Was kostet die Welt? Tokio, eng und einzigartig

Einzigartig, schnell, modisch, charmant, traditionell, teuer, eng, exotisch. Jedes Wort trifft auf Tokio zu. Diese Stadt hat unendlich viele Facetten.
In Japans Hauptstadt leben mehr als zwölf Millionen Menschen auf 622 Quadratkilometern - eine Fläche kleiner als Hamburg also, mit mehr als sechsmal so vielen Menschen. Vom Flugzeug aus sieht Tokio im Überflug aus wie eine endlose Fläche von Dächern und Wolkenkratzern.
Wer hier länger leben möchte, braucht einen Ausgleich zur Schnelllebigkeit, einen eigenen Überblick im Nahverkehr - und ganz dringend ein paar Spartipps. Denn in den ersten Tagen fragt sich wohl jeder mit begrenztem Budget: Wie soll ich bei den Preisen für Essen und Getränke in Tokio überleben?
Aber keine Sorge, es gibt meist eine günstige Alternative - und auch im Gedränge kommt man schnell zurecht, wenn man einige simple Sachen verinnerlicht hat.
Ein Leitfaden für die ersten Tokio-Wochen. (Klicken Sie auf die Überschriften, um die Tipps zu lesen)
Verkehr und Wohnen - Wer braucht schon Platz?

Tokio bei Regen: Geschiebe und Gedränge überall
Foto: Christine NederPünktlich und zuverlässig, Japaner und Deutsche ticken in dieser Hinsicht ähnlich. Bei einer Verabredung also frühzeitig losgehen - und am Anfang unbedingt einkalkulieren, dass man ständig anhält und nicht weiter weiß. Einheimische fragen hilft nur bedingt: Sie sagen oft auch dann noch "ja", wenn sie gar nicht "ja" meinen. Alles andere wäre zu unhöflich.
Tokios U-Bahn ist wahrscheinlich das ausländerfreundlichste öffentliche Verkehrsmittel der Stadt: Durchsagen sind fast durchgehend auf Englisch. Die Tickets muss man vor der Fahrt am Automaten kaufen, eine Einzelfahrt kostet mindestens 1,20 Euro, ein Tagesticket etwa 10 Euro. Am einfachsten funktioniert das Bezahlen mit einer speziellen Karte, die am Automaten aufgeladen werden kann. Sie gilt für U-Bahnen, fast alle privaten S-Bahnen und meist auch für Züge der Japan Railway.
Wer es nicht gerne eng mag, sollte die öffentlichen Verkehrsmittel zwischen 8 und 9 Uhr, sowie 18 und 19 Uhr meiden. Es ist kein Mythos, dass Bahnangestellte die Fahrgäste in den Wagen drücken. Meist tun sie das allerdings nachts, um möglichst viele Menschen in die allerletzten Züge zu quetschen. Von 1 bis 5 Uhr morgens fährt nämlich keine Bahn, auch nicht am Wochenende. Es kommt daher vor, dass Studenten, die den letzten Zug verpasst haben, die Nacht im Internetcafé verbringen.
Busse, eine Fahrt kostet 1,60 Euro, sind ohne Japanischkenntnisse nicht zu empfehlen. Außer man weiß genau, wo man hin möchte. Taxis sind teuer und ebenfalls nur mit Sprachkenntnissen sinnvoll oder mit der Zieladresse, aufgeschrieben in japanischen Schriftzeichen. Englisch spricht kaum einer. Ab 23 Uhr kommt auf den Fahrpreis (etwa 6 Euro für zwei Kilometer) noch ein Drittel Nachtzuschlag dazu.
Zeit und Transportgeld spart, wer möglichst nahe der Uni wohnt. Eine 16-Quadratmeter-Einzimmerwohnung kostet allerdings um die 700 Euro pro Monat. Eine größere Wohnung gehört in Japan schon zur Luxusklasse.
Futtern und Feierabend - Einmal Ramen, bitte

