Strenge Bundeswehr Plagiatoren, wegtreten!

Soldaten beim Beförderungsappell: An Bundeswehrunis herrscht ein strenges Regiment
Foto: dapdNur mit den besten Erinnerungen blicke er auf seine Zeit beim Bund zurück, hat einmal gesagt. Von der Kameradschaft bei den Gebirgsjägern in Mittenwald schwärmte er und von der "sehr professionellen, fundierten Ausbildung".
Zwar weist ihn sein Lebenslauf als Stabsunteroffizier der Reserve aus, aber für eine militärische Karriere oder ein Studium an einer Bundeswehr-Uni war die Begeisterung dann doch nicht groß genug. Und das ist - mit Blick auf die - ein Glück für Guttenberg.
Denn mit Plagiatoren geht die Bundeswehr alles andere als zimperlich um.
Sprecher beider bestätigten, dass Schummler mit dienstrechtlichen Konsequenzen rechnen müssen - und dass es solche Fälle bereits gegeben hat.
So wurde ein Oberleutnant, der an der Helmut-Schmidt-Universität in Hamburg studiert hatte, degradiert, nachdem er als Plagiator aufgeflogen war. Er hatte den Angaben des Sprechers zufolge während seines Grundstudiums weite Teile einer Seminararbeit abgeschrieben. Der Schein für diese Arbeit galt als Prüfungsleistung und Voraussetzung zum Vordiplom. Als das nach Ende seines Studiums herauskam, wurde der inzwischen beförderte Offizier zurückgestuft zum Leutnant. Dieses Vorgehen sei vom Bundesverwaltungsgericht bestätigt worden, sagte der Sprecher. Der Fall liegt einige Jahre zurück.
Es kommt auf die Schwere der Täuschungsversuche an
An der Bundeswehr-Universität in München habe es einen ähnlichen Fall gegeben, sagte ein Sprecher: Vor etwa zwei Jahren ist demnach ein Soldat im Dienstgrad zurückgestuft worden, weil er bei einer Arbeit geschummelt habe. Allerdings geschehe das nur in schweren Fällen. Normalerweise würden akademische Regelverstöße auch nur akademisch geahndet - etwa damit, dass eine Prüfung als nicht bestanden gilt. Ähnlich ist es in Hamburg: Es komme auf die Schwere der Täuschungsversuche an.
An den Bundeswehr-Universitäten in Hamburg und München studieren Soldaten. Allerdings sind deren Professoren keine dienstrechtlichen Vorgesetzten. Wenn es zu Degradierungen kommt, muss der Verstoß so schwer wiegen, dass die akademischen Mitarbeiter die militärische Ebene informieren. Der Sprecher der Hamburger Bundeswehr-Universität vergleicht es mit dem Öffentlichen Dienst: "Für bestimmte Laufbahnen brauchen Sie bestimmte Abschlüsse." Wenn ein Uniabschluss aberkannt würde, könne das Auswirkungen auf die Laufbahn haben.
Für sich selber strebt der Minister offensichtlich eine andere Lösung an: Obwohl ihm die Universität Bayreuth den Titel mittlerweile aberkannt hat, will er sein Amt weiter ausüben - auch wenn die Opposition ihn im Bundestag scharf attackiert. Im Parlament hat Guttenberg am Mittwoch erneut jede Täuschungsabsicht bestritten.
Die Empörung über Guttenbergs Vorgehen ist auch an den Hochschulen groß, die Kritik wird immer lauter. Betrugsfälle dürften "nicht verharmlost" werden, sagte die Präsidentin der Hochschulrektorenkonferenz, Margret Wintermantel: "Es handelt sich um schwerwiegende Vergehen, die entsprechende Konsequenzen haben müssen." Der Mainzer Politikwissenschaftler Jürgen W. Falter sagte, Guttenberg habe wohl selbst mit der Entziehung des Doktortitels gerechnet und deshalb auf den Titel verzichtet - eine reine Scheinmaßnahme, so Falter in der "Passauer Neuen Presse": "Man kann sich nicht entpromovieren."
Uni gibt Entscheidung bekannt
Der Präsident der Universität Bayreuth, Rüdiger Bormann, gab am Mittwochabend bekannt, dass die Hochschule Guttenberg den Doktorgrad aberkennt. Bormann sagte, Guttenberg habe "wissenschaftliche Standards objektiv nicht eingehalten". Die wörtliche und sinngemäße Übernahme von Textstellen ohne hinreichende Kennzeichnung verstoße gegen die Rechtsprechung und die Grundsätze wissenschaftlichen Arbeitens.
Die entscheidende Frage, nämlich ob es sich bei der Doktorarbeit des Ministers um ein Plagiat handelt, ließ Bormann bewusst unbeantwortet. Man habe die Frage eines möglichen Täuschungsvorsatzes dahinstehen lassen können. "Wir brauchen nicht zu prüfen, ob die ganze Arbeit ein Plagiat ist", sagte der Uni-Präsident wörtlich.
Guttenberg hatte in einem Brief an die Universität zuvor bereits "gravierende handwerkliche Fehler" beim Verfassen seiner Dissertation eingeräumt. Am Mittwoch tagte bereits die Promotionskommission der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Hochschule.
Zumindest die Öffentlichkeit reagiert nachsichtig auf die Angelegenheit. Der CSU-Mann Guttenberg hat einer Umfrage zufolge durch seine Doktortitel-Affäre nichts an Beliebtheit in der Bevölkerung eingebüßt. Im Gegenteil: 73 Prozent seien mit seiner politischen Arbeit zufrieden - zu Monatsbeginn seien es 68 Prozent gewesen, ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap für die ARD-Sendung "Hart aber fair". 72 Prozent seien der Ansicht, dass Guttenbergs Verzicht auf den Doktorgrad ausreiche, um sein Ministeramt weiterzuführen. 24 Prozent finden, er müsste zurücktreten.
Im Bundestag wies Guttenberg Rücktrittsforderungen zurück und bestritt erneut jede Täuschungsabsicht. Den Untergebenen an den Bundeswehruniversitäten würde eine solche Erklärung nicht helfen.