Verkaufte Jura-Examen Richter zu fünf Jahren Haft verurteilt

Fünf Jahre Haft: Jörg L. (m.) am Tag der Urteilsverkündung
Foto: Philipp Schulze/ dpaSchuldspruch im Skandal um verkaufte Jura-Examen: Zu fünf Jahren Haft wurde der Richter Jörg L. verurteilt, weil er Aufgabenstellungen und Lösungen von Staatsexamen an angehende Juristen weitergegeben hat. Das Landgericht Lüneburg befand ihn der Bestechlichkeit, der versuchten Nötigung und des Verrats von Dienstgeheimnissen für schuldig.
Laut Gericht bekam L. von einer Rechtsreferendarin 5000 Euro für die Weitergabe von Prüfungsinhalten. An weitere Juristen habe er Lösungen gegeben, ohne dafür zu kassieren. In vier Fällen machte sich der ehemalige Richter zudem der versuchten Nötigung schuldig: Er drohte den Kandidaten mit einer Verleumdungsklage, falls sie ihn verraten.
Die Staatsanwaltschaft hatte eine Freiheitsstrafe von fünf Jahren und drei Monaten gefordert. Seine Verteidiger hatten für höchstens elf Monate plädiert und die sofortige Freilassung beantragt, da Jörg L. bereits seit knapp einem Jahr in Untersuchungshaft sitzt.
Jörg L. hatte als Referatsleiter im niedersächsischen Justizprüfungsamt gearbeitet und war dort für juristische Staatsexamen zuständig gewesen. Außerdem gab er Kurse für Juristen, die im ersten Versuch an ihrer Examensprüfung gescheitert waren. Im Januar hatte der Familienvater vor Gericht ein umfassendes Geständnis abgelegt. Das jetzt gesprochene Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Der Justizskandal hat Folgen: Nach L.s Festnahme im März 2014 begannen Ermittler, die Klausuren von 2000 Juristen zu prüfen, die seit 2011 in Niedersachsen ihr Staatsexamen abgelegt hatten. In 15 Fällen wurden Verfahren zur Aberkennung des Examens eingeleitet.