Quiz Reicht Ihr Latein zum Angeben?
Ja, wir bekennen uns schuldig - nostra culpa, nostra maxima culpa. Schierer Frevel war es, was in den letzten Wochen über das gute, alte Latein bei SPIEGEL ONLINE stand: dass 120 Studienfächer ihre Studenten ohne Not ins Martyrium der altrömischen Hölle schicken. Dass Studenten und Schüler zu Hunderttausenden missmutig Vokabeln bimsen und partout nicht einsehen, warum sie in Crashkursen nachsitzen müssen - oder darob gleich ihr Studium hinwerfen. Dass moderne Fremdsprachen womöglich sinnvoller sind als das Bildungsfossil Latein. Und obendrein, Asche auf unser Haupt, haben wir den Freunden des Zwangslatinums an den Universitäten gar gewünscht, ihnen möge der Himmel auf den Kopf fallen.

Nein, nett war das nicht. Und die Leser haben es uns auch gleich ordentlich gegeben: Echte Bildung sei ohne Latein gar nicht vorstellbar, schrieben sie erbost. Sie priesen Latein als "europäische Basissprache" und schwärmten von "antiker Lyrik und Prosa", sie zürnten über "Schmähtiraden", "kulturellen Analphabetismus" sowie "demagogische, banausige und philisterhafte Lateinschelte".
Descartes und Spinoza müsse man schon im Original lesen können, meint Joachim Schulz aus Osnabrück. Ingo Seelig aus Celle merkte an, Latein sei keineswegs eine tote Sprache, sondern in einem Staat sogar erste Amtssprache - im Vatikan nämlich. "Möge ihnen der Himmel in den Schoß fallen", wünschte Leser Kai Busch aus Köln den Altphilologen. Und Michael Baumann aus Frankfurt gelang es, all seine Argumente in nur vier Sätze zu kleiden, die aber ganz den Geist der Antike atmeten. Denn sie umfassten stramme 328 Wörter. Das war toll und hat uns sehr beeindruckt.
Einen Vorwurf indes können wir ausräumen - dass die Sprachversager in der Redaktion sich schlicht grämen, selbst am Latinum gescheitert zu sein. Mitnichten, wie das Beispiel des UniSPIEGEL-Ressorts zeigt: Der eine Redakteur ist echter Lateinfuchs und erwarb das ganz große Latinum nach sieben schweren Unterrichtsjahren, auf die er heute sogar mit heiterer Gelassenheit zurückschaut. Ein zweiter Redakteur bimste immerhin vier Jahre Caesar und Cicero, Ablativ und Gerundium. Die Universität gewährte ihm einen großzügigen Nachschlag, doch die Lateinprüfung war kein Problem. Und die Redakteurin absolvierte einen Vier-Wochen-Crashkurs, bevor sie in gleich drei parallelen Uni-Kursen alle umhertaumelnden Vokabeln einsog - und die Sprachprüfung im ersten Anlauf schaffte.
De mortuis nihil nisi bene, über die Toten nur Gutes - das möge fortan auch für tote Sprachen gelten. Latein lebe hoch. Wir haben verstanden: Ohne Latinum ist man nur ein halber Akademiker. Höchstens. Als kleines Zeichen aufrichtiger Reue möchten wir Ihnen nicht nur einen bunten Strauß zusätzlicher Argumente pro Latinum schenken. Wir möchten Sie auch mit einem Test verwöhnen, bei dem Altsprachler brillieren dürfen. Aber es kommt knüppelhart: Wer diesen Parcours mit Bravour absolviert und alle 15 Fragen mühelos knackt, der kennt seinen Cicero im Schlaf. Und hat sich die Ehrenurkunde zum SPIEGEL-ONLINE-Latinum (honoris causa) am Ende wahrlich verdient.
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