Stipendien zum Abhauen 16 Milliarden Gründe für ein Auslandsstudium

Stipendien: In Deutschland rar - EU-weit reichlich vorhanden
Foto: A3634 Friso Gentsch/ dpaZur Vorstellung ihrer neuen Online-Datenbank ließen sich die Initiatoren etwas Ausgefallenes einfallen. Für 3000 Zuschauer im französischen Nantes druckten sie Mitte September Scherz-Geldnoten. Auf ihnen stand eine beeindruckende Zahl: 16 Milliarden Euro. Das ist der theoretische Wert, den alle Stipendien in Europa zusammen ausmachen - zweifelsohne ein riesiger Haufen Geld, der geordnet werden will.
Die Seite ScholarshipPortal.eu soll das fortan leisten. Sich im internationalen Wirrwarr um die Zuschüsse von Universitäten, Wirtschaftsunternehmen oder des Staates zurecht zu finden, ist keineswegs leicht. Wo studieren, zu welchem Preis - und mit welchen Chancen auf finanzielle Unterstützung? Die neue Datenbank soll dem Ganzen nun einen einheitlichen Auftritt verpassen und die Orientierung erleichtern. Fortan soll ein großer Teil aller europäischen Hochschul-Stipendien dort gelistet sein.
"Die Datenbank wächst sehr schnell", sagt Projektleiter Joran van Aart. Bislang weist die Webseite 810 Programme aus, darunter auch Programme des Deutsche Akademischen Austausch Dienstes (DAAD) und anderer großer europäischer Stipendiengeber. Der Betrag 16 Milliarden Euro stammt aus einer Studie der Europäischen Union. "Das ist unfassbar viel Geld und zeigt den Berg an Möglichkeiten der Studenten", meint der Niederländer.
Interessierte können gleich auf der Startseite über mehrere Suchkriterien das für sich Passende herausfiltern. Die Datenbank kann etwa nach Fachgebiet, Herkunftsland und gewünschtem Studienland sortiert werden. Per Klick auf ein Angebot werden dann Details wie Bewerbungsverfahren erläutert.
Deutsche Fördermittel bleiben überschaubar
Das großen internationalen Stipendienangebot verdeutlicht aber auch, wie wenig für Studenten in Deutschland bislang auf nationaler Ebene zu holen ist. Tatsächlich profitieren nämlich nur zwei Prozent der gut zwei Millionen Studenten in Deutschland von einem Zuschuss zur Studienfinanzierung. Verteilt wird das Geld von Förderwerken wie der Studienstiftung des deutschen Volkes und parteinahen Stiftungen.
Im Jahr 2011 sollen nach derzeitiger Planung der Bundesregierung noch einmal rund 6000 Studenten zusätzlich in den Genuss des sognannten Deutschlandstipendiums kommen. Dabei handelt es sich um die abgespeckte Version des nationalen Stipendienprogramms, das Bund und Ländern eigentlich schon zum Wintersemester 2010/2011 starten wollten. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hatte das Programm in Deutschlandstipendium umbenannt, nachdem die Bundesländer das Projekt zunächst blockiert und sich dann fast ganz vollständig aus der Finanzierung verabschiedet hatten.
Das Deutschlandstipendium soll ab kommendem Sommersemester monatlich 300 Euro betragen. Die Hälfte des Geldes sollen private Spender und Wirtschaftunternehmen zuschießen, organisiert wird die Vergabe von den Hochschulen. Ob sich die benötigten Spender finden lassen gilt allerdings als fraglich. Profitieren werden zu Beginn 0,3 Prozent der deutschen Studenten. Das ursprüngliche Ziel der Bundesregierung war da deutlich ambitionierter: noch vor einem Jahr rechnete Schavan mit einer Stipendiatenquote von zehn Prozent, also 200.000 Geförderte, bis zum Jahr 2013.
Für Deutsche, die im Ausland gefördert werden möchte, ist die Auswahl dagegen üppiger, wie das neue Webportal zeigt: Ein Student, der einen Bachelor in Jura anstrebt und in Großbritannien studieren will, bieten sich beispielsweise acht verschiedene Chancen für Stipendien. Abhängig von Qualifikation und Zielort sind für ihn bis zu 1050 Euro an monatlicher Unterstützung zu holen. Oftmals scheitert ein Studium außerhalb des eigenen Landes nämlich nur am Geld - einer EU-Studie zufolge ist das bei sechs von zehn Fällen so.
"Wir haben versucht, alles so übersichtlich wie möglich zu gestalten", sagt Initiator van Aart, dessen Projekt auch durch Gelder der Europäischen Kommission in Brüssel und das Erasmus-Programm der EU mitfinanziert wurde.
Die meisten Studenten seien sich völlig im Unklaren über ihre Möglichkeiten, sagt der Niederländer. Beste Chancen auf finanzielle Unterstützung hätten erfahrungsgemäß besondere Talente - aber das Spektrum an unterschiedlichen Stipendien-Angeboten reiche noch viel weiter und unterstreicht die Vielfalt an Fördermöglichkeiten mit einem kleinen Scherz: "Manchmal", so van Aart, reicht es für eine Bewerbung auch schlichtweg, Linkshänder zu sein."