Studiengebühren Von Trotha lässt nicht locker

Baden-Württembergs Wissenschaftsminister Klaus von Trotha geht - und legt sich mit der Forderung nach Studiengebühren ein letztes Mal mit Studenten an. Sein Nachfolger soll Peter Frankenberg, bisher Rektor der Uni Mannheim, werden.

Stuttgart - Trotz aller Widerstände dringt Klaus von Trotha, einer der dienstältesten deutschen Wissenschaftsminister, auf eine rasche Einführung allgemeiner Studiengebühren. "Studiengebühren sind vor allem notwendig, um ein effektives Studium zu erreichen - wer zahlt, studiert anders", sagte der scheidende Minister in einem dpa- Gespräch. Die Studierenden könnten Qualitätsanforderungen an die Hochschulen stellen. Zwar seien die Chancen, Studiengebühren durchzusetzen, derzeit außerordentlich gering. Doch alle Experten rieten dazu, dieses Ziel weiterzuverfolgen, behauptet von Trotha.

Tatsächlich sind Studiengebühren seit vielen Jahren umstritten, unter Bildungsexperten ebenso wie unter Politikern. Zuletzt startete das SPD-Präsidium eine Initiative, Gebühren bundesweit zu verbieten. Daran hat sich Bundesbildungsministerin Edelgard Bulmahn seit ihrem Amtsantritt die Zähne ausgebissen. Ginge es jedoch allein nach von Trotha, müssten längst alle Studenten Gebühren zahlen. In Baden-Württemberg werden sie bereits zur Kasse gebeten - mit 2000 Mark jährlich, sofern sie länger als 13 Semester studieren.

"An den Hochschulen wird über den Geldmangel geklagt, durch Studiengebühren könnten aber zusätzliche Mittel eingenommen werden", meint der CDU-Politiker, der sich nach mehr als zehn Jahren im Amt aus der Regierung zurückzieht. Sein Nachfolger soll Peter Frankenberg werden. Der 53-jährige Wissenschaftler ist bisher Rektor der Universität Mannheim.

Bei bundesweit 1,8 Millionen Studenten rechnet von Trotha mit einem jährlichen Gebührenaufkommen von 3,6 Milliarden Mark. Als mögliches Modell nannte er die australische Lösung: Wer seine Gebühren gleich bezahlt, erhält einen Rabatt. Wer dies nicht leisten kann, erhält ein zinsloses Darlehen mit der Verpflichtung, es nach Erreichen einer bestimmten Einkommensgrenze nach dem Studium zurückzuzahlen. "Damit ist sichergestellt, dass niemand wegen schlechter sozialer Ausgangsbedingungen an einem Studium gehindert wird", so von Trotha.

Studiengebühren würden nach von Trothas Überzeugung auch nicht junge Leute aus dem Ausland von der Aufnahme eines Studiums in Deutschland abschrecken. Bereits jetzt seien Hochschulen in den USA, Australien oder Großbritannien trotz der dort erhobenen Gebühren für ausländische Studierende attraktiver als die kostenfreien deutschen.

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