Kurioses US-Ranking Spitzenplätze und andere Niederlagen
Als die "Zeit" kürzlich eine Hitparade deutscher Universitäten veröffentlichte, nannte sie es selbstironisch das "wichtigste Hochschul-Ranking aller Zeiten" - die Wochenzeitung kürte die Unis mit den schönsten T-Shirts. Es geht durchaus noch skurriler, denn die Amerikaner sind wieder mal einen Schritt voraus. Im Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten sorgt jetzt eine Rangliste für Aufsehen, die weithin unbekannten Universitäten reihenweise Spitzenplätze beschert.
Die wichtigsten Ergebnisse der Studenten-Statistik: Am meisten gesoffen wird an der University of Wisconsin, am meisten gekifft hingegen am Skidmore College in Saragota Springs. "Birkenstock tragende, Bäume umarmende, Nelken rauchende Vegetarier" studieren am liebsten am Lewis & Clark College in Portland. Und in der Katogerie "Wahlen? Was für Wahlen?" für die unpolitischsten Studenten landen Air Force Academy und Naval Academy auf vorderen Plätzen.
Kiffende Kommilitonen und andere Entscheidungshilfen
Das Nonsens-Ranking erstellte Princeton Review (nicht zu verwechseln mit der Princeton University), Die Fragesteller sammelten nach eigenen Angaben die Antworten an 351 Colleges. Genau 106.245 Studenten füllten lustig Fragebögen aus. Frei nach dem Motto: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.
Princeton Review beharrt auf der Aussagekraft und Bedeutung seiner Ergebnisse. "Wir befragen die wahren College-Experten - die gegenwärtigen College-Studenten", sagt der verantwortliche Redakteur Erik Olson, "Eltern und Studenten sollen eine sachkundige Entscheidung über das richtige College treffen können." Dank Olson wissen sie nun, wo die Wohnheime Palästen und wo eher Kerkern gleichen, wo Studenten den Ex-Präsidenten Ronald Reagan vermissen und Schwulen gegenüber nicht aufgeschlossen sind.
Deutschen Studenten ist es bislang erspart geblieben, sich derart zu offenbaren, auch wenn hier zu Lande einige verrückte Rankings gibt. Erst erschienen die ernsthaften, zunächst im SPIEGEL und später im "Stern". Dann die dummen (der "Playboy" fahndete nach den erotischsten Hochschulen Deutschlands) und schrägen (die hübschesten Hemden bei der "Zeit"). Was uns noch alles blüht, lässt die Umfrage von Princeton Review jetzt erahnen.
Rankings haben in den USA enorme Bedeutung
Die Veröffentlichung der Bahn brechenden Erkenntnisse erfolgte wenige Tage, bevor andere Zeitschriften ihre Rankings vorlegten. Das Magazin "Newsweek" präsentierte ein Dutzend Hochschulen als "The Hot Schools of 2004", die Konkurrenz von "News & World Report" veröffentlichte ihre jährlichen umfangreichen Tabellen. Letztere verkaufen sich immer blendend und haben in den letzten beiden Jahrzehnten einen Standard gesetzt, an dem sich alle anderen Ranglisten messen lassen müssen.
Die Ergebnisse des Marktführers beeinflussen das Wohl und Wehe der Hochschulen, die in viel stärkerem Masse als in Deutschland von der zahlenden Kundschaft abhängig sind. Weil die Sieger immer wieder dieselben sind (in diesem Jahr Harvard und Princeton knapp vor Yale), hält sich der Unterhaltungswert freilich in Grenzen.
Komm, lass uns Bäume umarmen
Die Kollegen von Princeton Review lassen keine Langeweile aufkommen. Auch sie wollen zeigen, welches College den höchsten akademischen Ansprüchen genügt (Yale vor Princeton für undergraduates). Doch die wahren Stärken ihres Rankings liegen anderswo und sorgen wohl allein bei den siegreichen Hochschulen für Entsetzen.
Die University of Colorado jedenfalls wird sich kaum darüber freuen, die nach Selbstauskunft faulsten Studenten des Landes zu haben. Auch die Auszeichnung als "Top party school" kann da nicht trösten.
Was jetzt noch fehlt? Ein Ranking der Rankings. Eine Meta-Hitparade, die darüber aufklärt, welche der zahlreichen Ranglisten wirklich sinnvoll und bedeutend ist. Welches Ranking das bekloppteste ist, dürfte vorerst klar sein - die Bäume-Umarmen-Umfrage von Princeton Review ist nur schwer zu schlagen. Da muss die "Zeit" mächtig nachlegen.