
Luxuswohnheime für Studenten Kreuzberg, 17 qm, 615 Euro

Fizz-Apartment in Hannover
Foto: International Campus
Luxusbad in Studenten-Apartment in Hannover
Foto: International Campus
Was genau Julia für ihre knapp 20 Quadratmeter große Wohnung in Freiburg bezahlt, weiß sie nicht. Ihren Lebensunterhalt bestreitet sie mit ihrem Nebenjob selbst, aber die Miete übernehmen die Eltern. "Das müssten so ungefähr 600 Euro sein", schätzt die 20 Jahre alte Jura-Studentin.
Julia lebt in einem privaten Studentenwohnheim. The Fizz, englisch umgangssprachlich für Schampus, heißt die Marke, unter der die Studentenbuden de luxe vertrieben werden. "Living cum laude" - "Wohnen mit Auszeichnung" - lautet der Slogan auf der Homepage.
The Fizz ist nicht der einzige Anbieter und Freiburg nicht der einzige Ort, an dem solche Wohnkonzepte für Studenten in Deutschland angeboten werden. Frankfurt, Berlin, Bremen und sogar Darmstadt: In immer mehr deutschen Städten locken private Anbieter junge Mieter in Apartments in Uni-Nähe.
Schnelles Internet, edle Badezimmer und Designermöbel: Die Räume sind vollausgestattet, selbst um Besteck müssen sich die angehenden Akademiker nicht kümmern. Komfortabel für die Studenten sind auch das Pay-TV in den Gemeinschaftsräumen, die organisierten Grillabende und der Paket-Annahme-Service. Zudem gibt es in allen Wohnheimen ein Team von Betreuern. Sie wissen den Weg zur nächsten Arztpraxis oder erklären notfalls, wie die Waschmaschine anspringt - die großen Hürden des Erwachsenenlebens eben.
Fizz-Apartment in Hannover
Foto: International CampusDas kostet natürlich. Beim Anbieter The Fizz beispielsweise fängt die Monatsmiete für eine 17 bis 19 Quadratmeter große Wohnung in Bremen bei 460 Euro an, in Berlin-Kreuzberg sind es sogar 615 Euro. In Greifswald zahlt man beim Anbieter Youniq für eine 26-Quadratmeter-Wohnung 349 Euro.
Weil kleine möblierte Wohnungen nicht von den Vorschriften der Mietpreisbremse erfasst werden, können Vermieter das Doppelte der ortsüblichen Miete verlangen - und dreimal so viel wie für einen Platz in einem staatlich geförderten Studentenwohnheim.
"Klar, es ist viel Geld, aber es ist auf jeden Fall gerechtfertigt. Da ist nämlich wirklich alles dabei", sagt Julia. Eigentlich habe sie in eine ganz normale WG ziehen wollen, ihre Budgetgrenze lag bei 400 Euro. Damit sei sie aber nicht weit gekommen. Für ein "nicht besonders schönes" Zimmer, 15 Quadratmeter in einer Zweck-WG, hätte sie 500 Euro zahlen sollen, sagt die Studentin. Jetzt stimme zumindest das Preis-Leistungsverhältnis.
Doch können die Nobel-Unterkünfte dazu beitragen, die viel beschriebene Wohnungsnot von Studenten zu lindern? "Jeder Platz, sei er auch hochpreisig, ist erst einmal eine Entlastung", sagt Stefan Grob, Pressesprecher des Deutschen Studentenwerks. 15 bis 17 Prozent der Studierenden hätten mehr als 1000 Euro im Monat zur Verfügung. "Das sind dann auch diejenigen, an die sich diese Angebote richten."
Luxusbad in Studenten-Apartment in Hannover
Foto: International CampusNatürlich seien private Anbieter hauptsächlich auf Gewinne aus, sagt Stefan Grob. "Aber das ist nicht unsittlich. Das darf man in unserem Wirtschaftssystem."
Bund und Länder hingegen müssten aus seiner Sicht mehr in preiswerten Wohnraum für Studenten investieren. Dem Studentenwerk zufolge fehlt es bundesweit an 25.000 Unterkünften, die für rund 1,6 Milliarden Euro gebaut werden könnten.
Unter anderem in diesen Zuschüssen sehen die privaten Betreiber die Rechtfertigung für ihre hohen Preise. Die Studentenwerke hätten den gesellschaftlichen Auftrag, Studenten mit wenig Einkommen eine Wohnung anzubieten, sagt Horst Lieder, Vorstandsvorsitzender der International Campus AG - der Firma hinter den Fizz-Wohnheimen. Deswegen würden sie auch zurecht mit öffentlichen Mitteln gefördert. "Private Betreiber von Studentenwohnhäusern haben ohne öffentliche Subventionierung somit zwangsläufig ein höheres Mietniveau", meint Lieder.
Gut für Investoren, schlecht für Studenten
Maximilian Heisler vom Bündnis Bezahlbares Wohnen ist nicht prinzipiell gegen die Luxuswohnheime. Der Erfolg des Konzepts zeige, dass bei einigen Studenten "das nötige Kleingeld oder die Unterstützung der Eltern da ist". Langfristig sei es allerdings problematisch, wenn die letzten freien Grundstücke mit derartig exklusiven Projekten bebaut würden.
Aber genau dazu könnte es kommen. Der Markt mit den Edel-Unterkünften für Studenten läuft gut. Anlageexperten raten, in solche Heime zu investieren - mit kaum einer Immobilie ließe sich pro Quadratmeter mehr Geld verdienen. Doch mehr Luxusheime könnten dazu führen, dass die Mieten für Studentenwohnungen generell steigen, sagen die Analysten der Unternehmensberatung Jones Lang LaSalle.
Die Beobachter verweisen dabei auf Großbritannien, wo genau das der Fall war. Dort boomt das Geschäft mit den Edel-Unterkünften seit Langem und wächst noch immer. Und der deutsche Studenten-Wohnungsmarkt heute, sagen die Experten, ähnele dem der Briten vor zehn bis 15 Jahren.
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Helle Farben, modernes Ambiente: Zum Konzept der Luxuswohnheime gehört es, verschiedene Gemeinschaftsräume anzubieten, in denen sich die Studenten treffen und austauschen können.
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... sondern auch in Städten wie Darmstadt. Diese Dachterrasse gehört zu einem Haus der Marke The Fizz, einem der größten deutschen Anbieter für hochwertige Studentenwohnungen.
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In der alten Telefonzelle ist eine Leiter installiert. Sie führt hinauf zur Wohnblase.
Jeden Abend werden Fotos an die Wände des Wohnballons projiziert.
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