Fasziniert von Maschinen: Meine Flieger, meine Züge, meine Schiffe
Leidenschaft für Züge, Flieger, Schiffe
Kommen die großen Maschinen, hat die Uni Pause
Für besondere Fotos stehen sie um 3 Uhr morgens auf oder reisen ans Ende der Welt: Vier Studenten erzählen, wie sie als "Spotter" von Schiffen, Zügen oder Flugzeugen ihr Leben um ihr Hobby herum organisieren.
Zu finden sind sie meist an eher abseitigen Orten: neben Landebahnen oder Gleisbetten, in Hafenanlagen. Dort warten Spotter stundenlang, um im richtigen Moment auf den Auslöser zu drücken - wenn ein Kampfjet landet, der ersehnte Tanker einläuft oder sich ein Güterzug nähert.
Als Spotter braucht man vor allem Infos aus erster Hand - wann ein ersehntes Objekt des Weges kommt -, viel Zeit und verständnisvolle Mitmenschen. Relativ gut lässt sich das Spotter-Leben mit einem Studium verbinden, auch wenn man die Stunden- und Klausurenpläne kreativer handhaben muss als viele Kommilitonen.
Hier berichten René, Marvin, Alexander und Tis von einem Leben auf der Pirsch nach den spannendsten Passagierflugzeugen, Kampfjets, Ozeanriesen und Triebwagen:
Kerosin im Blut: Kommt der Emir im Jumbo, geht Tis nicht zur Uni
Foto: Michaela Boss
Tis Meyer, 26, studiert Rechtswissenschaft an der Uni Zürich
"Wenn ich in den letzten zehn Jahren ein Flugzeug fotografiert habe, hatte ich immer ein Ziel: packende Bilder. Dafür versuche ich, mich in die Piloten und Fluglotsen hineinzuversetzen. Woher weht der Wind, wie belichte ich am besten? Wenn dann ein Airbus A380 mit 300 Stundenkilometern auf mich zurast, bleibt mir knapp eine halbe Sekunde fürs Abdrücken.
Wichtig ist für mich die weltweite Community: Oft besuche ich andere Spotter, viele davon sind enge Freunde geworden. So komme ich viel herum: Ich war schon in Bangladesch, Nepal oder Ecuador - Länder, in die ich sonst wohl nie gereist wäre. Das Studentenleben bietet dank Ferien und flexiblen Stundenplänen den perfekten Rahmen fürs Spotten: Fliegt der Emir von Dubai spontan für ein Skiwochenende in die Schweiz, verfolge ich meine Vorlesung auf dem Smartphone, während ich am Flughafen auf seinen Jumbojet warte.
Meine Freundin teilt und versteht meine Faszination. Auf Reisen nutzt sie meine Spotting-Stunden oft zum Sonnenbaden oder Shoppen, und zu Hause begleitet sie mich oft gerne zum Flughafen. Kurzum: vollkommenes Plane-Spotter-Glück."
Das sind Tis' liebste Motive:
Alles für diesen Tornado: René wuchs neben einem Militärflughafen auf
Foto: Markus Altmann
René Köhler, 29, studiert Ernährung, Haushalt und Sport auf Berufsschullehramt in Münster
"Ich bin in der Nähe eines Fliegerhorstes aufgewachsen, dort habe ich bereits die ersten Bilder von Militärflugzeugen gemacht. Neben meinem Studium versuche ich heute so oft wie möglich, meinem Hobby nachzugehen, bislang vor allem in Europa und Asien.
In Deutschland ist das nicht immer so einfach, hier wurde ich schon an diversen Militärflugplätzen fortgeschickt, einmal per Platzverweis. Auch an Informationen wie die Flugzeiten zu kommen, ist nicht einfach, aber durch mein Netzwerk weiß ich meistens über alles Wissenswerte Bescheid. So wusste ich beispielsweise rechtzeitig, wann Barack Obama im März mit der Air Force One in Ramstein zwischenlanden würde.
Besonders praktisch ist, dass mein Bruder Pilot ist und wir mit einer eigenen Sportmaschine sogenannte Air-to-Air-Bilder von anderen Flugzeugen in der Luft machen können. Einige meiner besten Aufnahmen dieser Art habe ich erst neulich gemacht: Aus einem britischen Tankflugzeug heraus habe ich fotografiert, wie nebenherfliegende 'Eurofighter' und 'Tornados' betankt wurden. Trotz der Zeitintensität, die dieses Hobby benötigt, kommt mein Privatleben nicht zu kurz. Das Interesse an meinem Hobby ist teilweise so groß, dass sich Freunde melden und mich begleiten wollen.
Natürlich ist mir bewusst, dass es sich um 'Kriegsgerätschaft' handelt, allerdings bin ich kein Kriegsbefürworter. Ich sehe eher die technischen Details - und in Europa werden die Maschinen ja vor allem zur Friedenssicherung eingesetzt. Zudem fasziniert mich die Technik der Flugzeuge, die später ja oft auch in der zivilen Luftfahrt eingesetzt wird."
Das sind Renés liebste Motive:
Mehr Triebwagen: Geht Marvin auf Züge, findet seine Familie das okay
Foto: Marvin Lätsch
Marvin Lätsch, 19, studiert technische Redaktion an der FH Soest
"Mindestens einmal pro Woche ziehe ich zum Züge-Spotten los. In der Regel bin ich dann in der Gegend um Dortmund und Hagen unterwegs, manchmal geht's auch in andere Teile von Deutschland - und im Urlaub fotografiere ich natürlich Züge im Ausland. Dabei habe ich mich auf Güterzüge und historische Züge spezialisiert, normalen Reisezugverkehr vernachlässige ich manchmal.
