Kampagne gegen Brausegiganten Studentenvertreter beschließen Coca-Cola-Boykott

Das Kölner Studentenparlament schließt sich Aktionen von US-Unis an und ruft dazu auf, die weltweit bekannteste Limonade zu meiden. Getränkemulti Coca-Cola dementiert die Vorwürfe, die von Ausbeutung über Umweltverschmutzung bis zur Verstrickung in Morde reichen.

Das Studentenparlament der Universität Köln hat einen Boykott sämtlicher Getränke des Coca-Cola-Konzerns in den Mensen und Cafeterien der Hochschule beschlossen. Als Grund nannte die Evangelische Studentengemeinde (ESG) heute, der Konzern sei mitverantwortlich für Menschenrechtsverletzungen in Kolumbien und Morde an Gewerkschaftern durch Todesschwadronen.

Der Boykott gründet auf einen Antrag der Evangelischen Studentengemeinde im Kölner Studentenparlament. Der Aufruf ist Teil einer internationalen Kampagne, mit der sich seit einigen Monaten vor allem US-amerikanische und kanadische Studenten vehement gegen den Getränkeriesen wenden. In Deutschland haben nach Angaben der Studentengemeinde bereits die Asten der Universitäten Bonn und Wuppertal zum Brause-Boykott aufgerufen. Die Liste der Hochschulen, die die Coca-Cola-Gegner unterstützen, umfasst weltweit rund drei Dutzend Universitäten.

Die Kölner Studentenvertreter fordern die Auswechslung der Coca-Cola-Produkte aus sämtlichen Automaten, die in Uni-Gebäuden und Gebäuden des Studentenwerkes stehen. In den USA zeigte der Protest bereits durchschlagende Wirkung: Mehrere große Universitäten, darunter die University of Michigan und die New York University, beugten sich dem Druck der Aktivisten und kündigten millionenschwere Verträge mit dem Getränkemulti.

Die Vorwürfe wiegen schwer: Unter anderem soll der Konzern an der Ermordung von sieben Gewerkschaftsführern in Kolumbien beteiligt gewesen sein, in seinen Abfüllanlagen Dumping-Löhne eingeführt und in Indien schwere Umweltschäden angerichtet haben.

Der Slogan der Kampagne gegen "Killer-Coke" ist plakativ-bissig: "Murder - It's the real thing." Coca-Cola wehrte sich bereits gegen die Vorwürfe der amerikanischen Aktivisten: Die Anschuldigungen gegen die kolumbianischen Betriebe, sie missachteten Arbeiterrechte, seien falsch, so die Firma im, Januar in einer Stellungnahme gegenüber SPIEGEL ONLINE. Außerdem gebe es keine wissenschaftlichen Beweise dafür, dass durch Cola-Produktion Umweltverschmutzungen in Indien verursacht wurden. Zum Vorwurf der Verstrickung in Morde äußerte sich der Konzern nicht im Detail.

Das Unternehmen sorgt sich um das Ansehen seiner weltberühmten Marke. Die Protestwelle hat längst Europa erreicht, unter anderem mit Aktionen bei den Olympischen Winterspielen in Turin, wo Coca-Cola einer der Hauptsponsoren war - ebenso wie jetzt bei der Fußball WM.

Der Boykott an der Kölner Uni soll alle Produkte des Coca-Cola-Konzerns betreffen, neben Coca-Cola also auch Fanta, Sprite, Lift und Bonaqua. An der Berliner Universität der Künste organisiert die Arbeitsgemeinschaft Ethik des Asta und des Studentenparlaments für den 6. Juli eine "Kola-Konferenz", an der neben Studenten auch Vertreter des Konzerns, der Gewerkschaften und des Studentenwerks teilnehmen sollen.

jaf/AFP

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