In Cambridge spöttelt man oft über die Royals, schmückt sich aber doch gerne mit ihnen - am liebsten mit dem Nachwuchs. Adels-Pin-up William ging leider nach Schottland, jetzt wird um Prinz Harry gebuhlt. Seine Hobbys - Trinken und Kiffen - passen ja auch gut hierher, witzeln die Studenten.
Dinner war vom Tisch, Portwein serviert: Zeit für Zigarren und Angeben. Der deutsche Cambridge-Student berichtete atemlos, wie er mal beim Friseur neben Gerhard Schröder saß. Die Amerikanerin erzählte aufgeregt, als Praktikantin im Weißen Haus auch Bill Clinton zugearbeitet zu haben. Der britische Kommilitone hörte sich alles gelassen an und sagte schlicht, an den Tischen des Trinity College, wo sie gerade säßen, habe sein Vater immer mit Prinz Charles gegessen.
Wumms, das saß. Die britischen Royals sind trotz all ihrer Skandalgeschichten immer noch eine eigene Promistufe - vielleicht nicht majestätischer und stilvoller, aber in jedem Fall glamouröser als bürgerliche Präsidenten und Kanzler. Wie Sophia Loren im Vergleich zum Teppich-Luder.
Royaler Glamour hilft beim ewigen Wettstreit mit Oxford
Zum Glück gibt es reichlich Anlässe, in Cambridge über die Royals zu reden. Nicht nur, dass viele Gebäude von prunksüchtigen Königskindern erbaut wurden (was nicht recht belohnt wurde, denn ausgerechnet im King's College sind die radikalsten Republikaner angesiedelt, die immer wieder über den Sinn der Monarchie streiten und in den achtziger Jahren gar das College-Gelände zur "sozialistischen Zone" erklärten).
Über die Jahrhunderte war auch eine Reihe von ihnen live präsent, bis heute. So erhielt die Queen Mum 1948 als erste Frau überhaupt in der Cambridge-Geschichte einen Abschluss, wenn auch ehrenhalber. Prinz Philip ist Chancellor der Hochschule, also so eine Art Grüßaugust, Prinz Charles war drei Jahre im Trinity College, und auch sein Bruder Edward wurde hier graduiert.
Die Uni hätte diese Tradition gerne mit Prinz William fortgesetzt, dem Thronfolger-Pin-up. Aber der ist nach Schottland gegangen - trotz kräftigen Buhlens des Trinity College. Das kann sich zwar nicht über Bewerbermangel beklagen, aber königlicher Glamour bedeutet neue Aufmerksamkeit, auch im ewigen Wettstreit mit Oxford.
Ein wenig vergrätzt scheint man noch immer zu sein: Als unlängst in der Presse zu lesen war, William langweile sich an seiner Uni St. Andrews bereits, ätzte ein hiesiger Professor, der kleine Prinz habe für akademisches Interesse wohl die Gene seiner Mutter Diana vererbt bekommen - die ja nach eigener Aussage ein Gehirn in Erbsengröße hatte.
Ask your local Dealer
Nun soll aber wenigstens Prinz Harry geködert werden. Im Dezember kursierten prompt Gerüchte, er sei bei der Besichtigung des Trinity College gesichtet worden. Bestätigungen dafür gibt es zwar keine, dafür aber jede Menge Witzeleien. Harry füge sich, so wird geulkt, von seinen Hobbys her - Trinken und Haschen - nahtlos in die Studentengemeinschaft hier ein.
Außerdem wurde vorgeschlagen, ihn bei der Bewerbung als Kind mit schwierigem sozialen Hintergrund einzustufen: Eltern geschieden, Mutter tot, Großmutter noch berufstätig, selbst ein Drogen- und Alkoholproblem...
Sollte Harry tatsächlich nach Cambridge kommen, muss er sich jedenfalls keine Sorgen über zu große familiäre Fußstapfen machen. Charles war zwar ein ordentlicher Student, aber es gibt ja noch Onkel Edward. Der hatte schon Abiturnoten, mit denen eine Bewerbung bei einem der 31 Colleges normalerweise so aussichtsreich wäre wie der Wunsch von Rudolf Scharping, nach der Wahl Verteidigungsminister zu bleiben.
Visite von Philip: Ja, wo laufen sie denn?
Jesus College erbarmte sich schließlich seiner, weshalb der ebenfalls reichlich erstaunte Vater Prinz Philip den Witz riss: "Was für einen guten Freund wir in Jesus haben."
Prompt entwickelte Edward sich auch nicht wirklich zum Vorzeige-Absolventen: Seine Filmfirma verbrannte Millionen, und als Queen Mum beerdigt wurde, musste er als einziger in einem Kellneranzug statt Uniform herumlaufen, weil er die Militärkarriere abgebrochen hatte.
Aber immerhin hat der Prinz es vor kurzem geschafft, Studenten die Ausrede des Jahres zu schenken: Als Edward seine Chaos-Firma endlich aufgab, erklärte er, eine Auszeit zu nehmen, um die Queen bei ihrem diesjährigen Goldenen Thronjubiläum zu unterstützen. Und jetzt wartet man nur auf Studenten, die in diesem Sommer bei Prüfungen sagen: Okay, bin nicht so gut vorbereitet, aber ich habe eine Auszeit genommen, um der Queen...
Doch nicht nur in akademischer Brillanz, auch in Beliebtheit kann sich Harry gegenüber seinen Vorfahren nur verbessern. Großvater Philip etwa ist nicht bloß Cambridge-Chancellor, sondern zudem Rüpel vom Dienst, wenn er zum Beispiel auf Staatsbesuchen sagt, ein so unordentlicher Stromkasten könne nur von einem Inder zusammengesetzt sein.
Das führt regelmäßig zu einem Aufschrei in der Studentenzeitung, ob man einen Rassisten als formelles Uni-Oberhaupt brauche - und zu Tipps, schnell die Straßenseite zu wechseln, wenn Philip für Gebäudeeinweihungen in Cambridge vorbeischaut.
Wäre spannend zu sehen, wie rasch Enkel Harry über die Straße rennt.