Junge Ingenieure Studenten bauen Open-Source-Windrad

Unabhängig elektrisiert: Eine Studenten-Kommune in Norddeutschland hat sich ihre eigene Windkraftanlage gebaut. Mit Teilen vom Schrottplatz und einem Open-Source-Bauplan produziert sie nun ihren eigenen Strom.
Kommune in Gatschow: Ich mach' mir meinen eigenen Strom

Kommune in Gatschow: Ich mach' mir meinen eigenen Strom

Auf einem Bauernhof im mecklenburgischen Gatschow dreht sich ein spezielles Windrad. Es versorgt die Aussteiger, Umweltschützer und Bastler, die hier wohnen, mit Strom. Man sieht es der kleinen Anlage nicht an, aber es handelt sich um eine Pionierarbeit, die die Welt verbessern könnte.

Das kleine Kraftwerk ist nämlich ein "Open Source"-Produkt, maßgeblich entwickelt von der "Bande Ökologischer Energierebellen" aus Kassel. Dahinter stecken unter anderem einige Studenten der Ingenieurswissenschaften, die das beherzigen, was bei Software wie Linux oder Onlineriesen wie Wikipedia längst Erfolg hat. Die Nachwuchstüftler arbeiten an einem Onlinebauplan für Windräder mit und bieten Workshops an, in denen sie diese mit den Teilnehmern nachbauen und verbessern. Ein Angebot, das unter anderem die Gatschower Kommune und mehr als ein Dutzend anderer Gruppen dankend angenommen haben.

Inspiriert wurden die Kasseler Erfinder und Energierebellen von einem Projekt in den USA: Auf einer Farm in Missouri basteln seit einigen Jahren Freiwillige an einem "Bausatz für das globale Dorf". Sie entwickeln zum Beispiel Selbstbauanleitungen für Traktoren und andere Landmaschinen. Der Clou ist auch hier, dass die Schwarmintelligenz mitbaut und alle Baupläne online frei verfügbar sind und diskutiert werden können.

"Open Source"-Prinzip hat in Entwicklungsländern viel Potenzial

Oberstes Ziel der Kasseler Studenten war, dass die Baustoffe fürs Rad erschwinglich und leicht zu beschaffen sind. Das hat funktioniert. Mit knapp 1000 Euro Materialkosten ist das immer weiter verbesserte Windrad etwa halb so teuer wie ein kommerzielles der gleichen Größe. Wer das Rad nachbauen will, kann auch wiederverwerten: Auch in Gatschow kommt der Stahl vom Schrottplatz - und ein Radlager aus einem alten Auto.

Gerade in Entwicklungsländern ist das Potenzial des "Open Source"-Prinzips riesig. Nach der Windrad-Anleitung des Schotten Hugh Piggott zum Beispiel, an der die Kasseler Studenten auch mitarbeiten, wird inzwischen weltweit gebaut, von Kleinbauern in Argentinien und Umweltschützern in Mosambik. Bald geben die jungen Hessen einen Workshop in Bolivien, und im Sommer steht ein Prestigeprojekt an, bei dem sie dabei sein werden. Anlässlich der Uno-Klimakonferenz in Paris wollen zwölf Initiativen nahe der französischen Hauptstadt ein "Open Source"-Dorf bauen. Das Windrad der Kasseler wird sich dort ebenfalls drehen.

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Foto: Tomer Hanuka/ UniSPIEGEL

Ausgabe 2/2015

Gianis und die Groupies
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