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Individuelles Hochschulranking: Mein Fach, mein Land, meine Uni

Foto: © Mike Segar / Reuters/ REUTERS

Neues Hochschulranking Such dir deine Uni

Wo studiert es sich am besten? Die EU-Kommission stellt vollmundig das "größte Hochschulranking der Welt" vor. Doch klare Sieger liefert sie nicht - und nur maue Infos über Unis außerhalb Europas.

Wenn alles möglich wäre, keine Stadt zu fern und kein Aufnahmekriterium zu hart: Wo würde ein angehender BWL-Student, der weltweit nach einem Studienplatz sucht, die besten Bedingungen vorfinden?

Das neue Hochschulranking U-Multirank versucht jetzt, diese Frage zu beantworten. Seit Dienstagmittag ist die Seite  online. Wie bei der Suche nach einer Urlaubsunterkunft sollen die Nutzer in einer Suchmaske ihre persönlichen Präferenzen angeben und so die Ergebnisse eingrenzen. Von der groben Suche (Welches Fach interessiert dich?) bis hin zu der Feinauswahl (Schließen die Bachelor-Studenten in der Regelstudienzeit ab?), sollen sich Studieninteressierte so bis zu ihrer Wunsch-Uni durchklicken können.

"Eine der Stärken ist die Tatsache, dass Nutzer selbst entscheiden können, welche Indikatoren wichtig sind und ihr eigenes Ranking erstellen können", sagte EU-Bildungskommissarin Androulla Vassiliou.

"U-Multirank ist das größte Hochschulranking der Welt", sagt Franz van Vught vom niederländischen Forschungszentrum Center for Higher Education Policy Studies. 850 Hochschulen aus 74 Ländern wurden untersucht, alle Kontinente sind darunter, doch der Schwerpunkt liegt auf Europa: Alle EU-Staaten sind mit Hochschulen vertreten, Deutschland mit 63. Dabei ist U-Multirank laut eigener Aussage das erste internationale Ranking, das alle Typen von Hochschulen berücksichtigt: Universitäten, Fachhochschulen und auch Privathochschulen.

Master in den USA? Die Seite hilft nicht so richtig

Allerdings ist die Endauswahl noch begrenzt: Sucht man nach einem Bachelor in BWL, an einer Uni in den USA mit internationaler Ausrichtung, spuckt die ansonsten nutzerfreundliche Seite aus: nichts. Keine große Hochschule in den Vereinigten Staaten, die international aufgestellt ist, bietet einen Business-Bachelor an? Und einen Master in Sozialwissenschaften, Wirtschaft oder Jura bietet nur die University at Buffalo an? Obgleich der Fächerfokus in diesem ersten Jahr auf Maschinenbau, Elektro- und Informationstechnik, Physik und Betriebswirtschaft liegt?

So wenig wie das Ranking den Anspruch auf eine große Auswahl erfüllt, gibt es einen Gesamtsieger, eine beste Uni oder eine Rangliste der hundert besten Hochschulen. Vielmehr werden einzelne Bereiche - 31 Indikatoren insgesamt - in fünf Notenstufen von A ("sehr gut") bis E ("schwach") bewertet.

In Deutschland haben unter anderem die TU München, die Universität Witten/Herdecke, die Uni Erlangen, die Berliner Humboldt-Uni, die Universität des Saarlandes und die Jacobs University in Bremen in mehreren Bereichen gut abgeschnitten.

Deutsche Hochschulen schneiden dem Ranking zufolge besonders gut ab in den Bereichen "Veröffentlichung von Forschungsergebnissen", "Einwerbung von Drittmitteln" und "Co-Publikationen mit Partnern aus der Industrie". Eher schlecht schneidet Deutschland hingegen ab in den Bereichen "Abschlussraten" und "Abschlüsse in der Regelstudienzeit".

Auffällig sei dabei die extreme Bandbreite zwischen Stärken und Schwächen: Diese Diversität der Hochschulen sei noch in keinem anderen internationalen Ranking sichtbar geworden, teilt das an dem Ranking beteiligte Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) mit. So landeten zwar 90 Prozent der untersuchten Hochschulen zumindest mit einem Indikator in der Spitzengruppe, allerdings würden nur 12 Prozent der untersuchten Hochschulen, also ungefähr hundert, über die gesamte Breite sehr gut abschneiden.

Heftige Kritik an Rankings

Das unabhängige Ranking wurde von der EU-Kommission finanziert und von einer internationalen Forschergruppe druchgeführt, vor allem aus Deutschland, Belgien und den Niederlanden. Um an dem Ranking teilzunehmen, konnten sich die Hochschulen selbst registrieren. Zusätzlich haben die Forscher darauf geachtet, die 500 forschungsstärksten Hochschulen der Welt mitaufzunehmen. Die Daten stammen aus unterschiedlichen Quellen: von den Hochschulen selbst, aus öffentlich zugänglichen Datenbanken sowie aus einer der größten internationalen Studentenbefragung.

Hochschulrankings gibt es viele, auch die Kritik ist immer wieder groß: Die Ranglisten hätten nur die großen und forschungsstarken Universitäten im Blick, lautet ein Argument. Sie verließen sich zu stark auf die Reputation einzelner Hochschulen, die zudem nur von einer kleinen Gruppe Wissenschaftlern bestimmt wird, lautet ein anderes. So räumte der Macher des bekannten "Times" Ranking, Phil Baty, vor einigen Jahren ein, dass die bisherigen Ranglisten praktisch wertlos waren - viel zu wenig Hochschullehrer seien befragt worden, um substanzielle Ergebnisse zu erhalten.

Auch um dieser Kritik zu begegnen, nutzt U-Multirank eine andere Methode und errechnet keinen Gesamtwert. Ganz neu ist jedoch auch das nicht. Der Ansatz ähnelt dem des jährlichen CHE-Hochschulranking, das laut CHE "umfassendste und detaillierteste Ranking deutscher Universitäten und Fachhochschulen". Auch dieses Ranking bezeichneten einige deutsche Forscher in Vergangenheit als subjektiv und unseriös; mehrere Hochschulen, Fachbereiche und Institute boykottierten es deshalb in den vergangenen Jahren sogar.

Diese 25 US-Unis sollte man sich sparen
Foto: ? Kevin Lamarque / Reuters/ REUTERS

Ich zahle fürs Studium, verschulde mich, und dafür winkt später die große Kohle? Auf diese Gleichung verlassen sich viele US-Studenten und schreiben sich an teuren Hochschulen ein. Ein Ranking zeigt nun, dass das manchmal gar keine gute Idee ist. 

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