Regelstudienzeit Drei von fünf Studenten brauchen länger

Uni-Abschluss: So schnell wie vorgesehen schafft es nur eine Minderheit der Studenten
Foto: CorbisViele Studenten brauchen für ihr Studium länger als von den Hochschulplanern vorgesehen: Nur zwei von fünf haben ihr Studium 2010 innerhalb der Regelstudienzeit abgeschlossen. Insgesamt beendeten 309.200 Studenten ein Erst-, Zweit- oder Masterstudium, davon lediglich 39 Prozent in der Regelstudienzeit. Bei Bachelor-Studenten waren es allerdings drei von fünf Studenten, wie das Statistische Bundesamt mitteilte.
Ob sie schneller oder langsamer studierten als frühere Studenten-Generationen lässt sich nicht sagen: Vergleiche zu früheren Jahren gibt es nicht, die Zahlen wurden erstmals erhoben. Eine interne Untersuchung für 2009 habe jedoch ähnliche Ergebnisse gebracht, sagte eine Sprecherin.
Knapp jeder zweite Student (48 Prozent) eines Masterstudiengangs bekam seinen Abschluss 2010 innerhalb der vorgegebenen Zeit. Ein Drittel der Lehramtsprüfungen wurde innerhalb der vorgegebenen Studiendauer abgelegt, bei herkömmlichen Fachhochschuldiplomen waren es 30 Prozent und bei traditionellen Universitätsdiplomen und entsprechenden Abschlüssen 20 Prozent. Besonders pünktlich waren die Studenten im Saarland. Dort schafften 54 Prozent ihre Abschlüsse innerhalb der vorgesehenen Zeit, in Schleswig-Holstein waren es nur 23 Prozent.
Wer studiert schnell? Wer bricht ab?
Am besten lief es - zumindest statistisch - beim Bachelorstudiengang Bibliothekswissenschaft/Dokumentation. Dort machten alle Studenten ihren Abschluss innerhalb der Regelzeit - allerdings waren es auch nur vier. Dagegen schafften den Fachhochschulabschluss in Biologie gerade einmal 1,6 Prozent in der Regelstudienzeit.
Der studentische Dachverband FZS nahm die Zahlen zum Anlass, die zeitliche Vorgabe für Studenten zu kritisieren. Erik Marquardt aus dem FZS-Vorstand nannte die Regelstudienzeit ein "imaginäres Konstrukt", das mit der Realität der Studenten nichts zu tun habe. Es missachte die Studenten, die neben dem Studium arbeiten müssen, sich sozial engagieren oder Kinder erziehen und deshalb nicht pünktlich fertig würden.
Wichtig ist die Regelstudienzeit vor allem für Studenten, die Bafög bekommen. Denn das wird nur unter bestimmen Voraussetzungen über die Regelstudienzeit hinaus gewährt. Auch bei einem Rückzahlungserlass spielt die Regelstudienzeit eine Rolle.
Wie viele Studenten überhaupt nicht abschließen, sondern ihr Studium abbrechen, das lässt eine Studie erahnen, kürzlich vorgestellt vom Hochschul-Informations-System (HIS). Darin heißt es, die Abbruchquote bei Diplomstudiengängen liege bei 23 Prozent, bei Bachelorstudiengängen sogar bei 28 Prozent. Beide Zahlen lassen sich aber kaum miteinander vergleichen und auch nicht mit früheren Jahrgängen: Durch die Bologna-Reform und die vor einigen Jahren eingeführten Bachelor- und Master-Abschlüsse sind die Studienbedingungen andere.
Besonders hohe Abbrecherquoten gab es der Studie zufolge in den sogenannten Mint-Fächern, also in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik. In Mathematik/Naturwissenschaften liege die Abbrecherquote bei 39 Prozent und in den Ingenieurwissenschaften bei 48 Prozent - in den Spezialisierungen Maschinenbau und Elektrotechnik sogar bei 53 Prozent. An den Fachhochschulen sei die Abbrecherquote geringer, aber mit 30 Prozent immer noch hoch.