Forschung So wollen Hochschulen gegen Pseudo-Journale vorgehen

Tausende deutsche Wissenschaftler haben Fachaufsätze ungeprüft in fragwürdigen Journalen publiziert. Jetzt haben Hochschulen Gegenmaßnahmen angekündigt.
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Foto: Kristina Kohanova / EyeEm/ Getty Images/EyeEm

Das Angebot klingt für viele Wissenschaftler verlockend: Ein Verlag bietet an, den eigenen Fachaufsatz innerhalb weniger Tage zu publizieren. Inwieweit dabei die Inhalte überprüft werden, bleibt unklar. Auch fragwürdige Studien haben so eine Chance, in die Welt zu kommen und das unter dem angeblichen Siegel der Wissenschaft. Allerdings müssen die Wissenschaftler für die Veröffentlichung bezahlen.

Die "Süddeutsche Zeitung" und die Sender NDR und WDR hatten im Juli berichtet,  dass Tausende deutsche Wissenschaftler in wertlosen Online-Fachzeitschriften pseudowissenschaftlicher Verlage publiziert haben. Nun haben zahlreiche deutsche Hochschulen auf die Berichterstattung mit unterschiedlich scharfen Maßnahmen reagiert.

  • Die Universität Hannover hat 80 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern empfohlen, in Fake-Journals veröffentlichte Artikel aus ihren Publikationslisten zu entfernen, wie die "Süddeutsche Zeitung" berichtet. 
  • Das Rektorat der Universität Bremen will den Verhaltenskodex für Wissenschaftler ergänzen.
  • Die Universität Hohenheim untersuchte stichprobenartig die veröffentlichten Aufsätze und informierte betroffene Wissenschaftler.
  • An der Universität Frankfurt untersuchen uniinterne Gremien, wo es zu wissenschaftlichem Fehlverhalten kam.
  • An der Universität Regensburg werden die Qualitätskriterien für die Finanzierung von Uni-Publikationen überarbeitet.
  • Einige Universitäten, wie zum Beispiel Würzburg und Bielefeld, erstellen Positivlisten, in denen renommierte Fachzeitschriften genannt werden, um so Pseudo-Magazine zu entlarven.

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Das Phänomen der pseudowissenschaftlichen Verlage ist zwar schon seit Jahren bekannt, doch die Zahl solcher Publikationen ist in den vergangenen fünf Jahren rasant angestiegen. So habe sich die Zahl solcher Publikationen bei fünf der wichtigsten Verlage den Recherchen von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR zufolge in den vergangenen fünf Jahren weltweit verdreifacht, in Deutschland sogar verfünffacht.

Für Wissenschaftler ist es wichtig, möglichst häufig als Studienautor genannt zu werden, um die eigene Karriere voran zu bringen. Vielen von ihnen klagen über den hohen Publikationsdruck.

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Hinter dem Publikationsskandal steckt ein Phänomen, das Wissenschaftler seit Längerem kritisieren. So hatte ein britischer Psychologe vor einigen Monaten eine Quatsch-Studie veröffentlicht, um auf das Problem aufmerksam zu machen.

Die Kernaussage der Pseudo-Studie: Konservative Politiker wischen ihren Po nach dem Toilettengang mit der linken Hand ab, bei linken Politikern sei es umgekehrt. Teilgenommen an der Studie hatten Fantasie-Politiker wie Boris Johnski, Teresa Maybe und Placido Domingo. Das Magazin "Psychology and Psychotherapy", das die Studie veröffentlichte, behauptet von sich, die Texte vorher zu prüfen.

kha
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