Universitäten Hochschulrektoren vermissen Studiengebühren

Deutschlands Hochschulrektoren fordern eine Rückkehr zu Studiengebühren, ihre Hochschulen seien "völlig unterausgestattet".
Gar nicht lange her: Proteste gegen die Campusmaut in Hannover (Januar 2013)

Gar nicht lange her: Proteste gegen die Campusmaut in Hannover (Januar 2013)

Foto: Peter Steffen/ dpa

Sie sind wieder da: Die Forderungen nach Studiengebühren, dieses Mal und erneut vorgetragen von der Hochschulrektorenkonferenz (HRK). Deren Präsident Horst Hippler sagte der "Süddeutschen Zeitung", die deutschen Hochschulen seien "völlig unzureichend ausgestattet". Bis hierhin dürften viele Studenten, die in diesen Wochen in ihr Wintersemester starten, zustimmen. Doch Hippler ergänzt: "Studienbeiträge können sinnvoll die staatliche Finanzierung ergänzen."

Die HRK ist als Vertretung der deutschen Hochschulchefs seit jeher allem zugetan, was Unis und Fachhochschulen Geld bringt - und dazu gehörte und gehört auch die Forderung, Studenten fürs Studieren bezahlen zu lassen. HRK-Vorsitzender Hippler sagte zum Bezahlstudium schon kurz nach seinem Amtsantritt, 500 Euro würden niemandem wehtun.

In Deutschland führten sieben Bundesländer - Baden-Württemberg, Bayern, Hamburg, Hessen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Saarland - zumeist im Jahr 2007 Studiengebühren ein. Sie betrugen meist 500 pro Semester, Hamburg probierte unter der schwarz-grünen Stadtregierung auch das Modell der nachgelagerten Studiengebühren aus. Dabei werden fertige Akademiker nach ihrem Studium zur Kasse gebeten.

Mittlerweile wurden sie nach teils großen Studentenprotesten überall wieder abgeschafft. Das Erststudium ist in Deutschland seit der Abschaffung in Niedersachsen wieder gebührenfrei, Studenten bezahlen allerdings je nach Hochschulstandort als sogenannte kleine Studiengebühr eine Verwaltungsgebühr an ihre Hochschule. Hinzu kommen Semesterbeiträge für Studierendenwerk, Semesterticket und die Studentenvertretung, die sich mitunter auf mehr als 200 Euro pro Semester belaufen können.

Die Sorge von HRK-Präsident Hippler um die Hochschulfinanzierung ist verständlich: Die Hochschulen stehen in mehreren Bundesländern unter erheblichem Spardruck. Uni-Gebäude zerbröseln, der Hamburger Uni-Präsident Dieter Lenzen nennt seine Hochschule gar "Ruine". In Sachsen-Anhalt gilt schon das Motto: Rette sich, wer kann. Wenn schon gespart werden muss, dann bitte nicht bei uns, sagte sinngemäß der Rektor der Uni Halle. Vorwürfe wegen mangelnder Solidarität unter den Hochschulchefs folgten.

Derzeit verhandeln Bund und Länder über die Ausgestaltung des nächsten Hochschulpaktes, mit dem zusätzliche Studienplätze an Unis und FH ab 2016 finanziert werden sollen. Im April hatten die Wissenschaftsminister von Bund und Ländern bereits eine erste Notfallmaßname wegen des anhaltenden Studienanfängerbooms beschlossen: Sie werden den Pakt bis 2015 um rund 4,4 Milliarden Euro aufstocken. Mit den Hochschulpakten stellen Bund und Länder seit 2006 gemeinsam 20 Milliarden Euro bereit.

Im Sommer zeigte eine Studie, in der die Erfahrungen mit Studiengebühren in neun Ländern, darunter Deutschland, zwischen 1995 bis 2010 untersucht wurden: Studiengebühren bringen nichts, sowohl erhoffte positive als auch befürchtete negative Effekte sind gering. Anfang 2012 zeigte sich die Bundesregierung ratlos, ob die über mehrere Jahre erhobene Campusmaut nun nützlich war oder nicht.


cht
Die Wiedergabe wurde unterbrochen.
Merkliste
Speichern Sie Ihre Lieblingsartikel in der persönlichen Merkliste, um sie später zu lesen und einfach wiederzufinden.
Jetzt anmelden
Sie haben noch kein SPIEGEL-Konto? Jetzt registrieren