Privathochschule in der Krise EBS-Chef tritt zurück

Er war angetreten, um an der teuren Privathochschule EBS aufzuräumen. Doch nach nicht einmal zwei Jahren tritt ihr Chef Rolf Cremer zurück - aus gesundheitlichen Gründen. Die EBS plagen weiter Finanzprobleme und Querelen mit Cremers Vorgänger, dem Untreue vorgeworfen wird.
Scheidender EBS-Chef Rolf Cremer: "Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen"

Scheidender EBS-Chef Rolf Cremer: "Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen"

Foto: dapd

Der Chef der krisengeschüttelten Privathochschule EBS, Rolf Cremer, gibt nach knapp zwei Jahren sein Amt auf. Aus gesundheitlichen Gründen trete der 63-Jährige zum 21. Februar von seinen Ämtern als Präsident und CEO zurück, teilte die Hochschule mit Standorten in Wiesbaden und Oestrich-Winkel am Donnerstag mit. Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, sagte Cremer und begründete den Rücktritt mit dem Anraten seiner Ärzte: "Meine Gesundheit sowie die Verantwortung gegenüber meiner Familie und der Universität machen diesen Schritt notwendig."

Cremer hat eine schwierige Zeit als EBS-Chef hinter sich: Die Privathochschule liegt in einem heftigen Streit mit seinem Vorgänger Christopher Jahns. Der steht im Verdacht, Rechnungen von Firmen, an denen er selbst beteiligt war, mit Geld der Hochschule beglichen zu haben. 180.000 Euro soll er von der EBS ohne Gegenleistung an die Firmen transferiert haben. Am 9. April beginnt vor dem Landgericht Wiesbaden der Prozess wegen Untreue. Jahns hat die Vorwürfe mehrfach zurückgewiesen.

Die Hochschule hatte bereits im April 2011 mehrere Kündigungen gegen Jahns ausgesprochen, der sich dagegen vor Gericht wehrte. Schließlich einigte man sich auf einen Vergleich: Jahns schied gegen eine Abfindung aus dem Amt. Vor einigen Monaten wollte er sich dann doch wieder zurück auf den Präsidentenposten klagen. Die Anfechtung des Vergleichs mit der Hochschule habe er aber inzwischen wieder zurückgenommen, da über das Thema im anstehenden Verfahren sowieso verhandelt werde, sagte Jahns' Berater Dirk Metz.

Weniger Studenten als geplant

Nicht nur das Hickhack mit Jahns hat dem Ruf der EBS geschadet. Die Wirtschaftshochschule steckt auch in tiefen Finanzproblemen. Sie hatte im Herbst 2011 eine juristische Fakultät eröffnet, an der sich allerdings zunächst viel weniger Studenten einschrieben als geplant. Derzeit besuchen die EBS Law School rund 200 Studenten. Das Studium dort kostet 3700 Euro pro Trimester. Für 2013 rechne man mit einem Verlust von rund zwei Millionen Euro, sagte Sprecherin Annabell Feith SPIEGEL ONLINE.

Für 2014 plant die EBS mit Gewinnen, den Weg dorthin soll ein ehrgeiziges Wachstumsprogramm ebnen. Die Hochschule will bis 2018 die Drittmittel-Einnahmen zum Beispiel von Konzernen, Kanzleien und Alumni um 25 Prozent auf 10,5 Millionen Euro steigern. Die Studiengebühren werden an der Wirtschaftsfakultät zum Wintersemester um 15 Prozent erhöht. Bislang zahlen Bachelor-Studenten knapp 14.000 Euro pro Jahr. Außerdem will die EBS mehr Studenten anlocken, an der Law School sollen es bis 2018 550 werden, 250 weniger als anfangs geplant.

Hellmut Albrecht, Aufsichtsratsvorsitzender der EBS, dankte dem scheidenden Präsidenten Cremer, die Sanierung der Hochschule vorangetrieben zu haben. "Mit Mut und Entschlossenheit hat er die Organisation neu ausgerichtet und die Basis für künftiges Wachstum gelegt", sagte er. Cremers Vertrag lief eigentlich bis Mai 2014. Bis ein Nachfolger gefunden ist, sollen die Vizepräsidenten Rolf Tilmes und Gerrick von Hoyningen-Huene die Hochschule leiten.

son
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