Uni Hamburg Bernd Lucke hält Vorlesung unter Polizeischutz

Dutzende Polizisten, 200 Studierende, ein paar Demonstranten: Im dritten Versuch hat es AfD-Gründer Bernd Lucke geschafft, seine Vorlesung an der Uni Hamburg ungestört zu beenden.
Polizisten überwachen den Zugang zur Vorlesung von AfD-Mitgründer Bernd Lucke. Rein kommt nur, wer für die Veranstaltung angemeldet ist

Polizisten überwachen den Zugang zur Vorlesung von AfD-Mitgründer Bernd Lucke. Rein kommt nur, wer für die Veranstaltung angemeldet ist

Foto: Axel Heimken/ dpa

Die Szenerie war martialisch. Unter dem Schutz eines Polizei-Großaufgebots hat AfD-Mitbegründer Bernd Lucke am Mittwoch zum ersten Mal nach seiner Rückkehr an die Universität Hamburg eine Vorlesung bis zum Schluss gehalten. Mehrere Dutzend Polizisten riegelten das Gebäude mit Absperrgittern ab.

Zusätzlich kontrollierte ein privater Sicherheitsdienst am Eingang, damit nur angemeldete Personen Zutritt erhielten. Im Gegensatz zu den vergangenen beiden Wochen blieb es ruhig. Demonstrierende Studenten verteilten lediglich Flugblätter, hielten ein Transparent hoch und veranstalteten eine kleine Kundgebung.

Das Konzept des Senats sei aufgegangen, teilte die Wissenschaftsbehörde mit. Die Kosten für die gesamten Sicherheitsmaßnahmen belaufen sich auf einen sechsstelligen Betrag, wie Uni-Sprecherin Merel Neuheuser mitteilte. Dazu zählten auch die Kosten für den Arbeitsausfall durch die Bombendrohung in der vergangenen Woche, da diese im Zusammenhang mit der Thematik stehe.

"Einfach nur bestehen"

Lucke selbst habe die Veranstaltung mit einem kleinen Scherz darüber eröffnet, dass die Vorlesung nun direkt neben dem Gefängnis stattfinde, erzählte anschließend ein Teilnehmer. Lucke sei inhaltlich "nicht besser und nicht schlechter als andere Professoren", sagte der Student.

Anders als in den vergangenen Wochen fand die Vorlesung nicht auf dem Hauptcampus statt, sondern etwas abseits in einem Physik-Hörsaal in der Nähe des Hamburger Untersuchungsgefängnisses.

Ein anderer Besucher der Vorlesung sagte dem SPIEGEL, ihm sei "die Person Lucke schnurzegal - ich will einfach nur diese Prüfung mit 4,0 bestehen". Immer wieder betonten Studenten, dass es sich um eine Pflichtveranstaltung handele und sie sich den Dozenten nicht aussuchen könnten.

Die Universität hat mittlerweile angekündigt, ab kommender Woche ein digitales Angebot und eine zusätzliche Vorlesung zum gleichen Thema bei einer anderen Dozentin anzubieten - um den "zahlreichen verängstigten Studierenden" eine Alternative zu Luckes Vorlesungen zu geben. Zusätzlich, so heißt es in der Mitteilung, bietet die Psychotherapeutische Hochschulambulanz Ad-hoc-Therapien zur Bewältigung von Posttraumatischen Belastungsstörungen an.

Zuvor hatte Lucke das Angebot der Hochschule abgelehnt, statt einer Präsenzveranstaltung eine Online-Vorlesung durchzuführen. Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne) wies den Uni-Präsidenten Dieter Lenzen daraufhin an, dass die Präsenzvorlesung auch in dieser Woche stattfinden solle.

him/dpa
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