Studenten-Oscar-Gewinner Florian Baxmeyer gibt "Tatort"-Regiedebüt
Zwischenzeitlich schwächelte der gute alte "Tatort" etwas, seit einigen Jahren versammelt sich eine treue Fangemeinde am Sonntagabend vor dem Fernseher oder schart sich in Kneipen vor der Leinwand, zusammengeschweißt von sentimentalen Erinnerungen an Fernsehabende mit der Familie. "Ich war auf jeden Fall Gucker", sagt auch Florian Baxmeyer, "ich hatte immer vor, einen 'Tatort' zu drehen."
Das hat der Regisseur, der 2003 den Studenten-Oscar gewann, jetzt geschafft: Heute um 20.15 Uhr läuft in der ARD-Krimireihe sein Debüt. In der Folge "Macht der Angst" wird auf der malerischen Hörnbrücke mitten in Kiel ein Familienvater auf dem Weg zur Arbeit von einem Scharfschützen erschossen. Unter den Menschen grassiert die Angst. Axel Milberg spielt den angenehm verschrobenen Kommissar Borowski, Maren Eggert die mindestens ebenso seltsame Polizeipsychologin Frieda Jung. Zudem muss Borwoski in einem Mordprozess aussagen, der einen unerwarteten Verlauf nimmt.
Für Baxmeyer ist der erste "Tatort" ein großer Tag. "Das hatte ich auch meinem Vater versprochen, weil der so ein Riesenfan ist. Für ihn ist das der absolute Ritterschlag." Also sei es ein tolles Angebot gewesen, zumal es beim "Tatort" eine Tradition gebe, dass man als Regisseur ein bisschen mehr Freiheit habe als bei anderen Formaten.
Baxmeyer stimmt beim Oscar mit ab
Krimi-Erfahrung sammelte Baxmeyer bereits mit der Serie "Großstadtrevier", zu seinen weiteren Projekten zählten die ProSieben-Filme "Mörderische Elite" und "Das Blut der Templer". Im November kommt sein erster Kinofilm "Die drei Fragezeichen - Das Geheimnis der Geisterinsel" auf die große Leinwand - Geschichten, die Baxmeyer von den Hörspielen "in- und auswendig kennt".
Seit seinem Hollywood-Erfolg hat sich also viel getan. Den Studenten-Oscar erhielt Baxmeyer vor vier Jahren für seinen Diplomfilm "Die Rote Jacke". Ein Jahr später war er mit dem Zwanzigminüter sogar für den Kurzfilm-Oscar nominiert, ging aber leer aus. Nach dem Abitur hatte er zunächst Soziologie in Köln studiert, bevor er mit dem Filmregiestudium bei Hark Bohm in Hamburg begann. Aus der "Hamburger Schule" gingen gleich mehrere Absolventen hervor, die für den Studenten-Oskar nominiert wurden. So gewann 2005 Ulrike Grote mit ihrem Film "Ausreißer".
Auch andere deutsche Filmstudenten waren bei Hollywoods Studenten-Oscar für den besten ausländischen Kurzfilm stark vertreten. In diesem Jahr kamen gar gleich vier der fünf Finalisten aus Deutschland - und die begehrte Trophäe holte sich Toke Constantin Hebbeln, 28. Er studiert seit fünf Jahren das Fach Regie/Szenischer Film an der Filmakademie in Ludwigsburg bei Stuttgart. Dort entstand sein preisgekrönter Streifen "Nimmermeer". Die weiteren deutschen Gewinner der letzten 20 Jahre neben Hebbeln, Baxmeyer und Grote:
- 2000: Florian Gallenberger (München) für "Quiero ser"
- 1999: Marc-Andreas Bochert (Potsdam) für "Kleingeld"
- 1998: Thorsten Schmidt (Filmakademie Baden-Württemberg) für "Rochade"
- 1997: Raymond Boy (Köln) für "Ein einfacher Auftrag"
- 1994: Katja von Garnier (München) für "Abgeschminkt"
- 1988: Wolfgang Becker (Berlin) für "Schmetterlinge"
Kontakt nach Hollywood hält Baxmeyer weiter - er ist Mitglied der berühmten "Akademie", der Academy of Motion Picture Arts and Sciences, die insgesamt 5830 stimmberechtigte Juroren umfasst. Darunter sind 376 Regisseure. "Die sehr angenehme Seite daran ist, dass man ein schönes großes Paket mit mit DVDs und Filmen erhält, die erst noch ins Kino kommen", sagt Baxmeyer. Er wolle auch "mal wieder zur Verleihung", bei der man als Juror nicht automatisch einen Platz habe - "aber wenn man nett fragt und oben auf dem Balkon und nicht unten im Saal sitzen will, geht das schon".
jol/ddp