Nudeln satt: Ramen ist eines der beliebtesten Gerichte in Japan
Foto: Christine NederEins der japanischen Nationalgetränke ist Matcha, gemahlener Grüntee. Er schmeckt nussig und leicht bitter. Heute wird es sogar in Frappuccinos serviert oder zu grünen Schokoriegeln verarbeitet.
Tokio ist eine Gourmet-Metropole, aber auch für wenig Geld kann man gut essen. Wer die japanischen Schriftzeichen nicht entziffern kann, sollte sich an Restaurants mit Vitrinen orientieren: Hier stehen vor der Tür Plastiknachbildungen der Speisen, die man manchmal auch als Souvenir erwerben kann.
"Tachigui" heißt "im Stehen essen". Diese Imbisse bieten extrem preiswerte Speisen. Bei den Nudelgerichten unterscheidet man zwischen Ramen, also chinesische Nudeln, Soba, japanische Nudeln aus Buchweizen, und Udon, Nudeln aus Weizenmehl. Ramen ist neben Sushi eine sehr beliebte Speise und wird mit gekochtem Fleisch, einem halben Ei und Sojasoße für etwa 3 Euro serviert. Oft ist es üblich, am Automaten ein Ticket für das Gericht zu kaufen. In Restaurants wird die Rechnung an der Kasse beim Rausgehen bezahlt. Trinkgeld gibt es nicht, trotzdem meist einen super Service.
Mittags bieten viele Restaurants eine Misosuppe, Hauptgericht und Dessert an oder "Viking" - all you can eat in 60 Minuten, für etwa 8 Euro. Leitungswasser steht immer kostenlos auf dem Tisch. Neben den bekannten Pizza- und Burger-Ketten gibt es natürlich auch überall Sushi, fertig zum Mitnehmen oder frisch hinter der Theke gerollt.
Preiswert kaufen Tokiobesucher im Supermarkt: Einfach Fisch an der Kühltheke kaufen und Sushi selbst zubereiten. Kurz vor Ladenschluss kosten alle frischen Lebensmittel auf einmal nur noch die Hälfte. So ist auch das teure Obst nicht mehr wahnsinnig teuer, sondern nur noch teuer: ein Apfel kostet dann im Schnitt 1 Euro, eine Paprika 80 Cent.
Wer Tokios Bar- und Clubszene kennenlernen möchte und wenig Geld hat, sollte vorglühen, wenn es denn Alkohol sein soll: Ein Bier kostet im Supermarkt mindestens 1,30 Euro, in der Kneipe 4 und im Club bis zu 10 Euro. Zu beachten außerdem: Rauchen und Trinken darf man dort erst mit 21 Jahren. Sehr beliebt sind die "Izakayas", japanische Kneipen. Die Gruppe bestellt viele kleine Gerichte, teilt alles und kann dazu oft ein "all you can drink"-Menü bestellen.
Shoppen und Lifestyle - Rüschen, Schleifen, Spitze

Rüschen, Schleifen, Spitze: "Kawaii" bedeutet niedlich und ist hier das Maß der Dinge
Foto: Christine NederDer Besuch eines Einkaufszentrums gehört gewissermaßen zur japanischen Großstadtkultur. Junge Menschen kaufen oft in den Stadtteilen Shibuya und Harajuku ein, zum Beispiel in der Takeshita-dri, einer belebten Straße in Harajuku. Hier liegt auch der Konsumtempel Shibuya 109. Manche junge Japanerinnen kleiden sich dort sehr "kawaii" ein, sehr niedlich. Sie tragen Rüschen, Schleifen und Spitze von Kopf bis Fuß, am liebsten in rosa und dazu eine Hello-Kitty-Tasche. Und nicht vergessen, vor dem Betreten der Umkleidekabine die Schuhe auszuziehen.
Manga-, Anime- und Elektro-Fans treffen sich in Akihabara. Hier reiht sich Discountgeschäft an Comicladen an Spielhalle an Discountgeschäft an Comicladen an Spielhalle. Besonders beliebt ist das Sega-Gebäude: Tagsüber sitzen hier viele junge Menschen an den Spielautomaten, abends vorwiegend Männer in schwarzen Anzügen.
Andere Länder, andere Sitten - erst zahlen, dann anfassen

Erst zahlen, dann anfassen: Katzen-Freunde im Streichel-Café
Foto: Christine NederWer zu einem Japaner nach Hause eingeladen wird, sollte auf jeden Fall ein Gastgeschenk mitbringen. Und: Er muss die Schuhe ausziehen, denn die Tatami, die japanische Reisstrohmatten, darf keiner mit Straßenschuhen betreten, nur mit Hausschuhen. Diese wiederum müssen vor dem Bad gegen WC-Pantoffeln getauscht werden.
Daneben mögen Japaner Erlebnisgastronomie: In Katzencafés können Besucher für umgerechnet 8 Euro 30 Minuten Katzen streicheln, und in Gefängnisrestaurants werden Cocktails mit einem Vibrator umgerührt. Auch ungewohnt für Japan-Touristen: Dogenzaka im Stadtteil Shibuya, das Viertel der Love Hotels. Diese Hotels nutzen vor allem jene junge Pärchen, die noch bei ihren Eltern leben oder in Wohnheimen. Die Standardmietzeit für ein Zimmer liegt bei drei Stunden.
Japanisch für Anfänger - Ja-Sager haben es leichter
Konnichi wa - heißt übersetzt "Guten Tag". Damit begrüßt man sein Gegenüber. Händeschütteln oder gar Umarmungen sind in Japan jedoch unüblich. Stattdessen verbeugt man sich voreinander.
Dare ka eigo ga hanasemasu ka? - Auch wenn man in Japan selten jemanden trifft, der eine Fremdsprache fließend beherrscht, ist dieser Satz hilfreich und bedeutet: "Spricht hier jemand Englisch?"
Hai - klingt wie eine Warnung vor Killerfischen. Heißt aber: "ja". Wenn man höflich sein möchte, sagt man oft "hai" und streicht "ie" - also "nein" - aus seinem Wortschatz.
Kanpai! - für "Prost". Die Japaner stoßen wie wir auch mit ihren Gläsern an. Aber auch hier gibt es wieder eine Höflichkeitsregel zu beachten: Beim Anstoßen sollte der Rand des Glases der älteren Person höher sein.
Niku ha haitteimasu ka? - "Ist Fleisch in diesem Gericht?" Wenn die Karte nur in japanischen Schriftzeichen ist, kann dieser Satz Vegetariern weiterhelfen.