Kostenstudie Mieten für Studenten steigen - der Wohnraum nicht

Wenig Platz für viel Geld: Die Wohnungssuche stellt viele Studierende vor Herausforderungen
Foto: Maskot/ Getty ImagesEin kleines Budget, horrende Mietpreise: Wohnraum ist teuer, vor allem für Studenten. Im Durchschnitt wohnen sie auf 29 Quadratmetern - das war auch schon im Jahr 2014 so. Allerdings zahlen sie heute in der Regel 386 Euro für ihre Warmmieten - das sind 54 Euro mehr als noch vor fünf Jahren. Das geht aus einer Befragung der Universität Maastricht und des Personaldienstleisters Studitemps hervor.
Eckhard Köhn, Geschäftsführer von Studitemps, sieht in der Suche nach bezahlbaren Wohnungen eine der größten Herausforderungen für Studierende: "Meist haben sie die Kosten des Studiums unter- und die Chance auf einen Wohnheimplatz überschätzt."
Das Extrembeispiel München macht deutlich, wie angespannt die Lage auf dem Wohnungsmarkt ist: Zu Beginn des Wintersemesters 2018/2019 warteten dort mehr als 11.200 Studierende auf einen Platz im Wohnheim. In keiner Stadt sind die Mietpreise laut der Studie so hoch wie in München.
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Für die Studie wurden insgesamt rund 22.000 Studierende aus ganz Deutschland im März 2019 befragt.
Die Fragen beziehen sich auf drei Themenblöcke: Quadratmeterpreise, absolute Mietausgaben und Größe der studentischen Wohnflächen.
Die Studie stammt von Studitemps in Zusammenarbeit mit dem Department of Labour Economics der Universität Maastricht. Die Studierenden haben online über Jobmensa, eine Jobbörse für Studentenjobs, an der Befragung teilgenommen. Jobmensa wird von Studitemps betrieben, das nach eigenen Angaben monatlich mehrere tausend Studierende vermittelt.
Die repräsentativen Befragungen gehören zur Studienreihe Fachkraft 2030 (vormals Fachkraft 2020) und werden seit September 2012 jeweils zu Semesterbeginn durchgeführt. Um die Situation am studentischen Wohnungsmarkt flächendeckend messen zu können, wurden im Rahmen der 14. Befragung bundesweit 49 Standorte untersucht. Die Angaben der Teilnehmer werden mit den Zahlen der amtlichen Hochschulstatistik des Statistischen Bundesamts sowie der Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks abgeglichen, um Repräsentativität zu erreichen.
Immerhin: Für ihre teuren Mietkosten müssen Studierende heute weniger arbeiten als noch 2014. Da der durchschnittliche Stundenlohn der Studie zufolge in den vergangenen Jahren von neun auf elf Euro gestiegen ist, müssen Studierende heutzutage nur noch 34 Stunden pro Monat tätig sein, um ihre Miete bezahlen zu können - 2014 waren es noch zwei Stunden mehr.
Überraschend ist das Ranking des Mietpreisindex: Er listet Städte nach dem Verhältnis zwischen durchschnittlicher Monatsmiete und Stundenlohn. Demnach zeigt sich: Wiesbaden ist die Stadt mit dem teuersten Mietpreisindex. Dort bekommen die Studenten einen geringeren Stundenlohn als beispielsweise in München, während sie vergleichsweise mehr für ihre Miete zahlen.
"Die Studenten selbst haben wenig Mittel, sich gegen die Mietsteigerung zu wehren", sagt Köhn. Dementsprechend brauche es mehr Wohnheimplätze, Sozialwohnungsbau und mehr Zulagen in Form von Bafög oder Wohnungsgeld in den besonders teuren Städten. Der Bafög-Satz wurde allerdings erst vor Kurzem angehoben.
Weitere Erkenntnisse der Studie:
- Am teuersten ist der Quadratmeter in Konstanz mit mehr als 20 Euro, in Halle zahlt man dafür am wenigsten - rund elf Euro. Mit knapp 16 Euro bietet Köln den günstigsten Quadratmeterpreis in den fünf größten Städten Deutschlands.
- Der Westen ist teurer als der Osten: Abgesehen von Berlin liegen die 34 teuersten Hochschulstädte ausnahmslos in den alten Bundesländern. Während man in München durchschnittlich 480 Euro Miete zahlt, sind es in Jena nur 296 Euro.
- Bundesweit lebt jeder dritte Student in einer Wohngemeinschaft, ungefähr 26 Prozent haben eine eigene Wohnung, ein knappes Viertel lebt bei den Eltern und rund 16 Prozent sind in Wohnheimen untergebracht. Großstadtkinder kommen vor allem bei ihren Eltern unter. "Die hohen Mieten lassen den Schritt zu mehr Selbstständigkeit oftmals nicht zu", sagt Eckhard Köhn.
Dass so viele Studenten mittlerweile in eigenen Wohnungen leben würden, sei dem Studitemps-Geschäftsführer zufolge nicht verwunderlich - denn Wohnraum für Wohngemeinschaften sei heute einfach knapper und umkämpfter: "Immer mehr junge Menschen leben auch nach ihrer Studienzeit, wenn sie bereits arbeiten, weiter in einer WG. Diese Wohnungen fehlen auf dem Markt dann für neue Studierende", so Köhn.
Das deckt sich mit einer Studie des Moses-Mendelssohn-Instituts: Demnach ist der Mietmarkt für Studierende vor allem deshalb so angespannt, weil es insgesamt weniger WGs gibt, immer mehr Menschen studieren und der Anteil ausländischer Studierenden gestiegen ist. Außerdem würden immer mehr Studierende einen Studienort wählen, der weit von ihrem Elternhaus entfernt ist.
Anmerkung der Redaktion: In einer vorherigen Version hieß es, dass Studierende 34 Stunden pro Woche tätig sein müssen, um ihre Miete bezahlen zu können. Korrekt muss es "34 Stunden pro Monat" heißen. Wir haben den Satz korrigiert.