Studentenwettbewerbe Bochumer Eisprung

Die deutschen Hochschulen haben noch Sinn für Skurriles. So startet die Ruhr-Universität Bochum am 17. Januar einen Wettbewerb, bei dem Studenten rohe Eier treppabwärts bugsieren - möglichst unfallfrei.

Grobmotoriker sind chancenlos: Die Bochumer Maschinenbau-Studenten müssen viel Bastelgeschick und Phantasie beweisen, wenn sie sich bei einem Eierlauf der besonderen Art messen. Am Mittwoch um Punkt 15 Uhr treten acht Erstsemester-Teams mit eigenwilligen Konstruktionen an, um Hühnereier eine Betontreppe zwischen Bibliothek und Hörsaalzentrum hinab zu befördern.

Die Regeln sind streng: Beim Start darf das Ei weder geworfen noch mit der Hand angeschoben werden. Lediglich umweltverträgliche Antriebstechnik ist erlaubt. Kein Verbrennungsmotor, kein Akku, keine Rakete - da bleiben nur Katapult, Feder oder Druckluft. Um die Studenten weiter zu piesacken, sind Watte- und Styroporpolster verboten. Falls die Konstruktion vor den kritischen Augen einer Fachschaftsjury besteht, darf sie an den Start: "Gentlemen, please start your egg transporters".

Die Chancen für einen neuen Menüvorschlag in der Bochumer Mammut-Mensa - "Eiersalat an Treppenstufe" - stehen bestens. Denn in den vergangenen Jahren zerschellten schon zahllose Eier auf dem holprigem Parcours zu Lande, zu Wasser und in der Luft: Mal hingen sie an einem Drahtseil ("SEIlbahn") oder lernten das Fliegen ("FlEI Away"), mal wurden sie verschifft ("SchwimmEI") oder vom achten Stock eines Hochhauses gestürzt ("FlugEI"). Manchmal jedoch sorgten die studentischen Tüftler für weiche Landungen per Fallschirm, auf einer Matratze oder gar in einer langen Unterhose.

Was nach purer Gaudi für exzentrische Akademiker klingt und regelmäßig Hunderte von Schaulustigen anlockt, hat einen durchaus ernsten Kern. "Natürlich soll so ein Event Spaß machen, aber das ist auch eine kreative Herausforderung und führt Studenten spielerisch an die Wissenschaft heran", betont Uni-Sprecher Josef König. Ähnlich ist es auch beim Papierbrücken-Wettbewerb, den der Bochumer Lehrstuhl für Statik und Dynamik veranstaltet: Die Brücken bestehen ausschließlich aus Papier, Klebstoff und Schnüren und wiegen maximal ein Kilogramm. Dennoch halten sie einiges aus. Ein Bauingenieur-Trio schaffte 1999 sogar den Sprung ins Guinness-Buch der Rekorde: Ihr nur 237 Gramm schweres Papierkunstwerk brachte es auf eine Traglast von stolzen 284,5 Kilogramm.

Auch andere Hochschulen versuchen sich an der Akademiker-Bespaßung. Schon legendär sind die "Robocups", bei denen Roboter regelmäßig zu Fußball-Europa- oder Weltmeisterschaften antreten. An das gute, alte "Schiffe versenken" erinnern die Betonkanurennen, die einmal jährlich bundesweit ausgeschrieben und vom Bundesverband der Deutschen Zementindustrie gesponsert werden. Und obendrein lassen die deutschen Universitäten Papierschiffchen vom Stapel und beladen sie mit Bleikugeln, schicken Roboter-Hunde aufs Spielfeld oder Flugroboter in die Luft - Spielereien mit wissenschaftlichem Tiefgang für Studenten und Professoren.

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