

Diese Namen! Großzügig wird mit Apostrophen umgegangen ("Engel's Eck"), mit Dialekten operiert ("Dat Büdchen"), mit Wortspielen experimentiert ("myNaschis") oder munter drauflos angliziert ("Happy Shop Trinkhalle"): Kioskbetreiber waren eben schon immer einfallsreich - und das nicht nur in Sachen Namensgebung. Es ist ja nicht einfach, auf gerade mal 20 oder 30 Quadratmetern alles vorzuhalten, was ein Mensch so braucht zum Leben: Getränke, ein paar Snacks, auch mal gute Gespräche und ein bisschen Wärme.
Einer Studie der European Business School zufolge gibt es deutschlandweit rund 38.000 Kioske, die meisten davon befinden sich in Berlin, Hamburg und dem Rhein-Ruhr-Gebiet. Wissenschaftlich erforscht wurden die kleinen Läden und ihr Kundenstamm bisher so gut wie gar nicht, doch Architekturstudenten aus Detmold haben das nun geändert und sind dafür in die Hauptstadt der Kiosk-Kultur gegangen, nach Köln.
Dort gibt es rund tausend Büdchen, vier davon zeigen wir in der Fotostrecke. Die Nachwuchsforscher haben die Shops vermessen, fotografiert und ihr Angebot gecheckt. Außerdem fragten sie die Kunden, wie sie ihre Büdchen so finden und was sie ihnen bedeuten.
Ausgabe 1/2015
Am Ende einer Nacht
Die bizarre Geschichte zweier Studenten, die ein wertvolles Bild gestohlen haben
Die Deutschen, so viel kann man wohl ableiten aus der Umfrage in Köln, lieben ihre Büdchen; Kioske, Trinkhallen oder Spätis, wie sie in Berlin genannt werden. Einige Kunden hätten gern WLAN vor dem Zeitschriftenregal, andere pochen auf Heizpilze am Ausgabefenster, damit man beim winterlichen Quatschen und Rauchen nicht allzu sehr frösteln muss. Ansonsten hatten die Menschen, die die Detmolder Studenten befragten, keinerlei Wünsche an ihre Klein-Läden. Alles möge bitte bleiben, wie es ist.
Leider deutet einiges darauf hin, dass die deutsche Kioskkultur vor einer harten Bewährungsprobe steht. Das liegt in erster Linie daran, dass ein alter Wettbewerbsvorteil abhanden kommt: Moderne Supermärkte sind inzwischen auch oft bis 24 Uhr geöffnet - und bieten Dosenbier und Flachmänner viel günstiger an. Dazu kommen Tankstellen und Imbisse, die ihr Kerngeschäft stark erweiterten und mittlerweile mit dem Verkauf von Kaffee, Schokoriegeln und Zigaretten gute Umsätze machen.
Die Detmolder Studenten sehen das alles sehr kritisch, denn der Kiosk sei ja mehr als nur ein Ort des Konsums: Er strahle "das behagliche Gefühl von Gemeinschaft" mitten in der anonymen Großstadt aus, schreiben sie. Verschwinde das Büdchen, verschwänden oft auch die nachbarschaftlichen Verhältnisse. Deswegen müsse Städten daran gelegen sein, dass die Klein-Läden überleben und hier und da sogar neue eröffnet werden.
Die Arbeit der Nachwuchsarchitekten brachte Detmolder Kommilitonen auf eine gute Idee: Zwei Minuten vom Campus entfernt haben sie nun ein eigenes Büdchen gegründet, Neuling heißt es. Auch kein schlechter Name.
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Dat Büdchen in Köln: Deutschlandweit gibt es rund 38.000 Kioske, die meisten befinden sich in Berlin, Hamburg und dem Rhein-Ruhr-Gebiet. Wissenschaftlich erforscht wurden die kleinen Läden so gut wie nicht. Architekturstudenten aus Detmold haben das nun geändert. mehr...
Ebenfalls in Köln steht ein Kiosk, das den Namen kaum mehr verdient: das Belgische.
Auch wenn ein Kiosk seinen Namen ändert, kann der alte erhalten bleiben, wie beim Ex-Rubenseck.
Hier hat es sich der Besitzer einfach gemacht. Dieser Kölner Kiosk heißt: Kölnkiosk.
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