Literatur-Kanon Was Schüler lesen müssen
Hamburg - Reich-Ranicki hat's getan, die "Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung" hat's getan und noch so einige andere mehr. Wer heute was auf sich hält, der sagt den Menschen, was sie lesen sollen, und gibt einen Literatur-Kanon heraus.
Das Besondere am jüngsten Versuch der "Zeit" ist allerdings, dass er sich speziell an Jugendliche richtet. "Schüler ab zehn", so heißt es, seien die Zielgruppe des Literaturreigens.
Die alphabetisch geordnete Liste enthält 50 Titel - sie beginnt mit Bettina von Arnims Briefroman "Die Günderode" und endet mit Frank Wedekinds "Frühlings Erwachen". Von einigen Autoren werden gleich mehrere Werke empfohlen, etwa bei Gottfried Keller oder Heinrich von Kleist. Fünf Lyrik-Bände sind auch dabei.
Dass Günter Grass auf der Liste fehlt, liegt wohl an der Beschränkung auf bereits verstorbene Autoren, die sich die achtköpfige Jury aus Schülern, Lehrern, Redakteuren und Schriftstellern selbst auferlegt hat.
Mit ihrer "Schülerbibliothek" will die Wochenzeitung nach eigenen Angaben der "Ökonomisierung der Gesellschaft" entgegenwirken. Die "wirkliche Katastrophe" der gegenwärtigen Bildungsdebatte, so heißt es, sei die einseitige Fokussierung auf "die Steigerung von Leistung und Effizienz", die dazu führe, dass Fächer wie Musik, Literatur oder Geschichte ins Hintertreffen gerieten, weil sie "keinen unmittelbaren Nutzen für den Wirtschaftsstandort Deutschland" böten.