Mensa-Schnappschüsse Kalender mit dem gewissen Ekelfaktor
Ein wirklich schönes Weihnachtsgeschenk hat sich Cordt von Oven da ausgedacht: Jeden Monat ein neues buntes Foto - mit Essensresten, die sich nach dem Mensagang malerisch auf weißen Kunststoff-Tabletts drapieren. "Das hat natürlich schon einen gewissen Ekelfaktor", räumt der 26jährige ein, "aber es ist auch hochinteressant, was auf den Tabletts noch drauf ist nach dem Essen - und wie die Studenten es angeordnet haben."
Beim Jobben in der Göttinger Mensa, wo von Oven bis vor einem halben Jahr studierte, kam er auf die Idee mit den Fotos. "Es gibt richtig beflissene Leute, die legen alles rechtwinklig ab, schieben die Möhrenreste auf einen Haufen und falten den Joghurtdeckel akkurat zusammen", erzählt Cordt von Oven, "andere dagegen knallen absichtlich alles falsch aufs Tablett, sogar Papier und Flaschen."

Das April-Motiv
Foto: Cordt von Oven
Das Mai-Motiv
Foto: Cordt von Oven
Das Juni-Motiv
Foto: Cordt von Oven
Das Dezember-Motiv
Foto: Cordt von Oven
Lecker, lecker: Cordt von Ovens seltsame Kalenderblätter - klicken Sie auf ein Bild, um zur Großansicht zu gelangen. |
Das führe, grinst der 26-Jährige, der Deutsch, Französisch und Portugiesisch studiert, "manchmal zu interessanten Farbkombinationen". Die wollte er seinen Mitmenschen nicht länger vorenthalten wollte: "Früher habe ich meine eigenen Urlaubsbilder in Bastelkalender geklebt und die verschenkt, aber das machen ja alle."
Sein Vater, erzählt Cordt von Oven, wurde dann der erste Besitzer des neuen Mensa-Kalenders: "Der war ziemlich verdutzt." Nach dem Wechsel an die FU Berlin fand der Student schnell weitere Liebhaber für seine skurrilen Produkte. Selbst Professoren orderten das Werk, um sich ihr Dienstzimmer zu verschönern.
Allerdings: Beim Vertrieb der 8,50 Euro teuren Kalender hapert es noch. Von Oven versuchte es in der U-Bahn ("Die Fahrkarten möchte ich nicht, aber Ihre Aufmerksamkeit auf meinen Kalender lenken"), hatte aber keinen Erfolg. So dümpelt seine Ein-Mann-Kalender-Produktion noch vor sich hin und ist auf Mund-zu-Mund-Propaganda angewiesen: "Wenn jemand die Dinger in großem Stil für mich produzieren will, kann er sich gerne melden" (unter pommes100@hotmail.com).
Das nächste Projekt: ein Zahnspangen-Mobile
Kleine Erfolgserlebnisse entschädigen derweil für den fehlenden wirtschaftlichen Durchbruch: "Zwei frühere Göttinger Studenten haben die angebissenen Broccoli-Törtchen im Februar und im Mai wieder erkannt", freut sich von Oven, "das führte zu einem längeren gemeinsamen Schwelgen in Göttinger Mensa-Erinnerungen."
Seit einigen Wochen arbeitet der Hobbyfotograf jetzt in der Studienberatung der FU mit uni-interessierten Abiturienten. Ob er da schon eine neue Geschäftsidee hat? Cordt von Oven muss nicht lange überlegen: "Ein Zahnspangen-Mobile wäre naheliegend."

Motto "Sex sells": Üppiges Dekolleté als Metapher für reichhaltige Essensrationen
Foto: Studentenwerk Hannover
Slow-Food, bitte: Konserven werden in der Mensa nicht gereicht
Foto: Studentenwerk Hannover
Kantine mit Anziehungskraft: Die Mensa als Beziehungskiller?
Foto: Studentenwerk Hannover
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Foto: Studentenwerk Hannover
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Foto: Studentenwerk Hannover
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Foto: Studentenwerk Hannover
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Foto: Studentenwerk Hannover
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Ein Plakatwettbewerb in Hannover: So wollen Studenten Reklame für die Mensa machen |
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