Managerschule SIMT Zickzack-Kurs in eine ungewisse Zukunft
Am 13. September beginnen 26 Teilnehmer aus aller Welt am Stuttgart Institute of Management and Technology (SIMT) ein Vollzeitstudium zum Master of Business Administration (MBA). Dass es den Studiengang überhaupt noch gibt, verdanken sie vor allem dem Engagement ihrer Kommilitonen. Denn sie waren es, die dem Verwaltungsrat im Mai mit ihrem Businessplan darlegten, dass es noch eine Überlebenschance gibt.
Dabei war das Ende schon beschlossen. Am 5. Mai hatte SIMT-Geschäftsführer Bernhard Seitz den Mitarbeitern und Lehrkräften die Einstellung des MBA-Programms mitgeteilt, weil es "trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen ist, das SIMT auf eine wirtschaftlich tragfähige Grundlage zu stellen". Doch schon wenige Tage später, am 14. Mai, kam die überraschende Kehrtwende: Trotz der prekären Finanzlage werde man im Herbst wieder Studenten für das Vollzeitprogramm aufnehmen und bis Juli ein Konzept zum SIMT-Erhalt entwickeln, erklärte Dieter Fritsch, Vorsitzender des Verwaltungsrates.
Begründet wurde die Entscheidung vor allem "mit dem außerordentlichen Engagement der Studenten" und ihrem Businessplan. Die Kernpunkte: Verkürzung der Studienzeit von 20 auf 14 Monate, Reduzierung der enormen Mietkosten von 800.000 Euro pro Jahr durch Aufgabe des teuren Gebäudes, Wegfall von zwei der vier Studienvertiefungen sowie ein aggressiveres Marketing, um neue Studenten zu gewinnen.
Gerade das erwies sich nach dem Zickzack-Kurs als schwierig. Im vergangenen Jahr gab es immerhin noch 40 Studenten. Diesmal haben sich nur 26 Teilnehmer für das 24.000 Euro teure MBA-Studium entschieden, 15 sprangen wegen der unsicheren Lage wieder ab. Hinzu kommen vier Teilnehmer am berufsintegrierten Studium sowie zwölf am berufsbegleitenden MBA-Programm "International Management". Der Studiengang "Health Care Management" findet nicht statt, weil es weniger als acht Anmeldungen gab.
Jäher Absturz
Dabei galt das SIMT einmal als eine der hoffnungsvollsten Business Schools in Deutschland. Es wurde 1998 als Public-Private-Partnership von den drei Universitäten Stuttgart, Tübingen und Hohenheim sowie der deutschen Industrie gegründet, sollte vor allem durch Zuwendungen der Unternehmen und Studiengebühren finanziert werden und internationale Studenten anziehen. Doch im Mai 2003 kam der jähe Bruch. Das SIMT war pleite - wegen eklatanter Fehler bei der Finanzierung. Schließlich musste das SIMT seinen eigenen Hochschulstatus aufgeben und wurde zur Managementschule der drei staatlichen Unis. Seit September 2003 steht es für zwei Jahre unter der Leitung der Universität Stuttgart und deren Rektor Dieter Fritsch.
Auch wenn die MBA-Studiengänge jetzt trotz der Finanzprobleme starten, ist von den Einsparvorschlägen bisher so gut wie nichts umgesetzt worden. Noch immer sitzt die Schule auf den enormen Mietkosten in Höhe von 800.000 Euro im Jahr. "Darüber werden derzeit Verhandlungen geführt", erklärt Pressesprecher Peter Greulich. Auch die vier Studienvertiefungen werden trotz der geringen Studentenzahl weiterhin angeboten. "Das Management hat Schwierigkeiten, unsere Vorschläge umzusetzen", sagt André Carvalho, Präsident der Students Association, "uns wurde gesagt, dass das alles nicht so einfach geht."
Zumindest bei den fest angestellten Professoren wurde gespart, wenn auch eher zwangsweise. Denn einige suchten sich einen anderen Job. Der bisherige akademische Leiter Ulli Arnold, zugleich Dekan der wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät der Uni Stuttgart, hatte schon im Mai das Handtuch geworfen, nachdem er weder über die Entscheidung zur Einstellung des MBA-Programms noch über die Kehrtwende informiert worden war.
Nur noch ein fest angestellter Professor
"Ich habe nicht mehr die Kraft und das Vertrauen, das SIMT nach außen zu vertreten", erklärte Arnold. "Das müssen andere machen." Gerade die Studenten, die zum Teil enorme Anstrengungen für ihr Studium unternähmen, seien gehörig irritiert. "Das ist eine schwere Hypothek", glaubt Arnold; zudem sei ein Kooperationsmodell mit drei Unis schwer in Gang zu bringen.
Dieter Fritsch, der nun als Vorsitzender des SIMT-Verwaltungsrates auch die Gesamtverantwortung für alle akademischen Belange hat, kann das nicht nachvollziehen. "Ich sehe mit großem Optimismus den kommenden Wochen entgegen", verkündete der Rektor der Uni Stuttgart im Juni. Natürlich gebe es ein Konzept, wie die akademische Leitung am SIMT aussehen soll, erklärt Fritsch, über dessen Erfahrung mit MBA-Programmen nichts bekannt ist. Dies sei jedoch von der Neubesetzung von Professorenstellen abhängig, die bereits im Juni ausgeschrieben werden sollten.
Doch seitdem hat sich die Fakultät weiter ausgedünnt. Demnächst gibt es nur noch einen fest angestellten Professor, und auch der hat noch einen anderen Job. Unterrichtet wird fast ausschließlich von Gastprofessoren überwiegend deutscher Herkunft. Studentensprecher André Carvalho ist dennoch angetan von den Professoren und bemängelt zugleich, dass es keinen eigenen akademischen Leiter mehr gibt. Die Zukunft des SIMT sieht der Portugiese "ziemlich optimistisch". Allerdings müssten die wesentlichen Änderungen möglichst schnell umgesetzt werden.
Unternehmen haben etwas unternommen
Zumindest die Unternehmen haben der Managerschule eine rettende Geldspritze verpasst. An einem Fundraising-Dinner Ende Juni sollen rund 25 Unternehmen teilgenommen haben. "Das war eine sehr erfolgreiche Veranstaltung, wir sind jetzt eindeutig überlebensfähig", betont Pressesprecher Peter Greulich. Die Namen der Spender will er nicht verraten. Aber insgesamt hätten die Unternehmen "rund 500.000 Euro an Spenden und Umsatz pro Jahr zugesagt" und allein für das Jahr 2005 die Entsendung von 270 Teilnehmern in verschiedene Seminare in Aussicht gestellt.
Das klingt gut. Doch bei einem üblichen Durchschnittspreis von 2000 Euro pro Seminar wären allein das schon 540.000 Euro Umsatz. Dabei will das SIMT künftig stärker als bisher in den Bereich der kürzeren Managerseminare zu Themen wie "Betriebswirtschaft für Ingenieure" einsteigen - derzeit ein extrem schwieriger Markt, selbst die renommierten europäischen Business Schools klagen über massive Umsatzrückgänge.
Immerhin zeigten sich auch die Universitätsbünde der Universitäten Stuttgart, Hohenheim und Tübingen, zu denen das SIMT gehört, spendabel und sagten einen Zuschuss von jeweils 70.000 Euro zu. Das reicht für etwas mehr als drei Monatsmieten.