Das Studium leidet unter den Reisen nicht, im Gegenteil: Oft ärgere ich mich, wenn ganz in der Nähe ein spannendes Fahrzeug vorbeifährt und ich im Hörsaal festsitze. Davon weiß ich dann aus Eisenbahn-Internetforen oder von befreundeten Train-Spottern. Für solche Gelegenheiten lass ich dann auch schon mal eine private Verabredung sausen - aber meine Familie und Freunde kennen mich nur mit dem Hobby und haben Verständnis dafür. Sie wissen: Damit mir möglichst wenige interessante Züge entgehen, habe ich einen kleinen Fotoapparat eigentlich immer im Rucksack."
Das sind Marvins liebste Motive:
Bitte nicht an allen Wänden: Alexanders Verlobte hat für die Wohnung Regeln aufgestellt
Foto: Mara Müller
Alexander Brede, 27, promoviert im Fach Geschichte an der Uni Hamburg
"Warum ich als Zehnjähriger in Kiel plötzlich Kreuzfahrtschiffe fotografieren wollte? Wahrscheinlich liegt es in den Genen: Schon mein Großvater, mein Onkel und mein Vater haben Modellschiffe gebaut. Zum professionellen Schiffsfotografen bin ich erst im Studium geworden: Immer im Dezember suche ich die Routen fürs kommende Jahr zusammen und trage mir die Termine in eine Liste ein.
In der Hauptsaison zwischen Mai und Oktober fahre ich nach Schweden, Dänemark und in die Niederlande. Wenn das Wetter es zulässt, fotografiere ich fast täglich ein Schiff - auch im Urlaub. Das geht nur, weil ich noch Student bin: Manchmal fahre ich morgens um 3 von Hamburg zum Fotografieren nach Rostock. Und da die meisten der weltweit 300 Kreuzfahrer im Sommer zu sehen sind, habe ich mein Studium danach ausgerichtet: Hausarbeiten und Seminare habe ich stets ins Wintersemester geschoben, und auch als Promotionsstudent gehe ich jetzt vor allem im Herbst und Winter in die Bibliothek.
Langfristig würde ich gerne ein eigenes Archiv aufbauen und über die Geschichte der Kreuzfahrt ein Buch veröffentlichen. Übertreiben sollte ich es aber nicht, auch meiner Verlobten zuliebe: Sie achtet darauf, dass in unserer Wohnung nicht nur meine Schiffsbilder an den Wänden hängen."
12 BilderFasziniert von Maschinen: Meine Flieger, meine Züge, meine Schiffe
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Lehramtsstudent René ist Spotter mit einer Vorliebe für Militärmaschinen. Hier ist er vor einem Hubschrauber zu sehen, ansonsten fotografiert der 29-Jährige vor allem Militärflugzeuge.
Foto: Markus Altmann
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René hat einen strategischen Vorteil bei der Suche nach den besten Motiven: Er kennt viele Leute bei der europäischen Flugsicherung Eurocontrol und hat deshalb wichtige Informationen über Landungen und Abflugzeiten oft besonders früh.
Foto: Markus Altmann
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Der Münsteraner fotografiert nicht nur vom Boden aus: Da sein Bruder Pilot ist und die beiden eine eigene Sportmaschine besitzen, kann er auch "air to air" fotografieren, also von Flugzeug zu Flugzeug.
Foto: Markus Altmann
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Alexander Brede, Promotionsstudent aus Hamburg, fotografiert in seiner Freizeit Kreuzfahrtschiffe und hängt die Bilder zu Hause auf.
Foto: Mara Müller
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Hier fotografierte er im April 2014 die "AIDAcara" in der Kieler Förde.
Foto: Alexander Brede
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Diese Aufnahme der "Eurodam" gehört zu den Lieblingsbildern von Alexander Brede. Der Hamburger fotografiert Kreuzfahrtschiffe schon seit etwa zehn Jahren.
Foto: Alexander Brede
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Tis Meier, 26, ist angehender Rechtswissenschaftler, studiert an der Uni Zürich und ist Flugzeugfan. Das Hobby ist mit dem Studium verhältnismäßig einfach in Einklang zu bringen, sagt er. "Fliegt der Emir von Dubai spontan für ein Skiwochenende in die Schweiz, verfolge ich meine Vorlesung auf dem Smartphone, während ich auf seinen Jumbojet warte."
Foto: Jacques Lukas Berger
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Nicht nur besondere Flugzeuge, auch spektakuläre Landeanflüge faszinieren Tis. Hier landet eine Maschine auf der Karibikinsel St. Maarten, die zu den niederländischen Antillen gehört.
Foto: Tis Meyer
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Die Fotos von Marvin Lätsch entstehen meistens neben dem Gleisbett: Der 19-Jährige fotografiert Züge jeder Art. Er studiert technische Redaktion an der Fachhochschule Soest.
Foto: Marvin Lätsch
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Alles genau dokumentiert: Trainspotter Marvin schoss dieses Bild am 18. Januar 2014 in Westhofen an der Ruhr. Es zeigt eine Dampflok 41 360 mit einer Reisezuggarnitur der Sechziger- und Siebzigerjahre.
Foto: Marvin Lätsch
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Er fotografiert nicht nur romantisch dahindampfende Lokomotiven, sondern etwa auch solche bulligen Güterzüge.
Foto: Marvin Lätsch
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Im Hönnetal im Sauerland fuhr am 1. Juni diese Schienenbusgarnitur der Baureihe 796 anstelle der sonst üblichen mordernen Regionalzüge. Unvorbereitet ist Student Lätsch selbst dann nicht, wenn er zur Uni radelt, sagt der 19-Jährige: "Damit mir möglichst wenige interessante Züge entgehen, habe ich einen kleinen Fotoapparat eigentlich immer im Rucksack."