Wo Studenten studieren Zu Hause ist's am schönsten

Studenten an der Uni (Archiv): Ich wär' so gern daheim
Foto: Jens_Wolf/ picture-alliance / dpa/dpawebDer Wecker klingelt, der Himmel ist grau, der Abend war lang - soll ich jetzt wirklich in die Uni fahren? Oder vielleicht doch noch ein bisschen schlafen und mich dann hier an den Schreibtisch setzen? Andererseits: An der Uni tue ich vielleicht wirklich etwas. Hier stapelt sich der Abwasch, und die neue Folge "Game of Thrones" ließe sich streamen. Aber zur Uni ist es so weit...
Viele Studenten kennen solche Gedanken, vor allem, wenn sie selbst entscheiden können, ob, wie und wo sie lernen. Eine neue Studie, die SPIEGEL ONLINE vorliegt, zeigt jetzt, die allermeisten finden: Zu Hause lernt es sich am schönsten. Nur eine Minderheit lernt lieber auf dem Campus als in der eigenen Wohnung, dem WG-Zimmer oder dem Studentenwohnheim. Allerdings kommt es darauf an, was im jeweiligen Studienfach üblich ist: So verbringen Juristen vergleichsweise viel Zeit in Uni-Bibliotheken, während Mediziner viel lieber zu Hause ihren Stoff durcharbeiten.
Für ihre Studie "Orte des Selbststudiums" haben die Forscher vom Hochschul-Informations-System (HIS) die Angaben von rund 8000 online befragten Studenten ausgewertet. Sie wollten herausfinden, wie viel Zeit die angehenden Akademiker außerhalb von Seminaren und Vorlesungen auf ihr Studium verwenden - und wo sie es tun. Das Ziel: Arbeitsplätze an Unis und Hochschulen besser planen zu können.
In einer typischen Uni-Woche, so zeigt es die Studie, investieren die Studenten im Schnitt 34,5 Stunden in ihr Studium, davon 16,5 Stunden in Seminare, Vorlesungen und Tutorien und 18 Stunden ins Selbststudium. Wie stressig das ist, darum geht es in der Studie nicht - dafür wäre die reine Stundenzahl auch kein vernünftiges Kriterium, wie Uni-Psychologen erst kürzlich schrieben.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studie sind:
- Der wichtigste Lernort außerhalb der Lehrveranstaltungen ist für Studenten ihr Zuhause. Etwa zwei Drittel ihres Selbststudiums verbringen die Studenten dort, ein Drittel auf dem Campus - hier unterscheiden sich FH und Uni kaum, die einzelnen Fächer aber stark.
- Wie viele Stunden die Studenten mit dem Studium außerhalb der Lehrveranstaltungen verbringen, das hat auch damit zu tun, ob sie an einer Fachhochschule oder einer Uni eingeschrieben sind. Die Uni-Studenten lernen etwa 20 Stunden pro Woche allein für sich oder in Lerngruppen und verbringen 15 Stunden in den Hörsälen und Seminarräumen - bei FH-Studenten ist es umgekehrt.
- Über die Fächer hinweg schwankt der Anteil der Selbststudiumsstunden stark, die meiste Zeit außerhalb der Lehrveranstaltungen investieren angehende Juristen. Sie sind es auch, die besonders viel Zeit auf dem Campus verbringen; das gilt allerdings auch für künftige Ingenieure. Ähnlich ist es in Fächern wie Chemie, wo in höheren Semestern viel im Labor gearbeitet wird.
- Wenn Studenten auf dem Campus lernen, dann am liebsten in der Bibliothek: Vier Stunden verbringen Uni-Studenten pro Woche dort, FH-Studenten nur etwas mehr als anderthalb Stunden. Die meiste Zeit verbringen auch hier die Juristen.
- Je enger das Lernkorsett, je voller die Stundenpläne, desto mehr freie Zeit verbringen Studenten auf dem Campus.
- Natürlich hängt die Zeit auf dem Campus auch von der Studienphase ab: In höheren Semestern haben Studenten mehr Freiräume, sich ihre Zeit einzuteilen.
- Die Studienautoren vermuten, dass Studenten mit Job insgesamt weniger Zeit für ihr Studium aufwenden und in der Folge auch weniger Zeit zum Lernen auf dem Campus verbringen.
Wenig überraschend sind die Gründe für das Lernen auf dem Campus: Viele Studenten wollen mehrstündige Pausen zwischen zwei Seminaren gern sinnvoll nutzen. Auch finden sie auf dem Campus schneller die Bücher, die sie brauchen. Und, ganz banal, viele Studenten pflegen an der Hochschule ihre Freund- und Bekanntschaften.