Studentischer Verkehr Auf den Straßen von Schanghai
Der Alptraum aller klimabewussten Umweltschützer: Über eine Milliarde Chinesen steigt von Muskel- auf Motorkraft um und versetzt damit dem angeschlagenen Weltklima den Todesstoß. In den modernen Großstädten des Landes wie Schanghai ist dieses Szenario bereits Realität. Das Auto hat den einst sprichwörtlichen chinesischen Fahrradfahrer abgelöst und bestimmt das Stadtbild. Doch die städtischen Behörden haben gar nicht die Zeit, sich um mögliche Umweltbelastungen zu sorgen. Viel gefährlicher für Leib und Leben ist zur Zeit nämlich noch der Verkehr in Schanghai als solcher. Denn die Autofahrer der Metropole, und allen voran die Studenten, haben massive Probleme mit der Einhaltung der Verkehrsregeln - und wurden jetzt deshalb von oberster Stelle zu Nachhilfestunden verdonnert.
Ab September müssen sich alle Erstsemester der Millionenmetropole vor dem Beginn ihres Studiums ersteinmal eine Woche lang mit den Grundregeln des Straßenverkehrs herumplagen. Das städtische Erziehungsministerium sah keinen anderen Ausweg mehr, als zu dieser drastischen Maßnahme zu greifen. Da es der künftigen Bildungselite des Landes offenbar an gesundem Menschenverstand im Straßenverkehr fehle, so ein Beamter gegenüber der Zeitung "Shanghai Daily", müsse man diesem eben etwas nachhelfen.
Die jährlich rund 100.000 Studienanfänger Schanghais hatten bis jetzt einen erschreckenden Mangel an Verantwortungsbewusstsein im Straßenverkehr gezeigt, so die Zeitung weiter. Allein im vergangenen Jahr wurden über 300 Hochschulstudenten in Verkehrsunfälle verwickelt. Doch mit diesem Chaos auf den Straßen von Schanghai soll nun endgültig Schluss sein.
Ob die Erklärung der einzelnen Schilder und der elementaren Verkehrsregeln die studentische Verantwortungslosigkeit tatsächlich beheben kann, wird man abwarten müssen. Falls alles nichts helfen sollte, könnte man den Verkehrsrowdys immer noch die Rückkehr zum Drahtesel verordnen. Das würde nicht nur die Umweltschützer besser schlafen lassen, sondern auch zur allgemeinen körperlichen Ertüchtigung der jungen Menschen beitragen. Und für ein Weilchen unmotorisiertes Opfer statt autofahrender Täter zu sein, könnte schließlich auch zur (verkehrs-)moralischen Läuterung der Studenten beitragen.