Kirchen-Krach Regensburger Bischof entlässt kritischen Professor

Die katholische Kirche hat dem Regensburger Theologieprofessor August Jilek die Lehrbefugnis entzogen. Dahinter steckt ein schon länger schwelender Streit zwischen dem konservativen Diözesanbischof und Kirchenkritikern, die sich dem harten Gehorsams-Kurs nicht beugen wollen.

August Jilek hatte es bereits geahnt und trotzdem nicht damit gerechnet. Seinen Lehrstuhl könne man ihm eigentlich nicht nehmen, wenn alles mit rechten Dingen zugehe - "aber das weiß man in Regensburg ja nie", so der Regensburger Professor Anfang September in der "Welt am Sonntag".

Wenig später hat die Regensburger Diözese der katholischen Kirche Fakten geschaffen und Jilek die Lehrbefugnis entzogen. Bisher ist er Professor für Liturgiewissenschaft an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Regensburg und muss sie nun verlassen. Das bayerische Wissenschaftsministerium hat bereits angekündigt, Jilek künftig anderweitig einsetzen zu wollen.

Grundlage der Entscheidung der Diözese ist der Artikel 3 des bayrischen Konkordats, das das Verhältnis von Kirche und Staat regelt. Danach kann, wie im Fall Jilek, die Kirche einem Theologieprofessor den Lehrauftrag entziehen. Der Staat muss dann für den geschassten Hochschullehrer eine andere Verwendung finden. Ob die Uni Regensburg Jilek auch als "Freigänger" seine vollen Bezüge bezahlen muss, ist noch unklar.

"Gravierende Zweifel an der kirchlichen Haltung"

Die Regenburger Diözese begründete den Schritt damit, dass Jilek erwogen habe, aus der katholischen Kirche auszutreten. In einer entsprechenden Aussendung des Bistums heißt es wörtlich: "Es ist offensichtlich, dass die eigene Zugehörigkeit zur Kirche in Frage gestellt wurde. Dies gibt Anlass zu gravierenden Zweifeln an der kirchlichen Haltung Jileks und daran, dass er seine Lehrtätigkeit im Einklang mit dem kirchlichen Lehramt ausübt."

Unter diesen Umständen könne der 55-Jährige nicht mehr katholische Theologie unterrichten, sagte Pressesprecher der Diözese, Dominik Wanner. Es geht "nicht darum, dass der Austritt konkret vollzogen wird". In einer schriftlichen Stellungnahme habe Jilek erklärt, er trete nur deshalb nicht aus, weil er negative Folgen für seine Familie befürchte; zudem wolle er seine publizistische Tätigkeit und seine Fortbildungsseminare nicht gefährden. Eine "theologische Erklärung" habe Jilek aber nicht geliefert, so Wanner weiter.

Jilek bleibt Beamter

Der Hochschullehrer wollte noch keine Stellungnahme zum Entzug der Lehrerlaubnis abgeben und kündigte eine Erklärung für die nächsten Tage an. In den vergangenen Monaten hatte er sich für den Kirchenkritiker Hans Trimpl eingesetzt. Trimpl war Pfarrer im niederbayerischen Bogen-Oberalteich und war ebenfalls von der Kirche entlassen worden.

Der Konflikt begann, als Gerhard Ludwig Müller im November 2002 sein Amt als Regensburger Bischof antrat. In seinem neuen Bistum setzte Müller auf einen harten Kurs und auf strikten religiösen Glaubensgehorsam gegenüber der Kirchenführung. Kirchenkritische Katholiken belegte er mit Strafmaßnahmen, drunter auch Pfarrer Trimpl wegen Mitarbeit im Rom-kritischen "Arbeitskreis Regensburg".

August Jilek beriet den in Ungnade gefallenen Pfarrer - und geriet damit selbst ins Visier des Bischofs, zumal er gute Kontakte zu kirchlichen Reformbewegungen unterhält. Deshalb untersagte der Bischof dem Professor Anfang August zunächst jede diakonische Tätigkeit im Bereich des ostbayerischen Bistums. Nun folgte der Entzug der Lehrbefugnis.

Auch wenn er nicht länger an der Regensburger Theologiefakultät lehren darf, bleibt Jilek Beamter des Freistaats. "Das Amt als Professor wird dadurch nicht berührt", sagte Angelika Kaus, Sprecherin des Wissenschaftsministeriums. In den letzten Jahren habe es in Bayern keinen vergleichbaren Fall gegeben; mit Jilek würden Gespräche über seinen künftigen Einsatz an der Hochschule geführt.

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