Intelligenz-Rabatt Superschlaue bleiben von Studiengebühren verschont

Freiburg und Konstanz kämpfen um die besten Köpfe - mit einem Sonderangebot wollen die Unis herausragende Studenten ködern: Alle Bewerber mit einem Intelligenzquotienten ab 130 können umsonst studieren.

Wer intelligent ist, zahlt keine Studiengebühren: Schlaue Studenten sind an den Universitäten in Freiburg und Konstanz ab dem Sommersemester von den umstrittenen Studiengebühren befreit - für drei Semester. Die Voraussetzung: Sie haben einen IQ von mindestens 130 und können das auch nachweisen. Bescheinigungen des Hochbegabtenvereins Mensa werden anerkannt.

"Wir wollen für Hochbegabte besonders attraktiv sein", sagte der Sprecher der Uni Freiburg, Rudolf-Werner Dreier, den "Stuttgarter Nachrichten". Bislang werden in Baden-Württemberg nur an der Uni Tübingen Abiturienten mit einem Notenschnitt von mindestens 1,2 für zwei Semester von den Studiengebühren befreit. Alle anderen Studenten müssen seit dem Sommersemester 500 Euro pro Semester zahlen.

An der Universität Freiburg sind nach eigenen Angaben in diesem Sommersemester 21 Studienanfänger aufgrund eines IQ-Tests von den Studiengebühren befreit worden. In Freiburg waren es von 8800 Studienanfängern etwa 10.

Als Grund führte Helmut Salewski von der Uni Konstanz gegenüber der Zeitung an: "Abiturnoten als Kriterium für eine überdurchschnittliche Begabung zu nehmen, ist schwierig." In Deutschland seien die Anforderungen und Bewertungen sehr unterschiedlich.

Laut "Stuttgarter Nachrichten" bezweifeln Kritiker allerdings, dass ein Hochbegabter auch erfolgreich studiert. "Ein hoher IQ ist keine Garantie für Spitzenleistungen im Studium", sagte Irene Mundel, Vorsitzende des Landesverbands Hochbegabung Baden-Württemberg. Thomas Eckerle vom Institut für Leistungsentwicklung kritisiert, dass Erfolg an der Uni vor allem von der Persönlichkeit und Motivation des Studenten abhänge.

Elitenforscher Michael Hartmann von der TU Darmstadt plädiert für soziale Kriterien anstelle eines Superhirn-Rabatts: Bei IQ-Tests schnitten "vor allem diejenigen gut ab, die aus Akademikerhaushalten kommen und entsprechend auf solche Tests vorbereitet sind. Wer aus einem sozial schwächeren Umfeld stammt, wird es ungleich schwerer haben. Deshalb ist der IQ als Förderkriterium ungerecht, denn diejenigen, die eine Förderung aufgrund eines bildungsfernen Hintergrunds und fehlender finanzieller Mittel wirklich benötigen würden, fallen erneut durch das Raster", so Hartmann in "jetzt.de". Der Freiburger Prorektor Karl-Reinhard Volz dagegen sagte, hochbegabte Mitstudierende in den Vorlesungen und Seminaren neben sich sitzen zu haben, sei ein Geschenk des "Bildungsabenteuers Universität".

kat/dpa

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