Kölner Kopierkarten-Streit AStA geht vor Gericht

Über abgelaufene Kopierkarten ärgern sich derzeit Tausende Studenten der Kölner Uni: Zum Vervielfältigen taugen die Karten nicht mehr, das aufgeladene Geld gibt es aber auch nicht zurück. Nun will der AStA eine Sammelklage gegen die Bürofirma anstrengen, die die Karten vertreibt.
Von Britta Mersch

Mensa der Universität zu Köln, mittags um halb zwölf: Auf drei Stockwerken stehen Studenten für Gulaschsuppe, Poulardenbrust oder Kartoffeltaschen an. Zeitgleich bildet sich eine weitere imposante Schlange: Kommilitonen geben ihre abgelaufenen Kopierkarten beim AStA ab.

Seit Monaten sorgen die Karten für Ärger an der Kölner Uni. Die Bürofirma Moning weigert sich beharrlich, den Studenten ihr Guthaben auf den Karten zurückzuzahlen. Kopieren kann man mit den Moning-Karten aber schon seit September nicht mehr: Der Vertrag mit der Uni ist ausgelaufen. "Das ist totale Abzocke", schimpft die Politikstudentin Birgit Ulrich, die zwei Kopierkarten loswerden will. "Ich finde es nicht gut, was Moning da mit uns macht."

Fünf bis zehn Euro haben die Kopierwilligen durchschnittlich auf den Karten gespeichert. "Rund 30.000 Karten sind vermutlich noch im Umlauf - da kommt ganz schön viel Geld zusammen", sagt Dirk Hagenhoff, Vorsitzender des Kölner AStA. Die Studentenvertreter gehen nun juristisch gegen die Firma vor: "Wir haben zuerst mehrere Briefe geschrieben und versucht, mit Herrn Moning zu sprechen", sagt Hagenhoff, "aber alles wurde ignoriert."

Im Dezember hat der AStA deshalb ein Mahnverfahren gegen die Kopierfirma in die Wege geleitet, eine exemplarische Klage soll folgen: wegen drei Karten mit einem Gesamtwert von knapp 30 Euro.

Test für die Sammelklage

Bereits gegen den ersten Mahnbescheid hat Moning Widerspruch eingelegt, der AStA kann nun klagen. "Jetzt entscheidet ein Gericht über die 30 Euro", sagt Rechtsanwalt Thomas Stemmler, der die Studenten im Kopierkartenstreit vertritt. "Wenn wir gewinnen, haben wir auch bei einer Sammelklage gute Chancen."

Der AStA klagt dabei stellvertretend für diejenigen Kölner Studiosi, die jetzt ihre Karten abgeben. Die Kartenbesitzer müssen dazu der Studentenvertretung das Recht an ihren Karten übertragen - "ein großer logistischer Aufwand", wie Hagenhoff erklärt.

Aber ein Aufwand, der sich lohnt - so hoffen jedenfalls der AStA und Vertreter der Universität. Denn auch die Uni ärgert sich darüber, dass die Firma ihren Vertragsverpflichtungen nicht nachgekommen ist. "Moning hat nur einen Tag zur Rücknahme der Kopierkarten veranschlagt", sagt Gaby Hennig von der Univerwaltung, "dabei lässt sich der Rechtsanspruch der Studierenden nicht auf einen Tag beschränken."

Rückgabe in den Semesterferien

Außerdem lag der Termin in den Semesterferien; viele Studierende stellten erst im neuen Semester fest, dass ihre Kopierkarten nichts mehr wert sind. Anfragen von Studierenden bei Moning blieben unbeantwortet, auch gegenüber SPIEGEL ONLINE lautete die Antwort: "Kein Kommentar!"

"Ich hatte schon fast aufgegeben", sagt Alex Stolbrink, der mit einem Guthaben von knapp acht Euro in der Schlange steht. Dann aber habe er im studentischen Radiosender Kölncampus von der Sammelaktion gehört und sich sofort auf den Weg zur Mensa gemacht. Zeit hat er eigentlich keine - der Lehramtsstudent sitzt gerade an seiner Examensarbeit. Trotzdem wartet Stolbrink geduldig, bis er an der Reihe ist: "Diese Unverschämtheit lasse ich mir nicht gefallen."

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