Minister auf Berlin-Kurs Olbertz soll Chef der Humboldt-Uni werden

Der Berliner Humboldt-Universität hat ein Ass im Ärmel: Fürs Präsidentenamt interessiert sich Jan-Hendrik Olbertz, bisher Kultusminister in Sachsen-Anhalt. Seine Wechselambitionen sind ungewöhnlich - "man kann nicht alles ewig machen", sagt Olbertz.
Minister vor der Tür: Jan-Hendrick Olbertz soll ab 2011 die HU Berlin führen

Minister vor der Tür: Jan-Hendrick Olbertz soll ab 2011 die HU Berlin führen

Foto: Jens Wolf/ dpa

Es ist eine überraschende Personalie: Sachsen-Anhalts parteiloser Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz, 55, will sein Ministeramt aufgeben, um neuer Präsident der Humboldt-Universität (HU) in Berlin zu werden. Der Professor für Erziehungswissenschaft sei definitiv der einzige Kandidat für die Wahl am 20. April, teilte die älteste Berliner Universität am Dienstag mit. Er sei ohne Gegenstimme von der Findungskommission und vom Kuratorium nominiert worden. Auch sein Ministerium in Magdeburg bestätigte die Wechselambitionen von Olbertz.

Gewählt wird der Präsident der HU vom 61-köpfigen Konzil, dem um mehrere Professoren, Mitarbeiter und Studenten erweiterten Senat der Universität. Geht der Wahlvorschlag durch, soll Olbertz sein neues Amt Anfang 2011 antreten - und dann an der renommierten Universität Unter den Linden in Berlin-Mitte Christoph Markschies ablösen, der auf eine Wiederwahl als Präsident verzichtet.

Die Universität begrüßte die Entscheidung der Findungskommission für Olbertz wegen dessen "langjähriger Erfahrung in der universitären Selbstverwaltung und im Wissenschaftsmanagement". Er habe "nicht zuletzt durch sein Bekenntnis zur Lehre als zentralen Aspekt einer Universität" überzeugt.

"Wissenschaft brennt mir immer unter den Nägeln"

Als Bildungspolitiker ist Olbertz über die Grenzen von Sachsen-Anhalt hinaus aktiv. Er koordiniert die Arbeit der Kultus- und Wissenschaftsminister der unionsgeführten Bundesländer. "Man kann nicht alles ewig machen. Irgendwann schaut man sich nach Optionen um, die interessant und spannend sind. Das Thema Hochschulen und Wissenschaft brennt mir immer unter den Nägeln", sagte Olbertz zu seinem Entschluss für den Wechsel an die Spree.

Vor seinen Ministeraufgaben in Sachsen-Anhalt war Olbertz seit 1992 Professor für Erziehungswissenschaften an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Olbertz wäre der dritte Minister, der die schwarz-rote Landesregierung in Magdeburg seit der Landtagswahl 2006 verlassen würde. Eine Nachfolgelösung für Olbertz gibt es nach Angaben einer Regierungssprecherin noch nicht.

Zumindest zum Beginn seiner Amtszeit würde sich der unionsnahe Präsidentschaftsanwärter Olbertz mit dem rot-roten Senat und seinem bisherigen Ministerkollegen Jürgen Zöllner (SPD) arrangieren müssen. Bei den Professoren in Sachsen-Anhalt ist Olbertz relativ beliebt. Im Ministerranking des Deutschen Hochschulverbandes schnitt der parteilose Politiker kürzlich mit der Note "Befriedigend" ab und landete damit auf Rang zwei hinter Sachsens Ex-Ministerin Eva-Maria Stange (SPD).

Heftig rotierendes Chefkarussell an allen drei Hauptstadt-Unis

Nicht nur an der HU dreht sich in Berlin das Personalkarussell in der Uni-Chefetage. Nachdem die Uni Hamburg erst ihre Präsidentin Monika Auweter-Kurtz vor die Tür gesetzt hatte, lotsten die Hamburger den dynamischen Berliner Exzellenzgewinner Dieter Lenzen von der FU an die Elbe. Sein Posten ist seit Monaten vakant.

In Frage kommen für die FU-Präsidentschaft Peter-André Alt, Germanistik-Professor an der FU, außerdem die Hannoveraner Politik-Professorin Christiane Lemke und Informatik-Professor Raúl Rojas, berichtet der "Tagesspiegel". Die besten Chancen unter den drei Kandidaten soll der Germanist Alt haben.

Und auch die Technische Universität (TU) Berlin braucht einen neuen Steuermann. Nach acht Jahren im Amt geht Kurt Kutzler, als Nachfolger steht sein bisheriger Vize Jörg Steinbach seit seiner Wahl Anfang Januar fest.

Wichtig für die Berliner Universitäten ist in diesem Jahr vor allem die neue Runde der Exzellenzinitiative im Herbst 2010. Sie wird teils noch von den alten Präsidenten verantwortet werden, während diese schon mit einem Bein in ihren neuen Jobs beziehungsweise in Rente sind; mit dem Ergebnis müssen dann die jeweiligen Nachfolger leben.

Punkten konnte bei der vergangenen Runde nur die FU; die HU und die TU gingen in der für den Titel der Elite-Uni wichtigen dritten Förderlinie leer aus. Olbertz wird früher angreifen müssen als geplant, soll die HU nicht erneut am Versuch scheitern, einen Elite-Titel zu ergattern.

cht/dpa/ddp
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