Türkisch-Deutsche Uni in Istanbul Langer Vorlauf, wenig Studenten

Bitte recht freundlich: Bundesbildungsministerin Wanka (CDU) und Uni-Rektor Akkanat in Berlin
Foto: Jörg Carstensen/ dpaEin "Signal für die Entwicklung der Zivilgesellschaft", das soll die neue Hochschule sein, verspricht Johanna Wanka (CDU), die deutsche Bildungsministerin. "Ich wünsche mir Studenten, die politisch aktiv sind."
Das wäre an sich nichts Besonderes, würde die Hochschule, von der sie spricht, nicht in der Türkei stehen. Jenem Land, in dem politisch engagierte Studenten damit rechnen müssen, im Gefängnis zu landen, vor allem seit den Protesten rund um den Gezi-Park in Istanbul.
Im Herbst soll jetzt in einem anderen Teil Istanbuls, nämlich auf der asiatischen Seite, in Beykoz am Bosporus, der Lehrbetrieb der Türkisch-Deutschen Universität (TDU) beginnen. Endlich, muss man sagen, denn der Start hatte sich seit dem Beginn der Planungen 2006 immer wieder verzögert.
Ab Mitte September sollen bis zu 135 Studenten dort auf Deutsch, Türkisch und Englisch Veranstaltungen in drei Bachelor-Studiengängen besuchen, nämlich in Technik Mechatronischer Systeme, Rechtswissenschaften und Betriebswirtschaft. Zehn Prozent der Plätze sind nach Angaben des Rektors Halil Akkanat für ausländische Studenten vorgesehen, darunter auch Deutsche.
Gebührenfrei am Bosporus
Erste Gebäude, die provisorisch bezogen werden können, seien jetzt errichtet, hieß es bei einer TDU-Veranstaltung in Berlin. Ab 2014 sollen dann die eigentlichen Bauarbeiten beginnen, sie werden sich aber über einige Jahre hinziehen. Irgendwann sollen dann bis zu 5000 Studenten an fünf Fakultäten dort studieren können.
Die TDU ist juristisch eine türkische Hochschule, die Türkei hat denn auch das Grundstück zur Verfügung gestellt und übernimmt den Großteil der Kosten - seit 2010 etwa 20 Millionen Lira jährlich, was nach derzeitigem Umrechnungskurs etwa acht Millionen Euro pro Jahr sind. Deutschland hat bislang etwa 2,5 Millionen Euro investiert und wird sich künftig über den Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) mit etwa vier Millionen jährlich beteiligen, so Wanka. Deutschland habe unter anderem die Kosten für die Planung der Studiengänge übernommen und werde deutsches Lehrpersonal bezahlen. Studiengebühren soll es nicht geben.