Jung, grün, europäisch Von der Uni ins EU-Parlament
Es war ein Sieg mit Ansage: Auf Listenplatz 7 stellten Bündnis 90/Die Grünen sie für die Europawahl auf. Und so konnte "Franziska Maria Keller, Studentin", den Einzug ins Europäische Parlament kaum verfehlen. Eine junge Frau unter 30, so weit oben plaziert - das hatte sich keine der anderen großen Parteien getraut.
Entsprechend gutgelaunt kommt Ska Keller, wie sie sich seit ihrer Jugend nennt, in der Freien Universität in Berlin an. Anstrengende Wochen liegen hinter ihr.
Denn trotz des sicheren Tickets für einen der 736 Parlamentssitze hat die 27-jährige Studentin im Wahlkampf die Ochsentour gemacht: Sie kletterte auf Podien, hockte sich in Studenten-WGs auf die Couch, um über Politik zu diskutieren, und kämpfte für ihre Partei auf Marktplätzen und Dorffesten in der brandenburgischen Provinz.
Europapolitik findet sie spannend: "Da geht es nicht so sehr um nationale Interessen, sondern darum, dass wir gemeinsam ein Europa bauen. Man kann da mit anderen Menschen zusammenarbeiten, die aus anderen Ländern kommen, aber die selben Ideen haben."
Viele Deutsche können diese Euphorie für Europa nicht teilen. Das zeigt die niedrige Wahlbeteiligung am Sonntag. Die EU hat ein Imageproblem, keine Frage.
Nationale Politiker nutzen die EU als Sündenbock
Die Newcomerin aus dem brandenburgischen Guben sieht die Gründe dafür bei den EU-Ländern und ihren Regierungen: "Es wird von nationalen Politikern immer viel auf die EU abgeschoben, was sie schlecht finden. Obwohl sie das teilweise mit verursacht haben. Und alles, was aus ihrer Perspektive gut ist, das schieben sie sich selber zu."
Bisher studierte Ska Keller in Berlin Islamwissenschaft, Judaistik und Turkologie und will ihr Studium in diesem Jahr abschließen. Ins EU-Parlament gewählt zu sein, macht sie mit einem Schlag zur Großverdienerin. Ska Keller weiß, dass es viele Diskussionen um die hohen Gehälter der Parlamentarier gibt. Die rund 14.000 Euro brutto im Monat sind auch für sie eine Umstellung. Enthalten sind dabei das Grundgehalt, sowie eine steuerfreie Kostenpauschale und das umstrittene Sitzungsgeld von 300 Euro pro Sitzungstag. Um der Gehaltsdebatte zu begegnen, setzt Keller auf Offenheit: "Man muss transparent machen, was man für Gelder bekommt und was man damit macht."
Auf Brüssel freut sich die Studentin. Dass es einen zweiten Sitz des Parlaments in Straßburg gibt, hält sie für falsch: "Es sollte nur einen Sitz fürs Parlament geben. Diese Hin- und Herfahrerei kostet viel Geld, kostet aber auch viel Nerven und Zeit, die man besser anders nutzen könnte."
Fünf Jahre dauert eine Legislaturperiode, und so lange wird Ska Keller in Brüssel sein. Was danach kommt, weiß sie jetzt noch nicht. Ein Leben lang im Parlament zu sitzen, kann sie sich nicht vorstellen. Ein Leben lang Politik zu machen, aber schon