstrafe.
  • Zudem unterhalte die HB Germania enge Kontakte zur rechtsextremistischen Pennalen Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg. Im vergangenen Sommer stellte die HB Germania der Schülerverbindung ihr Haus für eine Veranstaltung zu Verfügung. Der Verfassungsschutz beobachtet die Schülerverbindung schon seit Jahren.

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Foto: Amadeus Ulrich

  • Zudem sei die HB Germania auch durch fremdenfeindliche Parolen aufgefallen. Sie würden sich dabei kaum von Veröffentlichungen der Hamburger NPD unterscheiden.

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Die Behörde schreibt, die HB Germania betrachte sich als "elitäre, traditionsreiche und urburschenschaftlichen Idealen verpflichtete Studentenverbindung". Aus diesem Selbstverständnis heraus versuche sie, sich von der rechtsextremistischen Szene abzugrenzen. "Dies geschieht jedoch nicht aus besserer Einsicht, sondern vermutlich eher taktisch, um sich nicht einem entsprechenden Vorwurf auszusetzen", urteilt die Hamburger Innenbehörde.

fln
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