Uni-Noten im Vergleich Wie gut ist Ihr Abschluss?

Ob die Note "befriedigend" okay ist, hängt vom Studienfach ab. Ein Jurist kann damit gut leben, ein Geisteswissenschaftler eher nicht. Und Sie? Testen Sie, wie gut ihr Abschluss im Vergleich ist.
Ein Blick auf die Abschlussnote

Ein Blick auf die Abschlussnote

Foto: Matt Cardy/ Getty Images

Keine Angst vor schlechten Noten! Diesen Rat bekommen viele Erstsemester zum Studienbeginn. Denn wer studiert, gehörte in der Schule meistens zu den Besten - könnte aber nach den ersten Ergebnissen an der Hochschule ernüchtert sein.

Doch keine Sorge: Studieren Sie Psychologie, Pädagogik, Germanistik? Dann haben Sie blendende Aussichten, am Ende Ihres Studiums wieder voll im grünen Bereich zu landen! Das Statistische Bundesamt erhebt jährlich alle Uni-Abschlussnoten - und Sie können hier Ihre eigenen Ergebnisse mit denen der 20 beliebtesten Studienfächer vergleichen.

Ist Psychologie einfacher als Maschinenbau?

Das Vergleichstool bestätigt so manche Vorurteile: Während Geisteswissenschaftler in einigen Fächern, etwa Pädagogik, eine 90-prozentige Wahrscheinlichkeit haben, mindestens mit einem "gut" abzuschließen, schneidet jeder zweite Bauingenieur oder Wirtschaftswissenschaftler im Bachelor mit "befriedigend" oder schlechter ab. Woran liegt das?

Eine Erklärung für die unterschiedlich strenge Benotung könnten die Zulassungsbedingungen sein: Während bei der Aufnahme von Psychologiestudenten schon mithilfe des Numerus Clausus gesiebt wird, können auch Abiturienten mit einem Dreierdurchschnitt Maschinenbau studieren. Tatsächlich fielen 2014 fast 12 Prozent aller Maschinenbaustudenten im Bachelor durch - bei den Psychologen waren es nur 2,3 Prozent.

Prüfung in der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität

Prüfung in der Magdeburger Otto-von-Guericke-Universität

Foto: Andreas Lander/ picture-alliance/ dpa

Natürlich unterscheiden sich diese Fächer fundamental in ihrem Wesen: Während Fehler die Studenten in naturwissenschaftlichen Fächern scheitern lassen könnten, sei der Umgang mit den Kategorien "wahr" und "falsch" in den Geisteswissenschaften ganz anders, erklärt Mandy Gratz vom Dachverband der Studierendenvertretungen fzs: "Nicht selten geht es in den ersten Semestern darum, sich mit Themen wie Wahrheit auseinanderzusetzen und sich dem Gegenstand der eigenen Wissenschaft aus unterschiedlichen Perspektiven zu nähern." Kurz gesagt: In den Geisteswissenschaften geht es eher um Argumentation und Theorien als um mathematische Fakten.

Der entscheidende Grund für die unterschiedlichen Abschlussniveaus liegt wohl in der Bewertungskultur der jeweiligen Studienfächer. Bestes Beispiel dafür sind die Rechtswissenschaftler: Alle Abschlüsse mit vollbefriedigend oder besser gelten als Prädikatsexamina. Dementsprechend schafften 2014 sogar 85 Prozent aller Absolventen höchstens ein befriedigend oder ausreichend . "Die Juristen haben ihr tradiertes Selbstbewusstsein behalten", sagt Matthias Jaroch vom Deutschen Hochschulverband. "Das spiegelt sich in den strikteren Noten wider." Die Studentenvertreter kritisieren das: Die harsche Benotung nennt Mandy Gratz "fatal", weil sie während des Studiums für Stress und Druck sorge und anschließend noch lange einen großen Einfluss auf die beruflichen Möglichkeiten der Absolventen habe.

Alles wird gut - und besser

Mit der harschen Bewertungspraxis bilden Juristen aber eine Ausnahme. Seit Jahren bemängelt etwa der Wissenschaftsrat die Tendenz zur Bestnote an deutschen Unis. So wurden 2014 von allen Abschlussprüfungen in den 20 beliebtesten Fächern fast drei Viertel mit gut oder besser bewertet. "Da ist einiges verrutscht und bedarf dringend einer Korrektur", sagt Matthias Jaroch.

Wenn es für die Studenten Einsen und Zweien regne, verlören die Noten nämlich ihre Aussagekraft. So wie in den Masterstudiengängen: In 15 von 18 Fächern bekamen sogar 90 Prozent der Absolventen ein gut oder besser. Gar nicht schlimm findet das Studierendenvertreterin Gratz: "Gute oder sehr gute Abschlussnoten sagen nichts über den Schwierigkeitsgrad eines Studienfachs aus." Gerade wenn es für Fächer hohe Zulassungsbedingungen gegeben habe, seien die guten Noten doch eine Bestätigung, dass die qualifiziertesten Personen auch einen Studienplatz bekommen hätten.

Die Gegner guter Noten befürchten, dass Professoren ihre Studenten nicht mehr nach der wahren Leistung bewerten, sondern mit haufenweise Einsen und Zweien den Weg des geringsten Widerstands gehen. Experten fordern deshalb von den Profs schon seit Jahren: Nutzt das gesamte Notenspektrum aus - sonst verliert die Benotung an Wert.

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