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Uni-Loser wird aktiv: Stop Office Work!

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Uni-Loser Dachsel umarmt Femen Stoppt die Bürohaltung!

Hunderttausende Studenten sind nach ihrem Abschluss von Büroarbeit bedroht: Dabei werden Unschuldige täglich auf engstem Raum in Unternehmen festgehalten. Uni-Loser Felix Dachsel will das ändern. Zum Glück hat er gerade viel Zeit für Engagement.

Man muss es doch mal sagen: Studieren ist großartig. Man sollte so lange studieren, wie es nur irgendwie geht. Unter Zuhilfenahme aller möglichen Tricks.

Denn was nach dem Studium wartet, ist furchterregend: Arbeit. Im schlimmsten Fall sogar: Arbeit in einem Büro. Tagelang herumsitzen auf engstem Raum, mit gelegentlicher Fütterung. Bei Hühnern nennt man das Käfighaltung. Und Käfighaltung ist zu Recht verpönt.

Dieser Text hat nur ein Ziel: Er soll dazu beitragen, dass wir in Deutschland die Haltung von Menschen in Büros gesellschaftlich ächten. Um dieses Ziel zu erreichen, werde ich mich mit Femen verbünden. Die jungen Aktivistinnen sollen barbusig auf die Schreibtische von Krankenkassensachbearbeitern springen und schreien: STOP OFFICE WORK! STOP OFFICE WORK! Sie werden Betriebskantinen stürmen und ins Salatbuffet hüpfen.

Wir brauchen endlich eine Debatte über Bürohaltung

Femen hat kürzlich aus Protest einen Gottesdienst im Kölner Dom gestört. Was aber ist der Katholizismus von Kardinal Meisner gegen die brutale Ideologie der Bürohaltung? Wir brauchen in dieser Gesellschaft endlich eine Debatte über Bürohaltung.

Bürohaltung ist gefährlich, unterdrückerisch und totalitär.

Da ist zum Beispiel Herr Häberle. Herr Häberle wird seit Jahrzehnten in einem Großraumbüro im Stuttgarter Umland festgehalten. Er muss Anträge prüfen und stempeln. Grüner Stempel heißt: angenommen. Roter Stempel heißt: abgelehnt. Herr Häberle hat eine Kaffeetasse, die mit seinem Namen markiert ist. Im Inneren der Tasse steht ein Spruch: Du bist meine Morgensonne.

Herr Häberle sitzt auf einem Bandscheiben-Drehstuhl, den hat er sich vor drei Jahren vom Hausmeister gewünscht. Alle drei Jahre gibt es einen neuen. Dann geht der Hausmeister mit einem Klemmbrett durch die Abteilungen und sagt nur drei Worte: "Leute, Großbestellung, Bürobedarf." Drehstühle bestellen - das ist das letzte große Abenteuer im Leben des Herrn Häberle. Ein bisschen Freiheit.

Früher gab es in der Kantine noch Auswahl. Es gab Gericht 1 und Gericht 2. Jetzt gibt es nur noch Gericht 1. Und zum Nachtisch entweder Grießbrei oder einen Apfel. Bald werden sie uns auch noch den Grießbrei nehmen, denkt Herr Häberle.

Oder da ist Sabrina aus Berlin. Sabrina arbeitet in einem Unternehmen, das sich als "jung" bezeichnet. "Jung" bedeutet in diesem Zusammenhang: befristete Verträge, falsche Freundlichkeit, dafür aber ein Tischkicker auf jeder Etage und Latte Macchiato bis zum Abwinken. In Sabrinas Unternehmen werden ab 11.15 Uhr Arbeitsgruppen für den Gang in die Kantine gebildet. Man nennt die Kantine hier "Lounge".

Lachen über Hierarchien hinweg

Sabrina ruft ihre Kollegen an. Sabrina fragt: "Hey, ich gehe um eins mit den anderen runter in die Lounge was lunchen, magst du auch?" In Sabrinas Unternehmen wird viel gelacht. Auch gerne mal über Hierarchien hinweg. Das ist ja das Perfide.

Herr Häberle zum Beispiel weiß, dass seine Arbeit scheiße ist. Sein Vorgesetzter ist ein humorloser Idiot, der Abteilungsleiter dick und faul. Herr Häberle motzt, so viel er kann, und ist immer schlecht gelaunt. Aber Sabrina muss immer lachen: Beim Ski-Ausflug mit den Kollegen, bei der Weihnachtsfeier. "Spaß bei der Arbeit ist mir ganz arg wichtig", sagt Sabrina.

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Die fiktiven Beispiele Herr Häberle und Sabrina sind keine Einzelfälle. Wie ihnen geht es Hunderttausenden in diesem Land. Bürohaltung ist ein Phänomen, das uns alle angeht. Bürohaltung kommt überall vor, beinahe unabhängig von Alter und Schichtzugehörigkeit. Bei Versicherungen, in Autohäusern, auf Ämtern, in Werbeagenturen, in Groß- und Kleinverlagen. Wenn ein Angehöriger von Ihnen täglich acht Stunden in einem Büro verschwindet, dann schauen Sie nicht weg! Fragen Sie nach!

Ich starte jetzt die Kampagne BÜRO 2014. Mein Ziel ist es, bis zum Ende des Jahres die Fälle von Bürohaltung in Deutschland zu halbieren. Es gibt bereits ein Logo. Wer mich unterstützen will, der kann sich unter buero@uniloser.de  melden.

Gerade Studenten sollten sich hier engagieren. Sie haben Zeit und sind akut von Bürohaltung bedroht.

Ich finde es erschreckend, dass so ein reiches und zivilisiertes Land wie Deutschland Bürohaltung nötig hat. Packen wir es an.

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